Preise beim Internationalen Filmfest Emden-Norderney vergeben
Beim 33. Internationalen Filmfest Emden-Norderney sind am Sonntagabend die Preise vergeben worden. Darunter auch der mit 5.000 Euro dotierte NDR Filmpreis für den Nachwuchs. Der Hauptpreis, der Bernhard-Wicki-Preis, ging an "Divertimento“ von Marie-Castille Mention-Schaar. Moritz Bleibtreu bekam den Schauspielpreis.
Marie-Castille Mention-Schaar war nach dem Eröffnungsabend längst wieder abgereist, zum nächsten Festival, nach Madrid, aber für die Preisverleihung kam sie zurück nach Ostfriesland. Mention-Schaar, die 2014 in Emden schon einmal ausgezeichnet wurde, bekam den Bernhard-Wicki-Preis, den Hauptpreis des Festivals.
"Dies ist schon mein siebter Film, aber man hat als Filmemacherin immer Zweifel", sagte sie. "Besonders seit der Covid-Pandemie ist es immer schwieriger geworden, die Gelder für einen Film zusammenzubekommen. So einen Preis zu bekommen ist sehr ermutigend."
"Divertimento" erzählt die wahre Geschichte einer aus Algerien stammenden, jungen Frau aus der französischen Vorstadt, die es gegen alle Widerstände schafft, Dirigentin zu werden und ein Orchester zu gründen. Kinostart in Deutschland ist am Donnerstag.
Hamburgerin Milena Aboyan erhält NDR Filmpreis für Nachwuchs
Die 31-jährige Hamburger Regisseurin Milena Aboyan, die aus Armenien stammt, in Deutschland erst Schauspiel und dann Filmregie studiert hat, war schon am vergangenen Donnerstag mit dem Integrationspreis der Insel Norderney ausgezeichnet worden, Sonntagabend bekam sie außerdem für "Elaha" den NDR Filmpreis für den Nachwuchs und den DGB-Filmpreis - und war überwältigt. "Das bedeutet, dass mein Team und ich eine gewisse Aufmerksamkeit bekommen", freute sie sich. "Es ist mein Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Ich habe den Film nicht allein gemacht, ich hatte sehr, sehr viele Menschen um mich. Ich nehme diesen Preis auch für mein Team entgegen. Der Film kommt Ende des Jahres in die Kinos und ich hoffe, dass mit diesen Auszeichnungen viele Menschen in die Kinos gehen."
Im Film "Elaha" geht es um eine 22-jährige Deutsch-Kurdin, die versucht, zwischen den Traditionen, den patriarchalen Strukturen ihrer Familie und ihrem Drang zur Freiheit und Selbstbestimmtheit ihren Weg zu finden. Milena Aboyan hat jesidisch-kurdische Wurzeln, da liegt die Vermutung nahe, dass der Film starke autobiographische Züge haben könnte. "Es ist nicht meine persönliche Geschichte, sondern es ist eine kollektive Geschichte von Frauen, die vielleicht Ähnliches erlebt und sich verpflichtet haben, niemals leise zu sein", erklärte sie.
Creative Energy Award für Ensemblefilm "Letzter Abend"
Zwischen leisen Tönen und lautem Chaos bewegen sich die Figuren in Lukas Nathraths Langfilmdebüt "Letzter Abend". Ein junges Paar lädt zur Abschiedsfeier in die Hannoveraner Wohnung, bevor der Umzug nach Berlin ansteht. Dabei tauchen nicht nur nicht eingeplante Gäste auf, sondern kommt auch Unausgesprochenes und Unaussprechliches auf den Tisch. Ein großartig gespielter Ensemblefilm, der mit dem Creative Energy Award ausgezeichnet wurde. Zur Freude von Regisseur Lukas Nathrath. "Wir haben mit einer solchen Spielfreude, Leidenschaft und Lust diesen Film zusammen gemacht - in sieben Tagen für 4.000 Euro", sagte er. "Jetzt 5.000 Euro den Creative Energy Award zu gewinnen ist wirklich sehr besonders, weil der Preis für mich diese Leidenschaft fürs Filmemachen und fürs Kino würdigt."
Kurzfilmpreis für Geschichte über häusliche Gewalt
Der Ostfriesische Kurzfilmpreis ging an den Oldenburger Carsten Woike, für "The Online Shop", eine sehr subtil und klug erzählte Geschichte über häusliche Gewalt. Dass es in Emden gleich mehrere Kurzfilmprogramme gibt und auch Preise, findet er bemerkenswert und sehr wichtig: "Hier ist es so, dass die Kurzfilmer gleichberechtigt neben den Langfilmern stehen. Ich hatte den Eindruck, dass wir genau so wichtig genommen wurden wie die Langfilmer und das ist wirklich eine tolle Sache."
Moritz Bleibtreu mit Schauspielpreis ausgezeichnet
Mit dem Emder Schauspielpreis wurde Moritz Bleibtreu ausgezeichnet. Er war zum ersten Mal beim Emder Filmfest und zeigte sich gebührend beeindruckt. "Das ist einfach ein geiles Filmfestival", meinte er. "Wie man in einer so kleinen Stadt so viel auf die Beine stellen kann und so viele Leute, die das Kino wirklich aufrichtig lieben, zusammenkriegen kann, das ist beeindruckend."