Mütter, die im Bilde sind
Mütterporträts von berühmten Malern und Malerinnen
Die Mutter ist die erste Frau im Leben eines jeden Menschen. Sie prägt und begleitet ihn im Idealfall - zusammen mit dem Vater - sorgsam ins Leben. Das Verhältnis ist oft entsprechend eng, vielfach auch schwierig, manchmal zerrüttet.
Wie auch immer: Die Auseinandersetzung mit der Mutter beschäftigt uns meistens ein Leben lang. Kein Wunder also, dass auch viele Künstler sie in ihren Werken thematisieren. Thomas Blisniewski hat in einem Bildband Mütterporträts von berühmten Malern und Malerinnen versammelt: "Mütter, die im Bilde sind", lautet der beziehungsreiche Titel.
Die Mütter aller Künste
Ob Mütter wirklich immer im Bilde sind über das, was ihre Kinder treiben und was sie antreibt, ist eine Frage, die beide Seiten nie loslassen wird. Die in diesem Band versammelten Porträts erlauben allerdings den Rückschluss, dass die meisten der hier gemalten Mütter es zumindest in einer Hinsicht waren: Sie haben ihre Töchter und Söhne unterstützt, ihnen eine künstlerische Karriere ermöglicht oder fest an sie geglaubt.
Rembrandt beispielsweise sollte eigentlich Rechtswissenschaften oder Theologie studieren. Doch weil er dafür gar nicht zu begeistern war, ermöglichten ihm die Eltern schließlich die Ausbildung zum Maler im Atelier eines bekannten Künstlers. Immer wieder saß die Mutter ihm in den Folgejahren Modell.
Mit ebenso liebevollem wie gnadenlosem Pinselstrich hat Rembrandt die Mutter porträtiert: Sorgsam hat er jede ihrer Falten Ewigkeit werden lassen, die Haut an den Händen und im Gesicht wellt sich gar im Übermaß, als sei es wichtig und gut, Falten zu haben. Und tatsächlich waren sie zu Rembrandts Zeiten ein Zeichen für Weisheit und großen Respekt.
Beziehungsbilder
Für Andy Warhol war die Mutter in erster Linie Freundin und künstlerische Begleiterin. Manchmal arbeiten die beiden sogar gemeinsam an seinen Bildern. Zwei Jahre nach ihrem Tod hat er sie in kräftigem Blau und Rot auf die Leinwand gebannt, mit einer für viele seiner Bilder so typischen Mischung aus Polymerfarben und Siebdruck. Insofern lädt dieses streng chronologisch aufgebaute Buch auch ein zu einer Reise durch die Kunstgeschichte.
Naturalistische, impressionistische, expressionistische, auch kubistische Bilder sind hier zu sehen - Fernand Léger setzt seine Mutter 1909 aus grau-blau-grünlich getönten, hart konturierten geometrischen Formen zusammen. Dass ihre Hände nähen, vermag der unvoreingenommene Betrachter nur zu erahnen.
Mutters Hände
"Hast uns Stulln jeschnitten/un Kaffe jekocht/ un de Töppe rübajeschohm - /un jewischt und jenäht/un jemacht und jedreht... / alles mit deine Hände. (Mutters Hände)" (Buchzitat)
Nur wenige Künstler zeigen ihre Mütter - wie hier von Tucholsky beschrieben - bei der Haus- oder Handarbeit. Die meisten lassen sie posieren - mit Buch, Regenschirm oder Blume in der Hand. Vielfach liegen die Hände auch einfach gefaltet im Schoß. Doch das fast immer in häuslicher Umgebung.
Allein die 1906 in Wien geborene Marie-Louise von Motesiczky zeigt ihre Mutter bei der Entenjagd. Im hellblauen Nachtgewand sitzt die große und mächtige Frau in einem kleinen Boot - die Flinte im Anschlag.
Energie und Vergänglichkeit
"In meiner frühesten Kindheit habe ich meine Mutter als ein Bild unvergänglicher Jugend und Vitalität wahrgenommen. Doch mit zunehmendem Alter war ich gezwungen, mich mit der Sterblichkeit meiner Mutter und folglich auch mit meiner eigenen Sterblichkeit abzufinden." (Buchzitat)
So schreibt die amerikanische Malerin Laura Tilden noch nicht einmal 30-jährig. In vielen der in diesem Band versammelten Mütterbilder verbinden sich Energie und dieses Erkennen der Vergänglichkeit zu eindrucksvollen Porträts. Vielen Künstlern ist gelungen, was die 1971 geborene Carolyn Gayle Pyfrom so beschreibt: "Ich hoffe, dass Menschen, die nicht das Glück haben, meiner Mutter persönlich zu begegnen, sie durch diese Bilder kennenlernen können."
Doch auch über die Künstler kann der Leser viel, auch Neues erfahren - dank der ebenso schnörkellosen wie erhellenden Begleit-Texte von Thomas Blisniewski.
Mütter, die im Bilde sind
- Seitenzahl:
- 160 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Elisabeth Sandmann Verlag, 160 Seiten
- Bestellnummer:
- 978-3938045527
- Preis:
- 19,95 €