"Unter Rotem Staub": Großartige Graphic Novel im australischen Outback
In den Weiten Australiens hat der Hamburger Comiczeichner Jan Bauer sich mit einem Aborigine angefreundet. Als sein Freund im Polizeigewahrsam stirbt, forscht er nach. "Unter Rotem Staub" erzählt davon.
Yuendemu ist weit weg von Melbourne oder Sydney. Ein winziger Ort, so ziemlich in der Mitte Australiens, erzählt der Autor Jan Bauer: "Der Ort hat ungefähr 800 Einwohner. Davon sind ca. 85 Prozent Warlpri-Aborigines. Der Rest sind Weiße, die Organisationen betreiben, Management und Geschäften nachgehen."
Und hier kommt der Hamburger Jan Bauer hin, um sich an einem Kulturprojekt zu beteiligen. Dabei lernt er Phil kennen. "Phil war ein Mann Ende 50, der an einem Internat war, also relativ gut ausgebildet, gebürtig aus Yuendemu. Männer, selbst wenn sie gut ausgebildet sind, haben sie häufig Schwierigkeiten, einerseits, wenn sie in der weißen Welt Fuß fassen und da nichts gelten. Andererseits führt das häufig auch dazu, dass sie sich ihrer eigenen Kultur entfremden."
Umstände des Todes werfen Fragen auf
Im Buch erzählt Jan Bauer, wie Phil und er sich anfreunden. Phil zeigt ihm Orte, die für die Warlpri-Aborigines eine wichtige spirituelle Bedeutung haben. Weist ihn auf die vielen sozialen Probleme hin: Armut, gesundheitliche Probleme, fehlende politische Sichtbarkeit. Dann fährt Jan Bauer zurück nach Hamburg. Als er ein Jahr später zurückkehrt, ist Phil tot. "Das war tragisch, das war traurig, weil ich mich auch sehr gefreut hatte ihn wiederzusehen. Auch die Umstände des Todes werfen viele Fragen auf."
Betrunken im Park schlafen: ein Selbstversuch
Phil wird 300 Kilometer entfernt, in der Großstadt Alice Springs, verhaftet. Er hat sich in einem Park betrunken. Die Polizisten bittet er um einen Arzt, die machen aber nichts. Phil stirbt in der Zelle. Jan Bauer lassen die letzten Stunden seines Freundes nicht los. Er lernt, dass deutlich mehr Aborigines als Weiße verhaftet werden und macht einen Test. Er betrinkt sich im gleichen Park wie Phil, will wissen, was die Polizei mit ihm macht. "Ich hab mich dann mit Alkohol versorgt und noch ein bisschen heruntergekommener gekleidet als sonst. Die Dosierung war für mich nicht so ganz einfach, so dass ich mich zu sehr betrunken hab und kaum an was erinnern kann. Ich wurde aber nicht verhaftet. Ich weiß aber auch nicht, ob Polizisten vorbeigegangen sind."
Australien bleibt Bauers Thema
Jan Bauer hat ein großartiges Buch über seine Zeit in Australien geschrieben und gezeichnet. Es ist gleichzeitig sehr bewegend, aber auch sehr lustig und verständlich. Er habe nicht nur von Problemen, Problemen, Problemen erzählen wollen, sagt er. So ist es ein sehr zugängliches Buch geworden, dass auch Comic-Skeptikern sehr ans Herz gelegt sei. Jan Bauer wird sich weiter mit Australien beschäftigen, betont er. "Der Ruf ist immer wieder da. Einerseits hab ich mein Herz dort verloren und Freunde gefunden. Aber es ist auch was zu tun. Ich halte es für sehr notwendig, dass wir dort hingucken und das möchte ich den Leuten ermöglichen."
Hinweis auf strukturelle Probleme
Zum Tod von Phil gibt es damals eine Untersuchung, die keine größeren Verfehlungen der Polizei erkennt. Jan Bauer ist davon nicht vollends überzeugt. Für ihn zeigt dieser Fall die strukturellen Probleme des australischen Staates mit den Ureinwohnern. Und das ist eine Geschichte, die man durch dieses Buch auch auf der anderen Seite der Welt nachfühlen kann.
Unter Rotem Staub
- Seitenzahl:
- 256 Seiten
- Genre:
- Graphic Novel
- Verlag:
- Avant-Verlag
- Veröffentlichungsdatum:
- März 2023
- Bestellnummer:
- ISBN: 978-3-96445-085-2
- Preis:
- 26 €