Palast der Republik
Der Palast der Republik war eines der bekanntesten und später auch umstrittensten Bauwerke der DDR. Auf seinem Areal stand das kriegszerstörte Berliner Stadtschloss, das 1950 sehr zum Leidwesen vieler Berliner abgerissen wurde. Trotzdem: Der Palast der Republik war ein Publikumsmagnet. Er brachte Glamour ins architektonisch graue und heruntergekommene Ostberlin der Endsiebziger und Achtziger Jahre. Während rund um den Alexanderplatz Kriegslücken, unverputzte Fassaden - noch voller Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg - das Stadtbild prägten, leuchtete der Palast der Republik verheißungsvoll über die Spree und lockte Millionen Besucher an. Ida Krenzlin über einen Bildband, der "den Palazzo Prozzo", wie er auch genannt wurde, von einer anderen Seite zeigt.
Wolf Biermann sang in einem seiner Lieder: "Und es begab sich im 25. Jahr‘ der Deutschen Demokratischen Republik. Da ließen die Herrschenden sich vom Volk ein gewaltiges Haus bauen, mitten in Berlin auf dem Marx-Engels-Platz." Biermann konnte es nicht leiden. Im Baujahr 1976 wurde er ausgebürgert. "Da tauften die Kumpels das Werk ihrer Hände ‚Palatzo di Protzo‘, Palatzo die Protzo!"
Der Palast der Republik - mehr als ein Gebäude
1993 hat ihn Thorsten Klapsch fotografiert, den Protzpalast der DDR. 3 Jahre zuvor hatte der Palast der Republik seine Türen geschlossen. Doch noch immer liegen die Tischdecken auf den runden Bistrotischen, im Eingangsfoyer hängen die großformatigen Wandgemälde von Bernhard Heisig, Willie Sitte und Werner Tübke und in der Mokka-Milch-Eisbar blitzen die auf Hochglanz polierten Leder-Chrom- Barhocker, auch wenn weit und breit kein Kellner zu sehen ist. Die Räume sind menschenleer, die Stühle hochgestellt, die Böden gewischt, das Porzellan ordentlich zusammengeräumt. Eine Registrierkasse im Bühnencasino steht noch auf einem Wägelchen, ein Schild mit dem Hinweis, das Geschirr doch bitte selbst abzuräumen daneben, doch der Stecker ist gezogen, das Elektrokabel sorgfältig um die Kasse gewickelt.
14 Jahre nur wurde er genutzt, der Palast der Republik. Der Fotograf Thorsten Klapsch ist als Dokumentar angetreten. Er befreit den Kulturpalast von all dem Pathos, der ihm anhängt. Er konzentriert sich auf seine Architektur, die Innenausstattung der Räume, Säle, Foyers und Treppenhäuser. Und doch erinnern Bilder, wie das der verwaisten Zentralküche daran, dass hier einmal 1.700 Menschen gearbeitet haben. Im Großen Saal standen Harry Belafonte, James Last und auch Udo Lindenberg am Mikrofon.
Bagger, Planierraupen und Kräne haben den Palast längst abgetragen, die letzten Fotos zeigen die neuen freien Sichtachsen auf den Berliner Dom. Was heute bleibt, ist eine Wiese, die auf dem alten Fundament angelegt wurde. Die Frage, wie eine Stadt mit einem Gebäude umgeht, das ihr ein untergegangener Staat hinterlassen hat, beantwortet der Fotoband nicht. Aber er wirft sie auf. Denn beim Durchblättern wird klar, der Palast der Republik war mehr als das Gebäude, die Statik oder die ausgetüftelte Technik der Konzertsäle.
Palast der Republik
- Seitenzahl:
- 120 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Edition Panorama
- Bestellnummer:
- 978-3898234290
- Preis:
- 48,00 €