"Bad Boys 4: Ride or Die": Action-Kino ohne Moral
Der vierte Teil der Action-Reihe "Bad Boys" ist der Film, mit dem Will Smith sich nach seiner Oscar-Ohrfeige vor zwei Jahren rehabilitieren will. Obwohl der Streifen optisch brilliert, bleibt ein fader Nachgeschmack.
Es sind dunkle Wolken am sonst so blauen Himmel von Miami in Florida. Dunkle Wolken am Horizont von "Bad Boys: Ride or Die". Nicht nur wegen des schlagkräftigen Ausrutschers des Hauptdarstellers Will Smith, der 1995 mit dem ersten "Bad Boys"-Film den Grundstein für seine Weltkarriere legte, sondern auch für die beiden Figuren des "Bad Boys"-Universums: für die von Smith und Martin Lawrence gespielten Drogenfahnder Mike Lowrey und Marcus Burnett, die unterschiedlicher nicht sein könnten und schießwütig undercover ihre Fälle lösen. Im vierten Film werden sie unfreiwillig zum Zentrum eines Korruptionsskandals, in den auch ihr verstorbener Chef und Mentor Captain Howard verwickelt zu sein scheint.
Die Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence stimmt
In "Bad Boys 4" sind die beiden Protagonisten überwiegend auf der Flucht, müssen mehr oder weniger im Alleingang ihre Unschuld beweisen, Verfolger abschütteln und mal wieder über sich selbst hinauswachsen. Dabei ist es - wieder einmal - die Chemie zwischen Smith und Lawrence, die so gut funktioniert. Das Spiel mit ihrem Image, dem Playboy und dem Familienmenschen, die sich zusammengerauft haben. Und das Spiel mit ihrem Alter: graue Haare, müde Knochen, zu viele Traumata, die die Arbeit behindern. Für genug Action reicht es dennoch.
Waghalsige Aufnahmen und wilde Schießereien
Adil El Arbi und Bilall Fallah, das belgische Regie-Duo, das seinen zweiten "Bad Boys" Film inszeniert, hatte an sich selbst einen hohen Anspruch: "Wir wollten nicht nur uns nicht wiederholen, wir wollten auch keine anderen Actionfilme kopieren. Es gibt 'John Wick', 'Fast and Furious', die ganzen Superhelden-Filme. Wir wollten nicht der Abklatsch vom Abklatsch vom Abklatsch sein, wir wollten unsere eigenen Akzente setzen. Wir haben also geguckt, was die anderen wie gemacht haben - und dann nach ganz neuen Ansätzen gesucht. Wir wollten mutig sein, verrückt. Vielleicht auch ein bisschen zu verrückt."
Verrückt sind die Szenen teilweise: Es gibt waghalsige Drohnenaufnahmen, ein Duell Mann gegen Albino-Alligator, Verfolgungsjagden, Explosionen, wilde Schießereien. Dabei ist es vor allem der visuelle Ansatz der beiden Regisseure, der frischen Wind in die Reihe bringt: "Wir haben das ganze Internet durchforstet - Instagram, YouTube - und haben gemeinsam mit unserem Kameramann nach neuen Ansätzen gesucht. Zum Beispiel der Einsatz einer speziellen Kamera, sodass die Augen des Schauspielers zur Kamera werden. Diese spezielle Perspektive haben wir auf Instagram gefunden, die wurde vorher noch nie in Hollywood eingesetzt. Das war vor allem für die Schauspieler eine neue Erfahrung, weil sie zu ihrem eigenen Kameramann wurden. Wir fragen uns immer, wie wir etwas neu und interessant erzählen können. Wir können ruhig kopiert werden, aber wir möchten nicht selbst kopieren."
Gelungener Action-Streifen mit fadem Nachgeschmack
Das ist unter dem Aspekt gelungen - allerdings, und das ist der etwas fade Nachgeschmack von "Bad Boys: Ride or Die", fehlt zwischen all dem Schießen und vor allem auch Töten die moralische Reflexion der Geschichte und vor allem der Hauptfiguren. Selbst wenn es sich um einen Hochglanzfilm im Genre des Action-Kinos handelt.
Bad Boys: Ride or Die
- Genre:
- Action, Komödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- mit Will Smith, Martin Lawrence, Vanessa Hudgens u.a.
- Regie:
- Adil El Arbi, Bilall Fallah
- Länge:
- 115 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 5. Juni 2024