Spielfilme, Dokus, Animationen: Kurzfilm Festival Hamburg startet
Die 40. Ausgabe des Hamburger Kurzfilmfestivals steht in diesem Jahr unter dem Schwerpunkt "Solidarität". Bis Sonntag werden mehr als 400 Filme gezeigt, die maximal drei Minuten lang sind. Ein Gespräch mit Maike Mia Höhne, der Künstlerischen Leiterin.
Frau Höhne, Stichworte im Programm der Festivalausgabe in diesem Jahr sind "Solidarität", "Sex", "Arbeit" oder "Sudan". Was erwartet uns konkret zu diesen Schwerpunkten?
Maike Mia Höhne: Zum einen sind es drei Wettbewerbe, wo wir die jüngsten Produktionen aus Deutschland und aus der ganzen Welt zeigen, sowie Filme, die maximal drei Minuten lang sind. Der andere Schwerpunkt ist: Wir haben Kuratoren*innen eingeladen, um Filmprogramme zu bestimmten Gedanken und Fragen zu programmieren. In diesem Jahr ist uns das Thema Solidarität wichtig. Wie lange gibt's das schon? Was gab es für unterschiedliche Bewegungen? Die Aids-Bewegung in den 1980er-Jahren zum Beispiel, aber auch der globale Süden. Das sind insgesamt fünf große Programme. Und weil wir in Hamburg sind, geht es auch um die Reeperbahn und um das angeblich Verruchte. Das mag ich überhaupt nicht, ich finde das ganz komisch, weil es auslässt, dass wir darüber sprechen, was wir dort konkret tun, und was es bedeutet, wenn man es tut. Darüber sprechen wir in zwei kuratierten Programmen.
Sind auch Diskussionen zu den Themen geplant? Das ist ja eigentlich ganz typisch für das Hamburger Kurzfilmfestival, oder?
Höhne: Das ist richtig. Wir haben zu jedem dieser drei großen Labore - so nennen wir das - jeweils ein Forum, wo wir mit ausgewählten Gästen darüber sprechen. Das passiert in der Post, am Kaltenkircher Platz, unserem Festivalzentrum. Dort können wir nicht nur sprechen, da können wir auch tanzen. Dort haben wir auch eine große Ausstellung, die sich dem Sudan widmet und der Frage der Erinnerungskulturen, der Archive: Wo bleibt eigentlich das, was ich bin, was wir sind, wenn Krieg ist, wenn alles kaputt geht? Das ist auch übertragbar auf andere Kriegsregionen in dieser Welt.
Die diesjährige Ausgabe ist eine Jubiläumsausgabe. Was waren bis jetzt Ihre persönlichen Höhepunkte hier in Hamburg?
Höhne: Ich bin von Haus aus Filmemacherin und hatte dort auch meine ersten Filme laufen. Ich habe für einen meiner kurzen Filme damals eine "Special Mention" gewonnen. Das ist eine besondere Erwähnung, das ist kein Hauptpreis, wo man manchmal nicht weiß, ob es sich überhaupt lohnt, so etwas zu vergeben. Ja, es lohnt sich: Es hat mir den Weg geebnet in die Welt des Programmierens, des Kuratierens, in eine Leitungsposition.
Viele Regisseure und Regisseurinnen haben mit Kurzfilmen angefangen. Wo kann man, abgesehen von Festivals wie Ihrem, solche Kurzfilme erleben?
Höhne: Auf arte.tv kann man auf jeden Fall Kurzfilme finden. Man findet sie auch auf anderen ausgewählten Streaming-Plattformen, etwa MUBI. Und dann natürlich in den Kinos Ihrer Wahl, wo kurze Filme gerne mal als Vorfilme laufen. Man muss schon sehr genau schauen.
Wo liegt für Sie als Macherin und als Kuratorin der besondere Reiz im Genre Kurzfilm?
Höhne: Der Kurzfilm kondensiert für mich Gefühle, Fragestellungen. Der lässt mir viel offen, der bietet mir was an, wo ich selber weiterdenken kann. Der zählt nicht aus, der reißt was an, der ist so eine Skizze. Das ist für mich persönlich sehr reizvoll und bietet ganz verschiedene Blicke auf Wirklichkeiten. Um ein Beispiel zu nennen: In "Getty Abortions" geht es um die Frage der Abbildung von Frauen, die Abtreibungen gemacht haben. Was werden da eigentlich für Bilder benutzt? Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie "Abtreibung" hören? Wie kann man damit eigentlich arbeiten? Warum ist das so? Und wer guckt einen eigentlich an? So eine Fragestellung macht so ein Kurzfilm auf, und danach gibt auf jeden Fall etwas zu besprechen.
Gibt es zwei oder drei Programmpunkte, auf die Sie sich besonders freuen?
Höhne: Ich freue mich sehr auf die Ausstellung mit dem Sudan, die wir in Kooperation mit dem Goethe-Institut veranstalten, die jetzt im Exil sind, weil sie das Goethe-Institut in Khartum schließen mussten. Das halte ich für wirklich wichtig. Ansonsten ist das total schwierig zu sagen, weil alles toll ist. Aber ich kann nur empfehlen, mal auf die Post zu kommen oder auch einfach mal in so ein Programm zu gehen und sich dem auszusetzen.
Das Interview führte Franziska von Busse.