Szene aus dem Film: "Die Mittagsfrau" © Wild Bunch Germany, Lucky Bird Pictures Foto: Nick von Nostitz

"Die Mittagsfrau": Berührende Verfilmung des Romans von Julia Franck

Stand: 24.09.2023 06:00 Uhr

In der Romanverfilmung "Die Mittagsfrau" wird die Lebens- und Leidensgeschichte einer Frau erzählt, die trotz widriger Umstände nicht bereit ist, ihren Traum vom selbstbestimmten Leben aufzugeben.

von Bettina Peulecke

"Die Mittagsfrau", obwohl titelgebend, ist ein mythisches Wesen, das im Roman wie im Film nur sehr sporadisch und als Metapher erwähnt wird. In erster Linie geht es um Helene, eine junge Frau aus dem kleinbürgerlichen Bautzen, die schon früh den Wunsch hegt, Medizin zu studieren. Ihr und ihrer Schwester Martha bietet sich die Chance, zu ihrer Tante nach Berlin zu ziehen. Helene findet Arbeit in einer Apotheke und versucht ihr Abitur nachzuholen, während ihre Schwester das ausschweifende Leben in den goldenen 1920er-Jahren ausgiebig und zunehmend drogenumnebelt genießt.

Als Jüdin im Deutschland der 20er- und 30er-Jahre

Helene hingegen trifft Karl, einen poesieliebenden, linken Intellektuellen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Helene will studieren und nicht Mutter sein, Karl wird auf offener Straße von SA-Truppen erschlagen, bald darauf übernehmen die Nazis die Macht. Als Tochter einer jüdischen Mutter hat sie es immer schwerer. Sie arbeitet als Krankenschwester im Hospital und wird von Max, einem SS-Offizier umworben:

"Schwester, könnten Sie meinen Puls fühlen, mein Herz rast!"
"Seit wann haben Sie dieses Herzrasen?"
"Seit ich Sie zum ersten Mal gesehen hab'. Glauben Sie, mein Zustand ist bedenklich?"
"Auf mich wirken Sie sehr gesund."
"Nächste Woche werde ich entlassen. Darf ich Sie dann ausführen? Bitte, nur ein einziges Mal, danach sind Sie mich los. Wenn Sie mich dann noch loswerden möchten." Filmdialog

Jahre später wünscht sich Helene nichts sehnlicher, als Max loszuwerden. Er hat ihr Papiere besorgt, die sie als Arierin ausweisen - dafür hat sie ihn geheiratet, sich ihm völlig untergeordnet und nach einer Vergewaltigung sein Kind bekommen, zu dem sie keine emotionale Nähe aufbauen kann. Als der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Deutschlands zu Ende geht, befreit auch Helene sich und lebt endlich ihr eigenes Leben.

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"Die Mittagsfrau": Starke Schauspielleistung von Mala Emde

Mala Emde spielt Helene, diese ambivalente Protagonistin, die ihre Träume und Wünsche stets als Spielball gesellschaftlicher und politischer Umstände opfern muss, zurückgenommen und gleichsam sehr stark. "Die Mittagsfrau" ist kein unterhaltsamer Film, aber einer, der zutiefst berührt und heutige Freiheiten vielleicht auch nochmal verdeutlicht.

Die Mittagsfrau

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn u. a.
Regie:
Barbara Albert
Länge:
137 Minuten
FSK:
ab 16 Jahren
Kinostart:
ab 28. September 2023

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 24.09.2023 | 07:55 Uhr

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