"Die Freiheit einer Frau" von Édouard Louis am Schauspielhaus
Im letzten Herbst veröffentlichte Bestseller-Autor Édouard Louis ein Buch über seine Mutter: "Die Freiheit einer Frau". Diese Geschichte hat Regisseur Falk Richter am Hamburger Schauspielhaus auf die Bühne gebracht.
Märchen? Oder ein Traum? Er ist schon ein bisschen kitschig, der goldene Triumphbogen mit der Inschrift "Metamorphose". Davor eine Art Podest, weiß, auf dem eine große Faust ruht. Falk Richter und seine Bühnenbildnerin Katrin Hoffmann finden plakative Bilder für diese Geschichte von Gewalt und Befreiung.
Verdammte Scheiße. Lasst Ihr mich denn niemals glücklich sein? Wenigstens einmal in meinem Scheißleben? Bühnenzitat
Édouard Louis' Buch über die gescheiterten Ehen einer Frau
Mit 23 Jahren hat Monique Bellegueule zwei Kinder und eine gescheiterte Ehe hinter sich, die nächste folgt. Wieder gerät sie an einen Alkoholiker, bekommt noch drei Kinder. Eines davon ist Eddy, der sich später Édouard Louis nennt und schon in der Grundschule als "Schwuchtel" beschimpft wird. Später wird er den gesellschaftlichen Aufstieg schaffen:
Édouard Louis: "Warum bin ich mit dem Begehren nach anderen Jungs geboren und nicht nach Mädchen, wie mein Vater und meine Brüder? Warum bin ich nicht jemand anderer? Ich habe meine Kindheit gehasst." Monique Bellegueule: "Aber du hast die ganze Zeit gelächelt!" Bühnenzitat
Denn er wollte nicht, dass die Mutter von den Demütigungen erfuhr. Die Geschichte von der "Freiheit einer Frau" ist eng verknüpft mit der von der Freiheit eines homosexuellen Jungen. Paul Behren spielt Édouard Louis, erzählt von der Enge und der Armut der Kindheit, der Dominanz des Vaters, den Träumen und dem Unvermögen der Mutter, sich aus diesem Gefängnis zu befreien. Er ist das Zentrum des Abends, an seiner Seite gleich zwei Mütter: eine junge, Josefine Israel, und eine ältere, Eva Mattes. Dazu gibt es musikalische Frauenpower mit Bernadette La Hengst und Band.
"Die Freiheit einer Frau": Live-Videos, Filmschnipsel und Politik
Die Musik kommentiert, bricht die erzählende Struktur auf und sorgt für Tempo. Viele Szenen - insbesondere die, die in der tristen Wohnung der Familie spielen - zeigt der Regisseur als Live-Video. Dazu gibt es andere illustrierende Filmschnipsel und immer wieder taucht Marine Le Pen vom rechtsextremen Rassemblement National auf.
"Die Freiheit einer Frau" könnte auch als Kammerspiel gezeigt werden. Louis' schmales Buch ist eher still, ein Zwiegespräch. Falk Richter entfacht einen Budenzauber. Josefine Israel schwebt mit Schmetterlingsflügeln auf die Bühne, die ihr von Männern abgenommen werden. Eva Mattes trägt nach der Befreiung passend zum Triumphbogen eine Goldschleife.
Mach die Tür auf, geh' hinaus, endlich raus aus diesem Irrenhaus. Bühnenzitat
Ein neues Leben in Paris
Sie beginnt endlich doch ein neues Leben. In Paris. Toxische Männlichkeit, Klassendenken, Homophobie: Das sind die Themen von Louis, die Falk Richter groß in Szene setzt. Manchmal kitschig, immer plakativ. Am Ende verschwindet die Faust und erscheint siegreich emporgestreckt auf der Leinwand. Das Ensemble glänzt, vor allem Paul Behren. Chapeau.
"Die Freiheit einer Frau" von Édouard Louis am Schauspielhaus
Das Buch des Bestseller-Autors über seine Mutter hat Falk Richter am Hamburger Schauspielhaus auf die Bühne gebracht.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Deutsches SchauSpielHaus
Kirchenallee 39
20099 Hamburg - Preis:
- ab 9 Euro
- Kartenverkauf:
- Mo-Fr 11.00-19.00 / Sa 12.00-19.00 Uhr / So drei Stunden vor Vorstellungsbeginn