"David Lynch on 35": Auftakt zur Film-Reihe in Hamburg
Filmemacher David Lynch ist Anfang des Jahres gestorben. "David Lynch ist tot - sein Werk bleibt", so nennt das Hamburger Metropolis Kino eine Reihe von seinen Filmen, alle auf 35 Millimeter, die nun begonnen hat.
Wie kam David Lynch zum Filmemachen? Antworten liefert der Auftakt der Reihe "David Lynch ist tot - sein Werk bleibt" im Hamburger Metropolis Kino. Wenige Besucher wissen die wahren Hintergründe vorab. "Der war ja vorher Maler”, erzählt eine Frau, "so ein bisschen im Stil von Francis Bacon. Ich bin auf den ersten Film gespannt." Der Kurzfilm "The Grandmother" von 1970 erzählt die Geschichte von einem Jungen, der von seinen Eltern vernachlässigt wird. Und so setzt er einen Pflanzensamen, aus dem eine liebende Großmutter wächst.
Noch vor der Filmvorführung gibt Miriam Endrulat eine lockere Einführung mit zahlreichen Details. Sie hat erst Malerei studiert und ist dann zum Film gekommen, wie David Lynch. Bei ihm war für diesen Wechsel ein Moment entscheidend, wie Endrulat erklärt: "Es war ein relativ großes Gemälde, das ein Garten bei Nacht sein sollte. Es hatte sehr viel Schwarz und nur einzelne, kleine Grün-Elemente. Er hat lange drauf gestarrt und irgendwie fingen diese grünen Aspekte sich plötzlich an zu bewegen - daraufhin hatte er die Idee von einer bewegten Malerei."
Neben der Malerei spielt Musik eine wichtige Rolle in den Lynch-Filmen
Ein malerisches Vorbild war für David Lynch Francis Bacon mit seinen düsteren Gemälden und den verzerrten und zerstückelten Menschen. Miriam Endrulat vergleicht die beiden: “Bei Bacon ist es halt so: Er offenbart den rohen, unschönen Kern des Seins und Lynch zeigt halt eher den Übergang dahin. Er zeigt uns also zuerst etwas Vertrautes, was dann ins Unheimliche umkippt." In den Bacon-Gemälden ist der Hintergrund schwarz. In Lynchs "The Grandmother" sind die Räume vollkommen schwarz angestrichen. Der Film ist ein Mix aus Stummfilm-Ästhetik, Stop-Motion-Sequenzen und einer ganz eigenen Klangwelt.
Die Musik spielt auch eine besondere Rolle in dem zweiten Film dieses Auftakt-Abends: "Wild at Heart" von 1990 mit Willem Dafoe, Isabella Rossellini und Nicolas Cage in den Hauptrollen. Der Film ist eine ungewöhnliche Romeo und Julia-Geschichte - aber noch mehr, wie die Filmexpertin erklärt: "Wir haben Märchenhaftes, wir haben einen Road Movie, eine Gangster-Story und einen Liebesfilm, der schön und schrecklich zugleich ist. Dazu haben wir Klassik, Metal, Rock and Pop und wir haben diesen besonderen Song: 'Wicked Game' von Chris Isaak, der ein Jahr danach wie eine Bombe durch die Charts geschlagen ist."
Metropolis Kino bekannt für gute Einführungen
"Wild at Heart" ist eine Achterbahn der Gefühle. Einerseits spritzen Blut und Hirn, andererseits lacht der Saal bei absurden Szenen, wenn zum Beispiel die männliche Hauptfigur Sailor behauptet, mit dem Rauchen angefangen zu haben - im Alter von 4 Jahren. Die Verbindung von "Wild at Heart" zur Malerei schlägt Miriam Endrulat über das Jahr 1959: "David Lynch hat den 'Zauberer von Oz' 1959 das erste Mal gesehen und das war im gleichen Jahr, in dem er auch den Rock'n'Roll entdeckt hat. Also hat er da gecheckt, dass man ja auch Künstler werden kann.“
Außerdem hat David Lynch 1959 das erste Mal einen Maler kennengelernt. Damals war er erst 13 Jahre alt. Das Metropolis Kino ist bekannt für gute Einführungen. Und genau deswegen trifft man an dem Abend Kenner und Neugierige gleichermaßen. Das Kino zeigt im April und Mai die zehn Spielfilme, die David Lynch gemacht hat, alle auf 35 Millimeter. Sie werden chronologisch gezeigt, sodass man die Entwicklung des Filmemachers im Schnelldurchlauf nachverfolgen kann.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Spielfilm
