Diary Slam - Pathos und Peinlichkeit
Aus Jugend-Tagebüchern vorlesen: Diese großartige Idee stammt von Ella Carina Werner und Nadine Wedel. Sie haben den deutschen "Diary Slam" erfunden, ein Format, bei dem die mittlerweile erwachsenen Tagebuch-Autoren Notizen aus ihrer Pubertät präsentieren: rührend, tragisch, pathetisch und vor allem immer wieder total peinlich. Wiedererkennungswert garantiert.
Gemeinsam mit den Diaristen Nadine Finsterbusch, Petra Hülsmann und Sven Onken präsentierten Ella Carina Werner und Nadine Wedel im Salon Hansen, in Lüneburg, im Wettstreit gefühlsechte Notizen aus dem ersten glorreichen Lebensabschnitt - aus einer Zeit bevor das klassische Jugend-Tagebuch von Facebook und Co. ins Abseits gedrängt wurde.
Weltschmerz, Triumphe und Träume
Den unschlagbaren Wert von Jugend-Tagebüchern beschreiben die beiden so: "Hier wurde man allen Frust los, konnte so richtig die Sau rauslassen, den ganzen Weltschmerz, alle Triumphe und Träume in fliederfarbene Tinte gießen." All die Dramen und Tragödien, der Größenwahn und die Selbsterniedrigung, all das Pathos und die Peinlichkeit der Pubertät sind hier noch handschriftlich dokumentiert - in abgegriffenen Kladden, mit Aufklebern, Zeichnungen, Fund- und Erinnerungsstücken liebevoll verziert.
Wie unterhaltsam - und befreiend - es sein kann, das expressive Frühwerk öffentlich zu machen, erproben Werner und Wedel mit großem Erfolg in Hamburg. Seit Sommer 2011 veranstalten sie regelmäßig den sogenannten Diary Slam. Nun haben sie "das Beste aus wieder ausgegrabenen Jugend-Tagebüchern" auch in Buchform versammelt - unter dem Titel "Ich glaube, ich bin jetzt mit Nils zusammen".
Moderatorin des Abends: Julia Westlake.