Sendedatum: 23.12.2014 | 19:30 Uhr | Hamburg Journal
1 | 28 Hamburg ist voller Erinnerungsorte an die Kolonialzeit: Auch das Vorlesungsgebäude der Universität am Dammtor-Bahnhof gehört dazu. Der Bau wurde ursprünglich für das "Hamburgische Kolonialinstitut" errichtet, welches die erste staatliche Hochschule der Hansestadt war. Aus dem Kolonialinstitut ging dann die Universität hervor, die das Gebäude 1919 übernahm.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
2 | 28 Vor dem Universitätsgebäude stand lange Zeit das Wissmann-Denkmal aus dem Jahr 1909 (links oben). 1922 wurde es hier aufgestellt, nachdem es zuvor in Deutsch-Ostafrika an den früheren Gouverneur der Kolonie erinnert hatte. Hier wird Wissmann während der sogenannten Kolonialwoche im Jahr 1926 gefeiert.
© Reinhard Behrens, Foto: Reinhard Behrens
3 | 28 Aber im Laufe der Zeit wandelt sich das Bild von Hermann von Wissmann (1853-1905): Einst als Kolonialheld in ganz Deutschland verehrt, gilt er seit den 1960er-Jahren vielen als Kolonialverbrecher.
4 | 28 Denn in Deutsch-Ostafrika ging Wissmann mit großer Brutalität gegen Aufständische vor. Diese zeitgenössische Darstellung zeigt die Erschießung des "Rebellen-Anführers Duschiri" am 15. Dezember 1889 durch deutsche Kolonialtruppen - in Anwesenheit von "Major Wissmann".
5 | 28 Das Wissmann-Denkmal wird heute in einem Lager der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf aufbewahrt. Die mit gelber Farbe beschmierte Skulptur in der Mitte stellt Wissmann dar. Ende der 1960er-Jahre hatten Studenten die Figur mehrfach vom Sockel gestürzt. Die Stadt entfernte daraufhin das Denkmal.
© Reinhard Behrens, Foto: Reinhard Behrens
6 | 28 Noch ist unklar, was aus dem umstrittenen Wissmann-Denkmal werden soll. 2004/2005 war es während einer Kunstaktion für 14 Monate an den Landungsbrücken zu sehen. Damals stimmten die meisten Hamburger dafür, das unbeliebte Denkmal nicht wieder in einem Keller verschwinden zu lassen.
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7 | 28 Wissmann ist aber ohnehin weiter im Stadtbild präsent: Auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld gibt es noch das "Wissmann-Haus". An der Fassade ...
© NDR.de, Foto: Marc-Oliver Rehrmann
8 | 28 .. hängt nach wie vor dieses Wissmann-Porträt. Ihm zu Ehren ist seit 1950 die Wißmannstraße im Hamburger Bezirk Wandsbek benannt. Die Bezirksversammlung hatte 2013 beschlossen, dass die Straße umbenannt werden soll. Aber viele Anwohner protestierten: "Wir stehen zu unserem Straßennamen!" Und so lässt die Umbenennung weiter auf sich warten.
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9 | 28 Im "Tansania-Park" neben der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne stehen seit 2002 die "Askari-Reliefs" aus der NS-Zeit, mit denen die deutsche Kolonialzeit verherrlicht werden soll. Wie soll mit den denkmalgeschützten Kunstwerken umgegangen werden? Darüber streitet die Stadt seit mehr als zehn Jahren. Ein paar Schritte weiter ..
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10 | 28 .. steht das Schutztruppen-Ehrenmal von 1939, das an die Gefallenen in den vier deutschen Kolonien während des Ersten Weltkriegs erinnert. Bis zur Auflösung der benachbarten Bundeswehr-Kaserne im Jahr 1999 legten Traditionsverbände hier am Volkstrauertag Kränze ab.
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11 | 28 Auch dieses Denkmal verherrlicht die Kolonialzeit: Das "Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal" hat seinen Platz in Hamburg-Aumühle. Zu sehen ist ein Spähtrupp der Kolonialtruppen, bestehend aus einem deutschen Soldaten (Mitte), einem Askari-Hilfssoldaten,(links) und einem afrikanischen Träger. Die drei Figuren sollen den "heroischen Widerstand der deutschen Schutztruppen in Ostafrika verkörpern".
© Reinhard Behrens, Foto: Reinhard Behrens
12 | 28 Eine weitere umstrittene Person aus der Kolonialzeit ist der Hamburger Übersee-Kaufmann und Reeder Adolph Woermann. Er war von 1880 bis 1910 Inhaber des Familien-Unternehmens. Als Adolph Woermann 1911 starb, lag auf dem Sarg auch ein Kranz des Kaisers.
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13 | 28 Das Handelshaus C. Woermann machte unter Adolph Woermann sehr gute Geschäfte in Westafrika - häufig auf Kosten der einheimischen Bevölkerung. Auf dieser Darstellung ist die Handelsfaktorei der Hamburger Firma in Duala/ Kamerun zu sehen.
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14 | 28 Woermann nahm im Afrikahandel auch deshalb eine bedeutende Rolle ein, weil das Unternehmen mit seinen Schiffen einen Linienverkehr rund um den afrikanischen Kontinent anbieten konnte. Auch deutsche Soldaten wurden mit Woermann-Dampfern nach Afrika transportiert - etwa zur Niederschlagung des Herero-Aufstands.
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15 | 28 Seinen Reichtum zeigte Adolph Woermann mit dem "Afrikahaus" in der Hamburger Innenstadt. Seit 1899 ist hier der Firmensitz, das Unternehmen gibt es bis heute. Ein Historiker der Universität Hamburg wertet zurzeit das Firmenarchiv aus.
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16 | 28 Am Eingang werden Besucher von einer afrikanischen Kriegerfigur begrüßt.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
17 | 28 Auch im Hinterhof lässt sich afrikanische Atmosphäre finden. Zwei Elefanten säumen den Zugang zum Hinterhaus. Oberhalb ...
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18 | 28 ... ist dieses Mosaik mit einer exotischen Landschaft angebracht. Es zeigt einen Vogel Strauß und einen Affen, der nach einer Kokosnuss greift.
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19 | 28 Die "Afrikahaus" ist in der Großen Reichenstraße zu besichtigen - nur knapp zehn Minuten Fußweg vom Jungfernstieg entfernt.
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20 | 28 Kaum ein Hamburger weiß, dass sich auch in der St. Michaelis-Kirche ein umstrittener Gedenkort an die deutsche Kolonialzeit findet.
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21 | 28 Auf dieser Tafel wird an die Hamburger erinnert, die um 1900 "für Kaiser und Reich" in China oder Afrika ums Leben gekommen sind. Die unzähligen Opfer unter der einheimischen Bevölkerung während der deutschen Kolonialzeit werden nicht erwähnt.
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22 | 28 Das traditionsreiche Geschäft Ernst Brendler nahe des Hamburger Rathauses stammt aus der Hochzeit des deutschen Kolonialismus. Seit 1879 gibt es hier Tropenausrüstungen zu kaufen.
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23 | 28 Das Tropenkleidungsgeschäft arbeitete bis vor ein paar Jahren mit einem Reiseveranstalter zusammen, der laut Arbeitskreis Hamburg Postkolonial auch "Pioniertouren zu Namibias Urvölkern" im Angebot hatte. Im Werbetext hieß es: "Das in der Begegnung [mit dem weißen Mann] aufgebaute Selbstbewußtsein unterstützt das Weiterleben der Kulturen."
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24 | 28 An vielen Gebäuden in der Hamburger Innenstadt finden sich Spuren aus der Kolonialzeit. An der Handelskammer gegenüber dem Rathaus ist diese Darstellung über den Afrikahandel zu entdecken.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
25 | 28 Auch vor diesem Haus in der Schauenburgerstraße lohnt es sich, einen Blick nach oben zu werfen. In der Mitte ist Merkur - der Schutzgott der Kaufleute - dargestellt, links ist eine barbusige Afrikanerin mit einem Korb voll exotischer Früchte zu sehen. Und rechts ...
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
26 | 28 ... hält ein Afrikaner Elfenbein in der Hand.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
27 | 28 Auch das Kontorhausviertel und die nahegelegene Speicherstadt, die sich seit Juli 2015 mit dem Welterbe-Titel der UNESCO schmücken können, sind das Produkt einer Zeit, als Schiffe Kolonialwaren aus aller Welt nach Hamburg brachten. Das Kontorhaus Mohlenhof wurde Ende der 1920er-Jahre errichtet. Über dem Eingang ...
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
28 | 28 ... thront eine Merkur-Figur als Schutzgott der Kaufleute. Auf seiner Schulter trägt er ein Schiff mit dem Namen "Hansa". Der Arbeitskreis Hamburg Postkolonial fordert, dass den Touristen in der Stadt die Kolonial-Vergangenheit des Kontorhausviertels aufgezeigt wird.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann