Pressefreiheit
Mafia-Recherchen: Schutz durch Kooperation
Claudio Cordova lebt im Süden Italiens, dort, wo die ’Ndrangheta zu Hause ist, mit Drogen ihr Geschäft macht. Auf dem Portal "Il Dispaccio" - "Die Depesche" berichtet der Journalist regelmäßig über die Mafia, etwa über ihre Autobomben-Attentate. Wenn die Mafia will, räumt sie ihre Gegner immer noch so aus dem Weg. "Die ‘Ndrangheta ist die stärkste und reichste kriminelle Organisation. Und sie ist sehr, sehr gefährlich." Darum passt Cordova auf, wo immer er ist. Und er tauscht sich aus mit Kollegen, zum Beispiel auf einem Journalisten-Kongress in Perugia.
Dort sind auch Cecilia Anesi aus Italien und David Schraven aus Deutschland, auch sie recherchieren zur Mafia - allen Gefahren zum Trotz. Und sie arbeiten grenzüberschreitend - genau wie die Mafia. "Wir müssen mehr über die länderübergreifenden Aktivitäten der Mafia berichten, denn die Mafia respektiert keine staatlichen Grenzen", so Cecilia Anesi, Mitgründerin des Investigativ-Netzwerks IRPI. Gemeinsam berichten dort Journalisten über die Globalisierung der Camorra - und gehen auch mit ihren Recherchen global. Diese journalistische Vernetzung dürfte den Mafia-Clans nicht gefallen, denn sie stärkt die unbequemen Journalisten.
Justiz als Waffe gegen die Presse
Doch in ihrem Kampf gegen die Presse hat die Mafia ein neues Instrument für sich entdeckt: Die Justiz. Sie fordern Schadenersatz in Millionenhöhe, ziehen dafür auch vor's Strafgericht. "Auf einmal stehst Du da und hast eine Drohung über Dir von 20.000 bis 50.000 Euro, wo Du keine Ahnung hast, wie Du das bezahlen sollst. Und das ist der eigentliche Angriffspunkt", so David Schraven, Herausgeber "Correctiv". Mafia-Berichterstatter müssen also gar nicht mehr so sehr um ihr Leben fürchten. Inzwischen versucht es die Mafia mit geräuschloseren Mitteln, wenn es darum geht, Journalisten zum Schweigen zu bringen.
- Teil 1: Eine NGO bietet bedrohten Journalisten Schutz
- Teil 2: Slowakei: Kuciaks Recherchen gehen weiter
- Teil 3: Mafia-Recherchen: Schutz durch Kooperation
- Teil 4: Türkei: Medienkonzentration bedroht Pressevielfalt
- Teil 5: Malta: Recherche gegen die Angst