Am Set von "Polizeiruf 110" in Rostock: Heimspiel für Max Gleschinski
"Wie stellt man die Stadt, die man so liebt, dar?", fragt sich der junge Regisseur Max Gleschinski, der letztes Jahr mit seinem zweiten Kinofilm "Alaska" für Aufsehen gesorgt hat. Ein Besuch am Set der "Polizeiruf 110"-Folge "Tu es!", die nächstes Jahr im Ersten läuft.
Vor dem Steintor in Rostock, direkt im Zentrum der Hansestadt, stehen jede Menge Menschen. Absperrband, Blaulicht, Polizisten - zwei Personen liegen mit mattgrauer Folie bedeckt regungslos am Boden. Ein junger Mann kniet sich neben eine der beiden, zieht die Folie zurück und... redet ganz entspannt mit der von Kunstblut bedeckten Person. Der junge Mann ist Max Gleschinski. Er führt Regie beim neuen NDR "Polizeiruf 110" aus Rostock, seiner Heimatstadt. "Natürlich steht man auch so ein bisschen unter dem Druck", erklärt Gleschinski. "Wie stellt man die Stadt, die man so liebt und in der man jeden Morgen vor die Tür geht, dar? Und wird man der gerecht in so einem Film?"
"Polizeiruf 110": Neuland für Max Gleschinski
Gleschinski sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen mit seinem zweiten Kinofilm: "Alaska" gewann unter anderem Preise auf Festivals in Saarbrücken und beim Filmkunstfest in Schwerin. Im September erfolgte der Kinostart. Der 30-Jährige kennt sich inzwischen aus in der Filmbranche - die Arbeit für den Polizeiruf ist für ihn aber trotzdem etwas Neues: "Bei den Kinofilmen, die ich bisher gemacht habe, war es immer so, dass man sich selbst eine Infrastruktur aufbaut. Hier ist es so, dass alles schon fertig ist. Und das ist natürlich ein einfacherer Vorgang, da als Regisseur reinzukommen und auf dieser Grundlage aufzubauen."
Der Rostocker Filmemacher kann sich also voll darauf konzentrieren, das vorhandene Drehbuch bestmöglich in Szene zu setzen. "Tu es!" heißt die neue Folge. Die Story: Ein junger Mann ersticht eine Frau und richtet sich dann selbst. Zwischen beiden gibt es offenbar keine Verbindung, auf dem Handy des Mannes ist aber die Nachricht "Tu es!" zu lesen. Die beiden Rostocker Kriminalistinnen nehmen die Ermittlungen auf.
Schwierige Ermittlungsarbeit
Anneke Kim Sarnau, die Katrin König spielt, verrät, was diesen Fall so besonders macht: "Ich glaube, das Herausfordernde ist, dass der Täter so schwer greifbar ist. Viel passiert über das Internet - und man kommt an diese Adressen nicht heran, kann die Spur nur sehr schwer verfolgen. Und das ist für die Polizei extrem frustrierend, weil sie merken, dass sie mit klassischer Ermittlungsarbeit nicht vorankommen."
Lina Beckmann, die Melly Böwe spielt, genießt die Zusammenarbeit mit Max Gleschinski: "Wir haben bis jetzt nur tolle Erfahrungen mit ihm gehabt. Er ist sehr jung, aber wahnsinnig respektvoll und liebevoll. Er sagt schon Sachen, als wäre er ein ganz alter Hase." Sarnau ergänzt: "Er hat heute eine Sache gesagt und das hat bei uns sofort das innere Tempo, die Emotion, verändert. Das fand ich sehr beeindruckend. Und wir mögen, dass er Mecklenburger ist!"
Das Team des Polizeirufs scheint der Rostocker überzeugt zu haben. Gibt es von Gleschinski also in Zukunft mehr Fernsehen als Kino? "In der deutschen Filmindustrie ist es ja so, dass die eigenen Filme sehr viel Zeit brauchen, bis sie dann tatsächlich gedreht werden können", so der Regisseur. "Deswegen wird es immer beides sein und es ist auch gut so. Ich will einfach in der Arbeit bleiben und viele Geschichten erzählen."
Der aktuelle Fall der beiden Rostocker Polizeiruf-Ermittlerinnen ist voraussichtlich im Herbst 2025 in der ARD zu sehen.