Oscarpreisträger Volker Schlöndorff ist 85
Den Namen Volker Schlöndorff verbindet man sofort mit dem Oscar-prämierten Film "Die Blechtrommel". Am 31. März wurde der Regisseur 85 Jahre alt. Anfang Mai erhält er beim Filmkunstfest in Schwerin den Ehrenpreis - den "Goldenen Ochsen".
"Die verlorene Ehre der Katharina Blum", "Tod eines Handlungsreisenden", "Homo Faber" und natürlich "Die Blechtrommel" - Volker Schlöndorff genoss die Zusammenarbeit mit den Schriftstellern Heinrich Böll, Arthur Miller, Max Frisch und Günter Grass: "Ich bin immer mit Autoren gut ausgekommen, jedenfalls mit Lebenden. Gescheitert bin ich an Toten, weil ich mit denen nicht reden konnte. Ich betrachte mich als teils gescheitert an Proust und voll gescheitert an Kleist."
Denn der Regisseur weiß genau, welche Filme zu Misserfolgen führten: "Mir ist bis heute nicht klar, was war eigentlich mit 'Eine Liebe von Swann' oder was war mit einem anderen Film, den ich als gescheitert betrachte: Was war mit Heinrich von Kleists 'Michael Kohlhaas'? Was habe ich da falsch gemacht? Oder warum habe ich das nicht in den Griff bekommen? Mich interessiert nicht, groß über die Erfolge zu sprechen. Auseinandersetzen tut man sich ein Leben lang mit den Sachen, die einem nicht gelungen sind und die man gern noch mal machen möchte", so Schlöndorff.
Oscar für "Die Blechtrommel"
Zweifellos gelungen ist dem Regisseur die Verfilmung des Grass-Romans "Die Blechtrommel". Und irgendwie hatte Schlöndorff von Beginn an das Gefühl, dieser Film wird ein Erfolg: "Vermessen, wie man manchmal sein muss, um überhaupt so etwas Großes überhaupt anzugehen, habe ich am Vortag des ersten Drehtags mein Team versammelt. Es war in Zagreb, Jugoslawien, da haben wir die großen Komparsen-Szenen gedreht, die eigentlich in Danzig spielen. Und da hab ich gesagt, die Latte liegt hoch und wir wollen sie überspringen. Wir wollen mit diesem Film sowohl die Goldene Palme als auch den Oscar in Hollywood bekommen. Natürlich großes Gelächter, ist dann aber tatsächlich eingetreten."
Geboren 1939 in Wiesbaden, wuchs Schlöndorff im Taunus auf. Bereits als Jugendlicher wurde ihm klar, welche Kunstgattung ihn vor allem begeistern würde: "Ich bin zunächst ein sehr begeisterter Fotograf gewesen. Ich konnte nicht zeichnen, ich konnte nicht singen. Schreiben habe ich damals versucht, mit 16 habe ich Kurzgeschichten geschrieben. Aber ich war begeisterter Fotograf, das war die Art, mich auszudrücken. Und Bilder sind für mich der Sprung zum Film gewesen."
Junger Schlöndorff arbeitet mit Melville, Resnais und Malle
Mit 16 ging er nach Frankreich auf ein Internat, mit Anfang 20 arbeitete Schlöndorff als Assistent mit den großen französischen Regisseuren Jean-Pierre Melville, Alain Resnais und Louis Malle. Neben den Franzosen verehrt Schlöndorff vor allem drei Kollegen: "Andrzej Wajda, dem fühle ich mich sehr verpflichtet. Kurosawa in Japan, in Amerika Elia Kazan."
Der Regisseur ist mit 60 zudem zum passionierten Läufer geworden. Der Marathon habe ihn gerettet, sagte er einmal, als er in den 1990er-Jahren vier Jahre lang keinen Film machen konnte. Wo Schlöndorff sonst die Film- und Kinoszene kannte, rannte er nun über die Straßen von Berlin, Paris, New York.
Vorerst letzter Film 2017: "Der namenlose Tag"
Seinen bislang letzten Film drehte Schlöndorff 2017 - "Der namenlose Tag". Allerdings standen und stehen seit vielen Jahre zwei Romanverfilmungen noch auf seiner Wunschliste - im wahrsten Sinne Träume: "Ich habe tatsächlich bei den Romanen, ein, zwei Romane, die ich nur im Traum verfilme, wenn ich mal nachts nicht schlafen kann. Und das ist ganz einfach 'Krieg und Frieden' von Tolstoi und Célines 'Die Reise ans Ende der Nacht'."
Im Jahr 2000 war Schlöndorff schon einmal Gast auf dem Filmkunstfest in Schwerin - ein knappes Vierteljahrhundert später erhält der Regisseur nun im Mai den Ehrenpreis des Festivals: den "Goldenen Ochsen".
Beim Filmkunstfest in Schwerin - vom 30. April bis zum 5. Mai erhält Volker Schlöndorff den Goldenen Ochsen. In der Hommage werden unter anderem folgende Filme gezeigt: "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1975), "Die Blechtrommel" (1979), "Homo Faber" (1990) und "Rückkehr nach Montauk" (2017).