Ein Mann im Anzug zielt mit einer Pistole © picture alliance Foto: Bert Reisfeld
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AUDIO: Wie im wahren Leben? - Spionage als Filmstoff (4 Min)

Wie im wahren Leben? - Spionage als Filmstoff

Stand: 24.04.2024 06:00 Uhr

Der Kanzler und sein Spion. Heute vor 50 Jahren wird Willy Brandts Referent Günter Guillaume festgenommen. Eigentlich leinwandtauglich - das Kino aber setzt mehr auf Effekte, als auf reale Spionagestories.

von Florian Schmidt

Die Guillaume-Affäre gilt bis heute als einer der spektakulärsten Spionagefälle der Bundesrepublik. Auch beim Blick in die Zeitungen geht es aktuell viel um Geheimdienste: Erst wurden zwei mutmaßliche russische Saboteure verhaftet, dann drei Deutsche, die für China spioniert haben sollen. Spione und Agenten faszinieren seit Jahrzehnten - auch auf der Leinwand und im Fernsehen. Von "Mission Impossible" über "Jason Bourne" bis hin zum wohl berühmtesten Spion aller Zeiten.

Sean Connery als 007 - die Agentenfigur schlechthin

"Mein Name ist Bond, James Bond." Es ist eines der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte. Sean Connery sagte sie erstmals 1962, im ersten Bond-Film "007 jagt Dr. No".  Seit mehr als 60 Jahren prägt die erfolgreichste und bekannteste Agentenfilm-Reihe die Filmindustrie maßgeblich. Bond gab der Entwicklung des Spionagefilms immer wieder innovative Impulse und ist längst fester Bestandteil der Popkultur. 

Ein Mann im Anzug zielt mit einer Pistole © picture alliance Foto: Bert Reisfeld
Sean Connery als 007, Geheimagent seiner Majestät mit der Lizenz zum Töten, in einer Szene des britisch-amerikanischen Films "James Bond - Sag niemals nie".

Der Geheimagent hat in den 25 Filmen unterschiedliche Aspekte der Gesellschaft beeinflusst: Lebensstil, Kleidung, Werbung, Tourismusbranche oder auch Casinos. Und was 007 am liebsten trinkt, ist natürlich auch klar, Wodka Martini.

Näher an der Realität: Die Geschichten von John le Carré

Einer, der dieses Genre ähnlich stark geprägt hat wie Bond-Erfinder Ian Fleming, ist John le Carré, der Anfang der 1960er-Jahre selbst als britischer Geheimagent in Bonn gearbeitet hat. Er schreibt über Spionage, Komplotte und Geheimniskrämerei. Das alles aber, erzählte er oft in Interviews, sei nur die Kulisse. Im Kern seiner Bücher gehe es um Liebe und Verrat. Verrat an den eigenen Überzeugungen, am Partner oder an sich selbst. 1963 gelingt le Carré mit seinem dritten Buch "Der Spion, der aus der Kälte kam" der Durchbruch. Auch die Verfilmung mit Richard Burton in der Hauptrolle wird ein Klassiker. 

Für was hältst du Spione eigentlich? Moralphilosophen, die über ihrem Glaubensbekenntnis meditieren? An Gott denken oder Karl Marx? Wir sind nicht Heilige. Bei uns gibt es alles: Kriminelle, Narren und Verräter. Alles, was man erpressen und kaufen kann. Verrückte Idealisten wie mich und infantile Männer, die ihr Leben lang Räuber und Gendarm spielen. Filmzitat

Das Elend des Spionagehandwerks

Es ist ein Film voller schlecht beleuchteter Straßen und moralischer Grauzonen, in dem das ganze Elend des Spionage-Handwerks zu betrachten ist. Le Carrés wohl bekannteste Figur ist George Smiley, ein übergewichtiger, von Zweifeln geplagter Meisterspion, der ständig von seiner Frau betrogen wird. Ein absolutes Gegenstück zum damals gängigen Bild eines Agenten.

"Unsere Vorstellung des Spions damals war ein Managertyp, der alles machen und alle Frauen verführen konnte. Jeden töten konnte - ohne moralische Konsequenzen", so le Carré in einem Interview. "Mit dem 'Spion, der aus der Kälte kam' und den anderen Büchern habe ich vielleicht den Spionageroman auf den moralischen Schauplatz zurückgebracht. Ich habe nicht mehr für den Helden in uns geschrieben, sondern für das Opfer". Weitere wichtige Verfilmungen von le Carrés Romanen sind: "Der Schneider von Panama", "Dame, König, As, Spion" oder "The Night Manager". 

Spionage ist auch als Serie erfolgreich

Auch in Serie ist das Spionage-Sujet beliebt, wie Produktionen wie "Homeland" oder "Deutschland 83" zeigen. Dazu kommen erfolgreiche Agentenreihen wie "Mission Impossible" oder die Jason-Bourne-Filme. Und eher unbekanntere Filme mit großer Wirkung, wie "The Day After - Der Tag danach" von 1983. Das Werk ist eigentlich ein Fernsehfilm, der die Folgen eines Atomangriffs auf die USA zeigt. Präsident Ronald Reagan soll bei einer privaten Vorführung so erschüttert gewesen sein, dass er den Russen bald danach die umfassende atomare Abrüstung vorgeschlagen hat.

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Agentenfilme sind höchst erfolgreich, heute genauso wie vor über einem halben Jahrhundert. "Kaum ein anderes Genre erfreute sich während des Kalten Krieges größerer Beliebtheit als Agenten- und Spionagefilme", schreibt der Historiker Andreas Kötzing. Obwohl, oder gerade, weil, die Gefahr eines atomaren Weltkrieges sehr real war, war das Publikum in Ost und West begeistert von der Welt der Geheimagenten. Der Standard-Plot vieler Filme war, so Kötzing, vorhersehbar und drehte sich um die Überlegenheit des eigenen Systems sowie ein stereotypes Feindbild, von dem man sich abgrenzen konnte.

Armin Mueller-Stahl als James Bond der DDR

Und so gab es denn auch in der DDR Spionagestoffe für Kino und Fernsehen, zum Beispiel die in den 1970er-Jahren äußerst beliebte Serie "Das unsichtbare Visier" um einen Stasi-Agenten im Westen, in Auftrag gegeben übrigens vom Ministerium für Staatssicherheit. Den "James Bond des Ostens" spielte Armin Mueller-Stahl, bis er in Ungnade fiel und abgelöst wurde.

Keinesfalls vergessen darf man die vielen, teilweise auch recht gelungenen, Spionage-Satiren und -Komödien: die in Rente gegangenen Ex-Agenten in "R.E.D." etwa, Pierre Richard in "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh", die französische Spionagefilm-Parodie "OSS 117 - Der Spion, der sich liebte", Val Kilmer im gigantischen Blödel-Irrsinn "Top Secret" oder auch "Austin Powers" als "Spion in geheimer Missionarsstellung".

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