Stand: 04.01.2016 | 07:33 Uhr
1 | 14 Hamburg, Buxtehude, Mölln (Foto), Eschede, Greifswald, Ahlbeck, Rostock: In Norddeutschland haben Rechtsextreme viele tödliche Gewalttaten begangen und viel Trauer verursacht. Wir erinnern mit den folgenden Bildern an die schwersten Neonazi-Verbrechen in Norddeutschland.
© picture alliance/dpa-Bildarchiv, Foto: DB Hesse
2 | 14 Zwei Männer und eine junge Frau schleudern am 22. August 1980 in Hamburg Brandsätze in ein Wohnheim für vietnamesische Boat-People. Der 22-jährige Ngoc Nguyen und der 18-jährige Anh Lan Do sterben. Die Brandstifter werden gefasst: Sie gehören zur rechtsextremen Terrorzelle "Deutsche Aktionsgruppen" und erhalten Gefängnisstrafen. Als Rädelsführer wird außerdem der Jurist Manfred Roeder zu 13 Jahren Haft verurteilt.
© dpa - Bildarchiv, Foto: DB Heidtmann
3 | 14 Drei Neonazis erschlagen am 24. Juli 1985 in Hamburg den 29 Jahre alten Türken Mehmet Kaymakci mit einer Betonplatte. Vor Gericht wird die Tat allerdings als unpolitische Schlägerei gewertet. Am 21. Dezember 1985 attackieren Skinheads in Hamburg drei Türken. Zwei der Opfer können sich retten. Den 26-jährige Ramazan Avci (Foto) prügeln und treten die Angreifer so heftig, dass er stirbt. Die Täter erhalten lange Gefängnisstrafen wegen Totschlags.
4 | 14 Vier junge Rechtsradikale töten in Hannover am 3. Februar 1987 den 17 Jahre alten gleichgesinnten Gerd-Roger Bornemann. Sie werden wegen Mordes verurteilt. Als Motiv nimmt das Gericht "Lust an Misshandlung" an. Die Familie des Opfers, vertreten durch Rechtsanwalt Gerhard Schröder, kritisiert das Urteil. Die Verstrickung der Angeklagten in die rechte Szene sei nicht ausreichend berücksichtigt worden. Es wird spekuliert, dass Bornemann aussteigen wollte und zu viel wusste.
© picture-alliance / dpa, Foto: DB Hollemann
5 | 14 Am 18. März 1992 greifen Neonazis in Buxtehude den 53-Jährigen Gustav Schneeclaus an, nachdem er sich abfällig über Adolf Hitler geäußert hatte. Ein 26-Jähriger tritt Schneeclaus mit Stiefeln ins Gesicht und schlägt ihn mit einem Kantholz. Ein 19-Jähriger springt mit beiden Füßen auf dem Opfer herum. Wenige Tage danach stirbt Schneeclaus. Die Täter erhalten mehrjährige Haftstrafen. Die Stadt lässt eine Gedenkplatte für Schneeclaus installieren.
© NDR, Foto: Volker Pickenpack
6 | 14 Jugendliche und Rechtsradikale greifen Ende August 1992 die Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen an. Tagelang fliegen Steine und Brandsätze. Hunderte "Normalbürger" applaudieren, die Polizei hält sich zurück. Schließlich brennt ein Vietnamesen-Heim, die Bewohner müssen aufs Dach fliehen. Die Polizei räumt später ein, die Situation falsch eingeschätzt zu haben. Rund 40 Randalierer werden wegen Landfriedensbruchs, Brandstiftung oder versuchtem Mord verurteilt.
© picture-alliance / ZB - Fotoreport, Foto: Jan Bauer
7 | 14 Bei einem Brandanschlag in Mölln in Schleswig-Holstein sterben am 23. November 1992 drei Türkinnen, neun Menschen werden schwer verletzt. Bei der Polizei meldet sich ein anonymer Anrufer, um auf die Brände hinzuweisen - er schließt mit den Worten "Heil Hitler". Ein 19-jähriger und ein 25-Jähriger, zwei stadtbekannte Neonazis, werden nach der Tat festgenommen. Der jüngere wird zu zehn Jahren Haft nach dem Jugendstrafrecht verurteilt, der ältere zu lebenslänglich.
© dpa, Foto: Rolf Rick
8 | 14 Der Neonazi Kay Diesner schießt in Berlin mit einem Schrotgewehr einen Buchhändler nieder, von dem er glaubt, er würde der PDS angehören. Dem Händler muss der linke Unterarm amputiert werden. Auf seiner Flucht gerät Diesner am 23. Februar 1997 in eine Polizeikontrolle auf dem Autobahnrastplatz Roseburg in Schleswig-Holstein. Er erschießt dort den Polizisten Stefan Grage und verletzt einen weiteren Beamten. Diesner wird zu lebenslanger Haft verurteilt.
© picture-alliance / dpa, Foto: Markus Beck
9 | 14 Am 10. August 1999 wird in Eschede der 44-jährige Peter Deutschmann von zwei Neonazis angegriffen. Die Täter sind 17 und 18 Jahre alt. Deutschmann hatte sie gekannt und mehrfach mit ihnen über ihre Ansichten gestritten. Sie dringen in seine Wohnung ein, zertrümmern ihm den Kehlkopf, fügen ihm Schlag- und Schnittverletzungen zu. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge erhalten beide fünf Jahre Gefängnis.
© NDR, Foto: Angela Hübsch
10 | 14 Am 24. Juni 2000 wird der 47-jährige Obdachlose Klaus Dieter Gerecke in Greifswald von einem 20 Jahre alten Neonazi auf offener Straße totgeschlagen. Am 9. Juli 2000 treten fünf Jugendliche in Wismar auf der Suche nach Bargeld den Obdachlosen Jürgen Seifert zu Tode. Auch diese Täter gehörten der rechten Szene an.
© picture-alliance / ZB, Foto: Stefan Sauer
11 | 14 Auf Usedom greift am 30. Juli 2000 eine Gruppe junger Neonazis den 51-jährigen Obdachlosen Norbert Plath an, der am Fuß der Ahlbecker Kirche schläft. Plath stirbt an seinen Verletzungen. Obdachlose und Asoziale würden nicht in die Gesellschaft passen - so beschreiben die Schläger ihr Tatmotiv später. Die Täter sind im Alter von 15 bis 24 Jahren, alle stammen aus dem rechten Spektrum auf Usedom. Neben der Kirche erinnert später ein hölzerner Glockenstuhl an die Tat.
© picture-alliance / ZB, Foto: Stefan Sauer
12 | 14 Zwei Skinheads trinken in der Nacht auf den 12. September 2000 in Schleswig Alkohol mit dem Obdachlosen Malte Lerch. Es kommt zum Streit, sie erschlagen den 45-Jährigen. Die beiden sagen später aus, der Obdachlose habe schlecht über die Skinhead-Szene gesprochen. Sie werden zu sieben Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Das Gericht sieht zwar kein politisches Motiv, doch die Bundesregierung spricht später von einer rechtsextremen Gewalttat.
© NDR, Foto: Peer-Axel Kroeske
13 | 14 Im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld wird am 27. Juni 2001 der 31-jährige Süleyman Tasköprü bei der Arbeit im Gemüseladen seines Vaters erschossen. Jahrelang ermittelt die Polizei in die falsche Richtung: Geldwäsche für eine türkische Mafia-Organisation wird als Motiv für den Mord vermutet. Erst Ende 2011 kommt heraus: Tasköprü gehört offensichtlich zu den mindestens elf Mordopfern der rechtsextremen Terrorgruppe NSU.
© picture alliance / dpa, Foto: Axel Heimken
14 | 14 In einer Imbissbude in Rostock arbeitet am 25. Februar 2004 Mehmet Yunus Turgut. Bis heute ist unklar, was an diesem Vormittag genau passiert. Turgut wird erschossen aufgefunden. Als Tatwaffe identifiziert die Polizei später eine Ceska, mit der bereits mehrere Menschen getötet wurden. Lange Zeit ist von den "Dönermorden" die Rede und von Taten vor dem Hintergrund des organisierten Verbrechens. Doch inzwischen ist klar, dass die Rechtsterroristen des NSU dahinter steckten.
© picture alliance / dpa, Foto: Axel Heimken