Heute mag die Vorstellung makaber erscheinen, mit einer Wärmflasche ins Bett zu gehen, die aus einer Munitionshülse gefertigt ist. Oder eine Kaffeekanne zu nutzen, die einmal eine "Panzerfaust" war. Die Menschen der Nachkriegszeit hatten jedoch nicht den Luxus, deswegen zimperlich sein zu können. Die Not machte es erforderlich, auch solche Gegenstände zu nutzen.
Stand: 04.12.2021 | 16:10 Uhr | Unsere Geschichte
1 | 13 Hausrat ist nach dem Krieg Mangelware. Doch Stahlhelme gibt es noch millionenfach: Sie lagern in Haushalten und Fabriken und liegen verstreut in Wäldern. Sie erhalten eine neue Verwendung: als Siebe für die Küche.
© Sammlung Herbert Wintersohl
2 | 13 Solche Siebe wurden gewerblich hergestellt, weil dafür Stanzmaschinen erforderlich waren. Die Siebe wurden mit einer Emaille-Schicht überzogen, um den hygienischen Anforderungen in der Küche zu entsprechen.
© Sammlung Herbert Wintersohl
3 | 13 Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden rund 45 Millionen solcher "Volksgasmasken" für die Zivilbevölkerung produziert. Jede Familie musste sie sich beschaffen. Eine neue Verwendung fanden vor allem die Filtergehäuse aus Aluminium.
© Herbert Wintersohl
4 | 13 Petroleumlampen, deren Behälter aus dem Filtergehäuse bestanden, Siebe für die Küche, aber auch kleine Radachsen für Kinderspielzeug wurden aus Teilen der Gasmasken hergestellt.
© Sammlung Herbert Wintersohl
5 | 13 Die Filtergehäuse der stabileren Heeresgasmaske wurden zu Dosen umgewandelt. Da sie mit Emaille überzogen wurden, konnte man darin auch Lebensmittel wie Butter oder Zucker aufbewahren - wenn es sie denn gab.
© Herbert Wintersohl
6 | 13 Aus Rohlingen oder halbfertigen Waffen wurden neue, zivile Gegenstände gefertigt. Die Köpfe von Panzer brechenden Waffen etwa wurden zu Kaffeekannen umgearbeitet.
© Herbert Wintersohl
7 | 13 Neben Kaffeekannen wurden auch Tassen und Schöpfkellen produziert. Und aus innenliegenden Bestandteilen von "Panzerfäusten" entstanden Trichter. Auffällig ist, dass auch so ein Notbehelf gern mit Blümchen bemalt wurde.
© Herbert Wintersohl
8 | 13 Auch der Becher links wurde verziert. Eigentlich handelt es sich dabei um eine aus Bakelit (einem der hitze- und säurebeständigen Kunststoffe der Welt) gefertigte Transportdose für den Zünder einer Flugabwehrkanone. Solche Dosen wurden aber auch zu Wäschesprengern umfunktioniert.
© Herbert Wintersohl
9 | 13 Im extrem kalten Winter 1946/47 nahmen manche Menschen eine Munitionshülse mit ins Bett. Denn aus ihnen wurden Wärmflaschen gefertigt.
© Imago Images, Foto: epd
10 | 13 Aus Konservendosen ließen sich mit einfachsten Mitteln Becher herstellen, etwa für die Schulspeisung. Diese amerikanischen Dosen stammen aus einem großen Flüchtlingslager.
© Herbert Wintersohl
11 | 13 Nicht alle Notbehelfe waren ausschließlich praktischer Natur. Aus den abgeworfenen Zusatztanks von Jagdfliegern bauten sich Jugendliche und Kinder etwa Boote und Seifenkisten. Aber auch als Badewanne fanden die Tanks Verwendung.
© Oberes Bild: Sammlung Herbert Wintersohl / Unteres Bild: Spielzeugmuseum Nürnberg
12 | 13 Weihnachten ohne Baum? Auch dafür gab es eine Lösung: Aus dem Boden einer Haubitzen-Munitionshülse entstand etwa eine solche Halterung. Der Ständer konnte auf ein Holzkreuz geschraubt werden, um die Standfestigkeit zu erhöhen.
© Herbert Wintersohl
13 | 13 Nach Weihnachten wurden dann die Tannenbaumspitzen abgeschnitten und von sämtlichen Nadeln befreit - fertig war ein Quirl für die Küche. Aluminiumstreifen aus einer Flugzeughaut machten aus der Improvisation ein fast normales Küchengerät.
© Sammlung Herbert Wintersohl