"Disclaimer": Neue Serie mit Cate Blanchett ist großes Kino
"Disclaimer", die erste - und nach eigenen Worten auch letzte Serie von Oscarpreisträger Alfonso Cuarón ("Gravity", "Roma"), ist nun bei Apple TV Plus zu sehen. In ihr spielt Hauptdarstellerin Cate Blanchett preiswürdig eine Journalistin mit düsterem Geheimnis.
Es ist ein Disclaimer mit Wirkung: "Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist kein Zufall". So heißt es in dem Buch "The Perfect Stranger", das der ausgezeichneten Fernsehjournalistin Catherine Ravenscroft zugeschickt wird. Es ist bisher unveröffentlicht. Noch. Aber Ravenscroft erkennt sich in dieser vermeintlich fiktiven Geschichte sofort selbst wieder.
"Disclaimer": Alles eine Frage der Perspektive
Es geht um sie, um ihr Leben vor ihrem großen Erfolg als Journalistin und ein düsteres Geheimnis, das droht, ans Tageslicht zu kommen. Heraufbeschworen wird das alles von einem Lehrer in Rente, der in der Schublade seines toten Sohnes den Romanentwurf seiner verstorbenen Frau findet und einen Rachefeldzug antritt.
In "Disclaimer" ist alles eine Frage der Perspektive, eine Frage der gefühlten und eine Frage der echten Wahrheit. Wie viel wissen wir, wie viel meinen wir zu wissen, wie viel wissen die anderen und warum wissen wir Dinge - und andere eben nicht? Ähnlich wie schon in der Romanvorlage von Renee Knight setzt Regisseur Alfonso Cuarón auf das Spiel mit der Sichtweise - und den ständigen Wechsel. Er hat mit gleich zwei Kameramännern zusammengearbeitet, Emmanuel Lubezki und Bruno Delbonnel, um die Serie besonders zu machen.
Zwei Kameramänner, vier Geschichten
"Es geht mir gar nicht nur um den Look, es geht mir um die Sprache des Films", sagt Cuarón. "Wir erzählen vier Geschichten, vier Handlungsstränge, alle aus unterschiedlichen Perspektiven. Mir war wichtig, dass jeder Strang seine eigene kinematographische Sprache bekommt. Mein Kameramann Emmanuel Lubezki hat vorgeschlagen, diese vier Geschichten auch visuell stärker voneinander abzuheben. Deswegen habe ich mit zwei Kameramännern zusammengearbeitet, damit die Stile wirklich eindeutig sind und nicht zu sehr verwässern." Während Lubezki keine einzige Szene mit Kevin Kline gedreht hätte, hätte Delbonnel nicht mit Cate Blanchett gedreht. So hätten sich beide Kameramänner nur auf ihren Teil der Geschichte konzentriert.
Es ist auffällig, dass Cuarón immer nur von seinem Film spricht, nicht von seiner Serie. Dabei wird "Disclaimer" in sieben Folgen veröffentlicht, im wöchentlichen Rhythmus - oder in sieben Kapiteln, wie Cuarón betont. Denn für ihn ist es eben mehr als eine Serie. "Ich habe mich gar nicht für die Serie entschieden, sondern für das lange Filmformat", so der Regisseur. "Viele meiner Vorbilder haben schon damit gespielt, Fassbinder mit 'Berlin Alexanderplatz', Bergmann mit 'Szenen einer Ehe', Sergio Leone mit 'Es war einmal in Amerika'. Das hat mich schon immer fasziniert, damit wollte ich auch experimentieren."
Zu anstrengend für ihn: Alfonso Cuaróns erste und letzte Serie
"Disclaimer" ist dabei mehr als ein Experiment. Es ist eine visuelle Erfahrung, ein Abtauchen in menschliche Abgründe, ein Spiel mit Wahrheit und Wahrnehmung. Die Serie spielt in der gleichen Liga wie "Big Little Lies" oder "The Undoing". Laut Cuarón wird seine erste übrigens auch seine letzte Serie bleiben - zu anstrengend war für ihn die Erfahrung bei den Dreharbeiten. Für die Streamingwelt ist das ein herber Verlust, denn, um es in Cuaróns Worten zu sagen: "Disclaimer" ist ganz großes Kino.