Marlene Dietrich-Stummfilm mit Live-Musik in Hamburg
Ein Stummfilm, begleitet vom Ensemble Tuten und Blasen: Das Metropolis Kino bringt von 27. bis 29. Dezember "Die Frau, nach der man sich sehnt" auf die Bühne - ein Film mit einer noch jungen, aber bereits faszinierenden Marlene Dietrich.
"Marlene und Fritz Kortner spielen in unserem Film schon fast wie im späteren Tonfilm, also ohne die oft mit dem Stummfilm assoziierten outrierten Gesten, ohne die überzogene Mimik. Sie unterspielen geradezu. Marlene Dietrichs Blicke sind unvergleichlich", findet Axel Hennies. Er wird mit seiner Blaskapelle Tuten und Blasen den Film live begleiten und ist immer noch und immer wieder beeindruckt von ihm.
Es ist der letzte Stummfilm, den Marlene Dietrich gedreht hat - einer der letzten Stummfilme überhaupt. Kurz danach setzte sich der Tonfilm durch und Dietrich wurde als Lola Lola in "Der blaue Engel" zum Weltstar. Wir sehen sie hier kurz vor ihrem internationalen Durchbruch - mit einer Präsenz, die bereits erahnen lässt, was kommen würde.
"Die Frau, nach der man sich sehnt" hat subtile Eleganz
Obwohl er bei seiner Veröffentlichung nicht als großer Erfolg galt, wird "Die Frau, nach der man sich sehnt" heute wegen seiner stilistischen Qualität geschätzt. Die Europäische FilmPhilharmonie, die sich auf die Verbindung von Film und Live-Musik spezialisiert hat, betont die "subtile Eleganz" des Films, insbesondere die fließenden Kamerabewegungen und Schnitte, die die Dramatik unterstreichen. Dietrichs Talent als damals 28-Jährige ist bis heute beeindruckend - mit gleichzeitig verführerischem und verzweifeltem Blick und einer Ausstrahlung zwischen Mysterium und Erotik.
Der Film basiert auf einem Roman von Max Brod und erzählt die Geschichte eines frisch verheirateten Mannes, der auf seiner Hochzeitsreise einer geheimnisvollen Femme fatale begegnet: eine Frau, die so faszinierend wie gefährlich ist, was zu einer dramatischen Wendung führt.
1920er-Jahre-Stummfilm mit Musik von heute
Anstatt musikalisch auf eine nostalgische Annäherung zu setzen, bringt Tuten und Blasen frischen Wind in die Begleitung dieses Films, erklärt Hennies: "Unsere Musik ist eine interpretatorische Arbeit, die geleistet wird, indem man die wirklich wichtigen Themen aus dem Film heraushebt. Es sind zwar Filme der 20er-Jahre, aber wir machen dazu eine Musik, die von heute ist. Wir versuchen nicht, die Musik künstlich altern zu lassen, um zu klingen wie damals die Salonorchester. Wir haben Filmbilder, die aus einer anderen Zeit kommen, und inszenieren sie mit dem Blick von heute."
Besonders spannend: Axel Hennies, für den Großteil der Arrangements verantwortlich, ist als Dirigent der Filmmusik der Einzige der Musiker, der den Film bei den Konzerten sieht - und das hat gute Gründe, sagt er. "Die Musiker können den Film nicht verfolgen. Sie sitzen mit dem Rücken zur Leinwand. Ich glaube, dass ein improvisiertes Solo besser gelingt, wenn der Musiker nicht sieht, was sich auf der Leinwand tut und damit gar nicht erst in Versuchung gerät, einzelnen Handlungsschritten zu folgen."
Stummfilmkonzert: Das Beste aus zwei Welten
Improvisation und präzises Timing: Beides braucht es, um den Film für das Publikum zum Leben zu erwecken. Das bedeutet auch: 90 Minuten durchspielen - ohne Pause. "Die Kunst ist, musikalische Strukturen mit den Strukturen des Films in Übereinstimmung zu bringen, ohne die Musik künstlich zurechtzubiegen", erklärt Hennies. "Es ist auch ein Teil der Probenarbeit, Stimmungen auszuprobieren, Abläufe, Tempi zu variieren."
Stummfilmkonzerte wie dieses verbinden das Beste aus zwei Welten: Die Magie des Kinos und die Energie von Livemusik. Dabei entsteht jedes Mal eine einzigartige Aufführung - auch für die Musiker selbst.