Enge Gassen, tote Ratten, goldene Pestmedaillen

Durchgang von der Deichstraße in Hamburg zum Nikolaifleet. © NDR Foto: Oliver Diedrich

1 | 17 Hamburg im 18. Jahrhundert: In düsteren Gassen laben sich Ratten am Gammel. Dieser Durchgang von der Deichstraße zum Nikolaifleet gibt einen Eindruck davon, wie es damals in den Elendsvierteln aussieht.

Blick durch ein Brückengeländer auf das Nikolaifleet in Hamburg. © NDR Foto: Oliver Diedrich

2 | 17 In den Fleeten treibt damals eine stinkende Abwasserbrühe, die Häuser stehen dicht an dicht.

Gemälde einer Straßenszene auf dem Altonaer Fischmarkt. © picture alliance Foto: Lothar Heidtmann

3 | 17 Auch im dänischen Altona herrscht drangvolle Enge: Straßenszene vom dortigen Fischmarkt. 1712 fürchten die Hamburger, dass man sich bei den Nachbarn die Pest holen könnte.

Blick auf die Elbe und Hamburg im 17. Jahrhundert - zeitgenössischer Stich von Homann. © picture alliance/Mary Evans Picture Library

4 | 17 Doch auch vom eigenen Hafen geht Gefahr aus. Wegen Hamburgs Handelsverbindungen in alle Welt können Krankheiten leicht eingeschleppt werden.

Mikroskopische Aufnahme des Pesterregers, des Bakteriums Yersinia pestis © picture-alliance / OKAPIA KG, Germany Foto: Dr. Gary Gaugler

5 | 17 Flöhe, die auf Ratten und anderen Nagetieren sitzen, können den Pesterreger übertragen, das Bakterium Yersinia Pestis. Wenn die Wirte den Pesttod sterben, wandern die Flöhe weiter - auch zum Menschen. Durch Stiche und Kot der Flöhe können Pestbakterien in den menschlichen Körper gelangen.

Straßenschild "Böhmkenstraße" vor dem Turm der Michaeliskirche in Hamburg. © NDR Foto: Oliver Diedrich

6 | 17 Bei der großen Pestepidemie von 1712 tauchen die ersten Pestleichen ganz in der Nähe der St. Michaeliskirche in Hamburgs Neustadt auf - der Michel sieht damals aber noch anders aus.

In der Böhmkenstraße in Hamburgs Neustadt zeigt Stadtführerin Wiebke Johannsen, wo vor 300 Jahren vermutlich die ersten Pesttoten gefunden wurden. © NDR Foto: Oliver Diedrich

7 | 17 Stadtführerin Wiebke Johannsen erzählt, dass sich etwa an diesem Ort vor 300 Jahren der Gerkenshof mit den ersten tödlich Infizierten befand. Die Stadt lässt die Gasse damals zunageln - die kranken Bewohner werden dort eingesperrt.

Modell des Hamburger Millerntores (um das Jahr 1700) im Museum für Hamburgische Geschichte. © NDR Foto: Oliver Diedrich

8 | 17 Als weitere Maßnahme lässt Hamburg das Millerntor (hier ein Museums-Modell) schließen, das nach Altona führt. Historiker sehen darin heute eher eine Schikane gegen den dänischen Nachbarn als eine vernünftige Vorkehrung zum Seuchenschutz.

Pesthospital zu Hamburg - Kupferstich von C.Fritzsch, Mitte 18. Jahrhundert. © picture-alliance / akg-images

9 | 17 Rasend schnell breitet sich die Seuche in Hamburg aus. Im Pesthospital und in den Lazaretten kann man wenig für die Erkrankten tun. Strenge Regeln für Wärter und andere Mitarbeiter deuten darauf hin, dass dort den Kranken auch Leid zugefügt wurde - etwa Vergewaltigungen.

Pestarzt Dr. Chicogneau , 1720 /Kupferst. © picture-alliance / akg-images Foto: akg-images

10 | 17 Manche Pestärzte versuchen sich im 18. Jahrhundert mit Schnabelmasken vor Ansteckung zu schützen. Nach damaliger Ansicht verbreiten giftige Dämpfe die Seuche.

Besucher schauen sich im Museum für Hamburgische Geschichte eine Grabplatte an, die an einen Pestarzt aus dem 18. Jahrhundert erinnert. © NDR Foto: Oliver Diedrich

11 | 17 Erinnerung an einen Hamburger Pestarzt: Im Museum für Hamburgische Geschichte steht die Grabplatte von Christoph Emilius Fabricius. Er starb 1747 im Alter von 27 Jahren - wohl in Ausübung seines Amtes.

Stadtführerin Wiebbke Johannsen zeigt am Paulinenplatz in Hamburg-St.Pauli, wo sich vor 300 Jahren der Pesthof befand. © NDR Foto: Oliver Diedrich

12 | 17 Vom Hamburger Pesthof selbst gibt es keine Spuren mehr. Stadtführerin Johannsen zeigt den früheren Standort am heutigen Paulinenplatz in St. Pauli.

S-Bahn und ICE fahren in Hamburg zwischen Sternschanze und Dammtor. © NDR Foto: Oliver Diedrich

13 | 17 Eine Fahrt mit der S-Bahn von der Sternschanze zum Dammtor führt kurz hinter dem Fernsehturm an einem anderen historisch bedeutsamen Gelände vorbei. Ein Stück rechts neben der heutigen Bahnstrecke befand sich der Pesthügel, wo die Toten verscharrt wurden.

Dr. Ralf Wiechmann schaut sich im Museum für Hamburgische Geschichte 300 Jahre alte Medaillen an, die sich mit dem Pestausbruch 1712 in Hamburg befassen. © NDR Foto: Oliver Diedrich

14 | 17 Einige der wenigen erhaltenen Zeugnisse der Pest von 1712 verwahrt Ralf Wiechmann im Museum für Hamburgische Geschichte. Der Numismatiker zeigt die "Pestmedaillen", die vor, während und nach der Epidemie in Hamburg angefertigt wurden.

Pestmedaille aus dem Jahr 1714 liegt zwischen weiteren Stücken im Museum für Hamburgische Geschichte in Hamburg. © NDR Foto: Oliver Diedrich

15 | 17 Im Fundus des Museums lagern wertvolle Stücke, aber auch einfache Amulette mit Sinnsprüchen, von denen sich die Menschen damals offenbar Schutz vor der Seuche erhofften.

Mann zeigt eine Goldmedaille von 1714 - sie zeigt auf der Vorderseite einen Baum mit dem Stadtwappen von Hamburg und den fünf Kirchspielen der Stadt. Der als Skelett-Sensenmann dargestellte Tod reißt von diesem Baum einige Blätter ab. © NDR Foto: Oliver Diedrich

16 | 17 Besonders stolz ist Wiechmann auf diese Goldmedaille von 1714, mit der die überstandene Pest gewürdigt wurde. Zu sehen ist ein Baum mit dem Stadtwappen von Hamburg. Der als Sensenmann dargestellte Tod reißt einige Blätter ab. Darüber steht auf Lateinisch: "Es ist besser beschnitten, als ganz und gar umgehauen zu werden."

Goldmedaille von 1714 auf die Pest in Hamburg - drei Bienenkörbe und im Hintergrund Schiffe, darüber in Latein: "Die Stadt Hamburg hat ihren alten Schmuck wieder erhalten, nachdem die Einschränkungen der öffentlichen Wege aufgehoben und der Handelsverkehr wieder hergestellt worden ist." © NDR Foto: Oliver Diedrich

17 | 17 "Es gehörte zum guten Ton in reichen Familien, sich solche Stücke zuzulegen", sagt der Historiker. Die Rückseite der Pestmedaille zeigt Bienenkörbe als Zeichen des Wohlstandes und die Inschrift: "Hamburg hat seinen alten Schmuck wieder erhalten, nachdem die Einschränkungen der Wege aufgehoben und der Handelsverkehr wieder hergestellt worden ist."

Als die Pest den Tod nach Hamburg brachte