Kolumne: "Was tun gegen die Angst?"
Das Schiff der russischen Schattenflotte in der Ostsee, der Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg, die Brände in und um Los Angeles, immer noch Krieg in der Ukraine - wirklich gut klingt das alles nicht.
"Irgendwas ist ja immer", sagen die einen, "Früher war's viel schrecklicher" die anderen. Ja, das stimmt - als Kind der 1970er bin ich mit der deutschen Teilung, Angst vor einem Atomkrieg, dem Tschernobyl-Unglück und dem Waldsterben aufgewachsen. Aber irgendwie hat’s ja geklappt mit dem Überleben.
Menschen gehen mit Vertrauen in die Welt
Doch sich dauernd Angst und Sorgen zu machen, bringt’s auch nicht: Komme ich mit der U-Bahn heil ins Büro? Ist es noch unsicherer, mit dem Auto zu fahren? Muss ich mich um meine Gesundheit sorgen? Nein, normalerweise gehen wir mit einem gewissen Vertrauen in den Tag: Es wird schon nichts passieren.
Ich kenne Phasen in meinem Leben, da stimmte das nicht. Ich hatte Angst, und mir ging es gesundheitlich nicht gut. Es taten sich gefühlt vom einen auf den anderen Moment Löcher auf, die mich zweifeln ließen an dieser Sicherheit. Ich fühlte mich schlecht und unsicher.
Angst findet ganz häufig im Kopf statt
Aber was mache ich gegen die Angst? Erstmal hilft es, mir klarzumachen: Ganz viel Angst findet "nur" in meinem Kopf statt. Es ist - gegebenenfalls mit Hilfe - möglich, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Langsam zu lernen, ihnen zu begegnen. Zu heilen. Andere bekämpfen ihre Ängste, indem sie zum Beispiel politisch aktiv werden. Auf Demos gehen, in eine demokratische Partei eintreten und wählen gehen, mitgestalten und sich für die gute Sache einsetzen.
Mitgefühl mit sich selbst und anderen haben
Gegen meine inneren Ängste hilft es mir, zur Ruhe zu kommen. Mir Zeit für mich zu nehmen. Meditieren oder beten. Vielleicht auch eine Auszeit von den vielen Nachrichten über die Ereignisse in der Welt. Und Mitgefühl mit mir selbst und anderen zu haben, wenn doch Ängste aufkommen. Denn Mitgefühl, Fürsorge und Trost sind starke Mittel, um mit mir und meinen Mitmenschen gut und in Frieden zusammenzuleben.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.