Kein einfacher Abend: Zwei Chefredakteure bei der AfD
Kürzlich waren Kai Gniffke und Peter Frey, die Chefredakteure von ARD-aktuell und ZDF, in Dresden zur Podiumsdiskussion bei der AfD. Seitdem konnte man einiges über den Abend lesen - doch wer hat die Debatte tatsächlich gesehen? Dabei war das ein bemerkenswerter Abend.
Chefredakteure stellen sich den skeptischen AfD-Anhängern
Links auf dem Podium saßen die Chefredakteure von ARD und ZDF. In der Mitte die Moderatoren Andreas Lombard, Chefredakteur des rechten Monatsmagazins "Cato", und der rechtskonservative Blogger Klaus Kelle. Rechts die Diskutanten der AfD: der frühere "Focus"-Redakteur Michael Klonovsky, der heute persönlicher Referent des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland ist, und der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der "Bild am Sonntag", Nicolaus Fest. 300 Gäste waren da, vor allem AfD-Anhänger und sehr viele Journalisten.
AfD-Anhänger finden Berichterstattung einseitig und unfair
Die Moderatoren und Diskutanten der AfD geißelten gemeinsam die Berichterstattung als einseitig, politisch gefärbt und unfair. Sie stellten viele Fragen. Wieso habe man nach Chemnitz in erster Linie Berichte über Hetzjagden gelesen - und kaum welche über den Toten? Wo waren die Berichte über den Mord an einem Mädchen in Freiburg? Über die Messerattacke auf den Bürgermeister einer Kleinstadt? Wo waren die positiven Berichte über Trump? Die Chefredakteure versuchen zwei Stunden lang dagegenzuhalten. Frey erinnerte daran, dass "in einem freien Land eine freie und kritische Presse notwendig ist". Kaum einer klatschte.
Gniffke erklärt Grundregel des Journalismus
Erst als Gniffke auf die AfD zuging, wurde die Stimmung im Saal besser. Natürlich müssten die Nachrichten ausgewogen sein, stimmte Gniffke den AfD-Vertretern zu. Besonders begeistert reagiert der Saal, als Gniffke endlich den Satz sagte, auf den hier alle warteten: "Die AfD hat genauso einen Anspruch auf eine faire Berichterstattung und Berücksichtigung wie jede andere Partei auch." Das kam gut an im Saal.
AfD-Vertreter zufrieden mit Veranstaltung
Der Dresdner AfD-Chef Reinhard Günzel fand deshalb die Veranstaltung am Ende durchaus gelungen: "Es wurde ja von uns bemängelt, dass in vielen Fernseh-Reportagen über die AfD immer das ein bisschen negativ konnotiert wird. Da haben sie Besserung gelobt, das ist doch schon ein erster Anfang, den finde ich ganz gut." Wann wird die AfD die Sender an dieses vermeintliche Zugeständnis erinnern? Man darf gespannt sein.