"Ich hab's!": Vor 50 Jahren lief die erste "Wickie"-Folge
Am 31. Januar 1974 reibt sich Wickie aus der Zeichentrickserie "Wickie und die starken Männer" das erste Mal im deutschen Fernsehen die Nase. Die Geschichte stammt vom Schweden Runer Jonsson. Die Serie prägt mit ihrem Animestil die europäische Fernsehlandschaft.
Eltern, die ihren Kindern Namen wie Ilva, Tjure oder Finn gegeben haben, waren wahrscheinlich dabei, als vor genau 50 Jahren eine Kölner Gruppe namens Stowaways ihre E-Gitarren für das Kinderfernsehen schrubbten. Der Song "Hey Hey Wickie" stammte vom norddeutschen Schlagerkomponisten Christian Bruhn, der im Oktober 90 Jahre alt wird. Ein kleiner rothaariger Wikingerjunge, nicht besonders stark, dafür besonders ängstlich und - was das Beste ist, besonders klug. Sein Vater, Wikingerchef Halvar, erachtet diesen Umstand allerdings eher als suboptimal: "Ach was, der Sohn von dem stärksten Wikinger! Der sollte doch ein bisschen mehr Schmalz in den Knochen haben!"
Marius Müller Westernhagen sprach Wickie in Runer Jonssons Hörspiel
Ausgedacht hat sich die Geschichten um das Wikingerdorf Flake natürlich ein Skandinavier. Der Schwede Runer Jonsson bekommt dafür 1965 den Deutschen Jugendbuchpreis und schon drei Jahre später macht der Westdeutsche Rundfunk ein Hörspiel daraus: mit einem gewissen Marius Müller-Westernhagen in der Titelrolle.
Was die Kinder als Hörspiel begeistert, das kann auch im Fernsehen funktionieren, denkt sich der Leiter des ZDF-Kinder- und Jugendprogramms Josef Göhlen und beschließt, Wickie ein Gesicht zu geben. Eine 13-teilige Puppentrickserie soll es werden, doch die wurde nie fertiggestellt. Um die Kosten für eine Zeichentrickserie möglichst gering zu halten, muss auf dem Mainzer Lerchenberg eine andere Idee her.
78 Folgen von "Wickie" im ZDF-Kinder Programm
Statt dreizehn Folgen werden es nun 78 - damals für deutsche Verhältnisse ein ebensolches Novum, wie eine internationale Koproduktion mit dem Österreichischen Rundfunk ORF und der Umsetzung eines japanischen Zeichentrickstudios, das die literarische Vorlage für das Fernsehen realisiert. Zum ersten Mal reibt sich der plietsche Wikingerbengel am 31. Januar 1974 die Nase und es kann losgehen mit "Wickie und die starken Männer".
Mit der Serie entsteht eine Art europäischer Animestil, den es bis dato nur in Japan gab und der hierzulande so erfolgreich wird, dass schon bald auch Serien wie "Die Biene Maja", "Pinocchio", "Heidi" oder "Sindbad" in derselben Ästhetik im deutschen Fernsehen laufen.
Wickie muss brenzlige Situationen retten
In seinem ersten Abenteuer soll Wickie eine Wette gegen seinen Vater gewinnen, um endlich mit auf große Fahrt zu dürfen. Klar, dass er das schafft - schließlich muss Wickie die gar nicht so starken Männer von nun an mit der einen oder anderen Idee immer wieder aus manch brenzliger Situation retten! Das tut er zunächst in drei Staffeln bis 1976 und später in unzähligen Wiederholungen. Neuverfilmungen, und 2009 auch ganz menschlich in der Verfilmung von Bully Herbig.