Jobcenter-Anträge ausfüllen: Fast unmöglich für Geflüchtete
Die Caritas Itzehoe füllt für Geflüchtete Jobcenter-Anträge aus, prüft Unterlagen und schickt sie an die Ämter. Damit die Sozialarbeiter ab Januar damit weitermachen können, brauchen sie Spenden.
Wer schon einmal einen Wohngeld-Antrag oder einen Antrag für diverse Zuschüsse bei einem Amt beantragen wollte, weiß, wie aufwendig und kompliziert das in den meisten Fällen ist. Egal, ob durch den großen Zustrom von Geflüchteten 2015/2016 oder den Krieg in der Ukraine - der Großteil der geflohenen Menschen ist erst einmal auf Geld vom Jobcenter angewiesen. Doch Geflüchtete verstehen die deutsche Sprache häufig nicht - und Behördendeutsch erst recht nicht.
Caritas-Projekt unterstützt bei Antragsflut
Nicht nur Ukrainerinnen und Ukrainer suchen Hilfe bei der mobilen Caritas-Beratung im St. Ansgar Familienzentrum Itzehoe, dem Mehrgenerationenhaus und der Flüchtlingsunterkunft in Kellinghusen (beide Kreis Steinburg). Auch andere Menschen mit Migrationshintergrund sind auf das Angebot angewiesen - so wie die alleinerziehende Mutter von drei Kindern, Noemi Martinez-Lopez. "Einmal wusste ich nicht, dass du, wenn du nicht arbeitest, einen Antrag beim Jobcenter für den Kindergarten stellen musst. Ich hatte das nicht gemacht und musste selbst 400 Euro in Raten zahlen. Genau für solche Fälle ist die Beratung der Caritas gut", erzählt die Spanierin.
Ein weiteres Beispiel ist der Iraker Haitham Khidir. 2015 ist er mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern nach Deutschland geflohen. Seine 9-jährige Tochter bekam dieses Jahr ein neues Herz. Seitdem muss Haitham Khidir sie wöchentlich zu Ärzten bringen. Um unter anderem dafür Fahrtkosten-Zuschüsse zu bekommen, hat er sich Rat bei Caritas-Sozialberaterin Michelle Denker geholt. Seine Ausbildung zum Lokführer musste er wegen seiner schwer kranken Tochter erst einmal abbrechen. "Ich habe immer mit ihr gesprochen - über meine Briefe, Termine, Ausweise und auch über meine Situation zu Hause. Damit ist es für mich ein bisschen besser geworden. Ich habe hier nämlich keine Familienangehörigen, mit denen ich darüber sprechen kann", sagt Khidir.
Hilfe finanziert durch Spenden
Ende des Jahres endet die Projektzeit der mobilen Caritas-Beratung. Doch sie wollen im Januar weitermachen. Das ist nur durch Spenden möglich. Die Gelder von Bund und Land reichen für ihr Vorhaben nicht aus. Durch den Krieg in der Ukraine brauchen noch deutlich mehr Menschen Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen. Die NDR Benefizaktion "Hand in Hand für Norddeutschland" widmet sich in diesem Jahr den Menschen, die als Folge des Ukraine-Krieges in Not geraten sind.