"Der Pinguin meines Lebens": Gefühlvoller Lehrer-Pinguin-Film
Mit viel Gefühl erzählt Peter Cattaneo in "Der Pinguin meines Lebens" die Geschichte des Lehrers Tom Michell 1976 zu Beginn der Militärdiktatur in Buenos Aires. Ein Pinguin tritt in sein Leben und wird zum Veränderungsmotor für ihn und seine nähere Umgebung.
Zwischen 1976 und 1983 herrschte in Argentinien eine Militärdiktatur, der Zehntausende zum Opfer fielen. In dieser Zeit unterrichtete der englische Lehrer Tom Michell dort an einer Privatschule. "The Penguin Lessons" heißt seine Autobiografie aus dieser Zeit, "Der Pinguin meines Lebens" die Verfilmung mit dem englischen Kino- und Bühnenstar Steve Coogan, die nun im Kino läuft.
Als Lehrer in einem zerrütteten Land
Als Tom in Buenos Aires eintrifft, um als Englischlehrer an einer Privatschule zu unterrichten, wird er bereits sehnlichst vom Direktor erwartet. Schon in den ersten Minuten wird der Sarkasmus des abgeklärten Pädagogen deutlich:
Direktor: "Fremdsprachenlehrer wie Sie sind dieser Tage Mangelware hierzulande. Wie dem auch sei, ich habe ihren Lebenslauf noch gar nicht lesen können. Wo waren Sie zuletzt?"
Tom: "Ich habe in Ecuador unterrichtet, davor in Venezuela und Brasilien und davor in Chicago, Sir, ich arbeite mich langsam nach unten, geografisch gesehen."
Filmszene
Nun liegt Argentinien nicht nur geografisch betrachtet ganz unten in Südamerika, auch mit dem Land geht es bergab. Nach dem Tod des Präsidenten Juan Perón wird 1974 seine Frau Isabel Präsidentin. Die Wirtschaft kollabiert, eine Inflation jagt die nächste, linke Guerilla-Organisationen und rechte Milizen liefern sich bereits erbitterte Kämpfe. Der Lehrer hat überhaupt nicht vor, politisch oder menschenrechtlich aktiv zu werden.
Ein Pinguin wird zum Schultherapeuten
Als das Militär die Macht übernimmt, wird der Unterricht vorübergehend ausgesetzt, und Tom nutzt die freie Zeit für einen Kurztrip ins benachbarte Uruguay, von dem er ohne den erhofften One-Night-Stand, dafür mit einem Magellan-Pinguin zurückkommt. Der hatte Tom unfreiwillig am Strand als Retter auserwählt. Das Tier folgt ihm auf Schritt und Tritt, und er nimmt ihn notgedrungen mit nach Buenos Aires. Dort sind seine Haushälterin Maria und ihre Enkelin Sofia, die bei Tom sauber macht, sofort Feuer und Flamme für den putzigen Vogel, den sie "Juan Salvador" taufen. Der kommt flugs auch mit in den Unterricht in Toms Klasse verwöhnter Knaben.
Juan Salvador wird umgehend zum Hauptdarsteller und Herzensbrecher, umhegt und gepflegt von allen Seiten. Pädagogisch wertvoll eingesetzt, steigert er die Lernerfolge von Toms privilegierten Problemschülern. Jeder, selbst der Direktor, vertraut ihm hochemotionale Dinge an - ein Therapeut wie er geduldiger und verschwiegener nicht sein könnte.
Und er bringt auch bei Tom verlorengegangene Empathie und menschliche Regungen wieder zum Vorschein: Nachdem er auf der Straße der brutalen Verhaftung seiner Putzfrau Sofia tatenlos zugesehen hat, regt sich bald ein neues politisches Bewusstsein.
Ein liebenswertes Dream-Team mit kauzigem Steve Coogan
Der britische Regisseur Peter Cattaneo hat mit der Komödie "Ganz oder Gar nicht" 1997 einen echten Kultfilm geschaffen und setzt auch hier deutlich stärker auf die unterhaltenden Seiten der Geschichte als auf den dramatischen Hintergrund.
Steve Coogan agiert als Tom genauso kauzig-liebenswert, wie es sein Pinguin-Partner von Natur aus ist. Die beiden sind ein Sympathieträger-Dream-Team und "Der Pinguin meines Lebens" ist einfach herzerwärmend anzuschauen.
Der Pinguin meines Lebens
- Genre:
- Drama, Komödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Spanien, Großbritannien
- Zusatzinfo:
- Mit Steve Coogan, Jonathan Pryce, Baba and Richard und anderen
- Regie:
- Peter Cattaneo
- Länge:
- 110 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahren
- Kinostart:
- 24. April 2025
Schlagwörter zu diesem Artikel
Spielfilm
