Innenansichten der Brexit-Korrespondentinnen
Am kommenden Freitag, den 31. Januar 2020, ist es soweit: Großbritannien tritt offiziell aus der Europäischen Union aus. Bis zum Jahresende gilt eine Übergangsphase, in der die Post-Brexit-Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich geführt werden sollen. Der Brexit wird die Korresponden und Korrespondentinnen noch weiter beschäftigen, aber Zeit für ein kurzes Aufatmen bleibt.
Brexit, Brexit, immer nur Brexit
ZAPP hat in London Annette Dittert getroffen, die seit einem Jahr das ARD-Studio in der britischen Hauptstadt leitet. Auch Cathrin Kahlweit, Korrespondentin der "Süddeutschen Zeitung", und Friedbert Meurer, der für das Deutschlandradio aus London berichtet, zeigen, wo sie in den letzten Jahren gefühlte Ewigkeiten verbracht haben. Alle drei sind eigentlich Korrespondenten für das Vereinigte Königreich und Irland, in den letzten Jahren fühlten sie sich aber eher als Brexit-Korrespondenten. Besonders die vergangenen zwölf Monate waren mit einem unglaublichen Arbeitspensum verknüpft.
"Es gab nichts anderes", erzählt Cathrin Kahlweit, "niemand fuhr irgendwo hin. Keine Reportage über soziale Probleme, über Armut, was weiß ich. Nur Brexit, Brexit, Brexit." Und Friedbert Meurer ergänzt: "Ich bin absolut froh, dass das jetzt diesen Punkt erreicht hat. Es wird ruhiger weitergehen. Und man kann auch mal über andere Themen berichten." Annette Dittert erzählt, dass das ARD-Studio London vergangenes Jahr fast das Dreifache von dem produziert hat, was in den Jahren davor gemacht wurde. Und das seien auch schon Ausnahmejahre gewesen, seitdem im Juni 2016 eine knappe Mehrheit der Wähler für einen Austritt des Landes aus der Europäischen Union gestimmt hatte.
Berichterstattung: Erwartungshaltung versus Realität
Friedbert Meurer berichtet, dass er oft mit der deutschen Erwartungshaltung zu kämpfen hatte, dass Boris Johnson das Land herunterziehen und alles in einer Katastrophe enden würde. Er habe die Realität in London oft anders erlebt. "Die Briten haben einen Mind-Set und wir, Deutsche und EU-Bürger, haben einen Mind-Set." Die britische Denkweise sei aber eine andere. "Und nicht jeder, der für den Brexit ist, ist ein Nazi. Ich habe sehr viele nette, kluge Brexiteers getroffen." Gelegentlich sei es schwer gewesen, das nach Deutschland zu transportieren.
Der Brexit habe das Land auf eine Weise zerrissen, schildert Annette Dittert, "in der Mitte gespalten", wie sie es noch nie erlebt habe. Daran wird auch der kommende Freitag nichts ändern. Bis die Spaltung des Landes wieder heilt, da sind sich alle KorrespondentInnen einig, wird es noch Jahrzehnte dauern. Aber die Korrespondenten können endlich auch wieder über das berichten, was neben dem Brexit geschah.