"Cloud Atlas" mit Tom Hanks und Halle Berry in ARD Mediathek
In den sechs Episoden von "Cloud Atlas" aus dem Jahr 2012 von Tom Tykwer und den Wachoski-Geschwistern geht es um Macht, Unterdrückung und Rebellion. Der Film lief im NDR Fernsehen und steht bis zum 4. Februar 2024 in der ARD Mediathek.
Wie um alles in der Welt bespricht man einen Film, der eigentlich aus sechs Filmen besteht? Sechs Filmen mit sechs verschiedenen Zeitebenen und völlig unterschiedlichen Themen, Tonlagen und Figuren? Vielleicht, in dem man einfach beim besten Film anfängt: Eine wirklich gelungene Episode des Monumentalprojekts "Cloud Atlas" von den Geschwistern Wachowski und Tom Tykwer handelt während der 70er-Jahre. Die Oscar-Preisträgerin Halle Berry spielt eine forsche Journalistin. Eine Recherche führt sie zu einem Mann - und zu einer Melodie, die beide zu verbinden scheint.
"Wolkenatlas" heißt der als unverfilmbar geltende Roman des amerikanischen Autors David Mitchell, auf dem der Wachowski-Tykwer-Film beruht. "Wolkenatlas", das ist eine Art Roman-Landkarte, auf der sechs motivisch verbundene Geschichten verortet werden. Eine spielt im 19. Jahrhundert während eines kolonialen Seeabenteuers, eine in unserer Gegenwart, eine in einer Science-Fiction-Welt und eine andere in einer archaisch-barbarischen Zukunft.
Im Strudel der Beliebigkeit
In Mehrfachrollen sind Halle Berry und Tom Hanks zu sehen. In allen Handlungssträngen geht es um Macht und Unterdrückung und um die Rebellion dagegen - also letztlich um Erlösung. Die skurrilste Geschichte spielt in unserer Gegenwart: Der geniale britische Schauspieler Jim Broadbent spielt einen chronisch verschuldeten Literaturagenten, der sich in seiner Verzweiflung an seinen Bruder wendet.
Der Bruder bringt seinen nervigen Verwandten in einem Altersheim unter, das eher eine Mischung aus Gefängnis und Psychiatrie ist. Der kauzige Cavendish rebelliert gegen die Gefangenschaft, so wie in der kolonialen Episode von "Cloud Atlas" gegen die Sklaverei gekämpft wird und in dem Science-Fiction-Handlungsstrang gegen eine brutale Diktatur: Ja, über die Zeiten hinweg ist sich alles irgendwie ähnlich.
"Alles ist mit allem verbunden", lautet die Botschaft von "Cloud Atlas". Im Umkehrschluss könnte man aber auch sagen: Nichts ist mit nichts verbunden. Denn durch die mit Musikbrücken verbundenen Parallelen entsteht auch ein Strudel der Beliebigkeit. Was um alles in der Welt hat ein Sklavengegner aus dem 19. Jahrhundert mit einer geklonten Asiatin zu tun, die ein paar Hundert Jahre später in einem durchgeknallt modernen Korea als Erlöserin erkannt wird?
Immer knapp am Rand der Peinlichkeit
Die Mischung aus Wiedergängermotiv und esoterischem Raunen führt "Cloud Atlas" immer wieder an den Rand der Peinlichkeit. Wirklich peinlich ist die Episode, in der Tom Hanks, Halle Berry und Susan Sarrandon in einer neobarbarischen Zukunft aufeinandertreffen. Sie tragen Stammesgewänder wie aus dem Kostümfundus. Sie verehren eine Art Göttin und sie sprechen in einer Kauderwelsch-Kindersprache, die man schwer versteht.
"Cloud Atlas" ist ein Film, der dem Zuschauer mit jedem Bild beweisen will, wie kühn, wie gewagt, wie toll, wie verrückt dieses Projekt ist. "Was war das eigentlich?" - fragt man sich beim Verlassen des Kinos, wenn die Helikopter-Kamerafahrten, im Wind der Geschichte flatternden Kostüme und aufbrausenden Akkorde verflogen sind. Angestrengter Größenwahn kann im Rückblick erstaunlich bieder wirken.