Hape Kerkeling auf Pilgertour
Eigentlich wollte Hape Kerkeling einfach nur Pause machen und sich ein wenig die Füße vertreten. Sein Reise-Tagebuch aber, das er auf dem Jakobsweg führte, wurde später zum Bestseller, den so gut wie jeder gelesen oder als Hörbuch gehört hat, Titel: "Ich bin dann mal weg". Nun wurde das Buch verfilmt mit Devid Striesow in der Rolle des Star-Komikers, der sein Burnout pilgernd auf dem Jakobsweg kurieren will.
Devid Striesow als Hape Kerkeling
Dieser Weg wird kein leichter sein für den eher unsportlichen Hape Kerkeling. Die Tränen kullern schon am ersten Abend - vor Erschöpfung und vor Verzweiflung über das muffige Stockbett in der Pilger-Herberge. Hier lernt er schon mal eins über sich, dass er wohl eher der Hotelzimmer-Typ ist.
Am Buch haben viele die leise Selbstironie geliebt, mit der Kerkeling von seinem Abenteuer berichtet. Im Film überließ der Komiker seinen Part bewusst einem Schauspieler: "Ich habe mich selber nicht gespielt, weil ich hoffe, nicht an einer schlimmen narzistischen Störung zu leiden, die da heißt: Ich schreibe das Buch selber, ich bin die Rolle, und dann spiel' ich mich auch noch selber. Völlig irre! Abgesehen davon, war ich damals 15 Jahre jünger als ich es heute bin. Ich weiß, man sieht es nicht!"
Devid Striesow ist knapp zehn Jahre jünger und gibt - mit angefuttertem Genießer-Bauch - einen wunderbaren Kerkeling ab. Hier steht ja ohnehin nicht der Entertainer im Mittelpunkt, sondern der Mensch. Für die, die ihn sonst nur lustig kennen, ein überraschend nachdenklicher, manchmal sogar spiritueller.
Beschwerliche Dreharbeiten
In Filmen ist der Jakobsweg inzwischen schon diverse Male gegangen worden. Ein Problem haben dabei alle Regisseure: Wie dem Publikum - jenseits pittoresker Landschaftsansichten - wirklich ein Gefühl für den langen, beschwerlichen Weg vermitteln?
Regisseurin Julia von Heinz gelingt das hier besser als den anderen, weil sie sich im Film die nötige Zeit nimmt und weil sie beschwerliche Dreharbeiten auf sich nahm: "Wir haben ja nie länger als zwei Tage an einem Ort gedreht. Das geht an die Substanz nach ein paar Wochen, das haben wir, glaub ich, alle gemerkt. Aber wir hatten uns das zum Ziel gesetzt zu sagen, wir erzählen nicht nur drei Punkte und behaupten, das ist der ganze Jakobsweg."
Nicht jedem Zuschauer wird diese erzählerische Langsamkeit gefallen. Keine Jagd nach der nächsten Pointe, keine nennenswerten Höhepunkte, sondern ruhig formulierte Gedanken und unspektakuläre Begegnungen auf dem Weg - etwa mit der wortkargen Einzelgängerin, die Martina Gedeck spielt und die dem Helden sympathischer ist als alle Quassler.
Mehr als eine Komödie
Manchmal ist der Film auch witzig, wenn Kerkeling mogelt und sich ein Taxi gönnt. Es trifft ja keinen armen Pilger... Aber eine Komödie ist "Ich bin dann mal weg" nicht nur. Der Ernst, den ein Komiker hier an den Tag legt, mag manchen überraschen, vielleicht sogar langweilen. Wer aber das Buch mochte, dem könnte auch der Film gefallen. Und wer sich einlässt auf die meditative Stimmung, wird früher oder später anfangen, Kerkeling zu beneiden um seine tiefgehenden Erfahrungen auf dem Jakobsweg.
Der Autor selbst jedenfalls ist sehr zufrieden: "Ich finde, dass es wirklich ein gelungener Film ist. Und dass es Julia und den Schauspielern, allen voran Devid gelungen ist, soweit es das gibt, den Geist des Buches - sie haben den voll getroffen und gut umgesetzt. Ich bin sehr beseelt aus dem Kino gegangen und ich hoffe, dass den Kinozuschauern das auch passieren wird."
Ich bin dann mal weg
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2015
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- mit Devid Striesow, Martina Gedeck, Karoline Schuch
- Regie:
- Julia von Heinz
- Länge:
- 92 min.
- FSK:
- ab 0 Jahre
- Kinostart:
- 24. Dezember 2015