Verzweifelt: Warum Flüchtlinge ihre Heimat verlassen
Ekram hat nur ein Ziel vor Augen: Er will seine Familie endlich in Sicherheit bringen. Mit drei kleinen Kindern flohen er und seine Frau vor dem Bürgerkrieg in Syrien in die türkische Hafenstadt Mersin. Hier warten sie jetzt in einer kleinen Notunterkunft auf einen Platz in einem Schiff, auf ihre Schleusung nach Europa. Sie hoffen auf ein besseres Leben, weit weg von ihrer Heimat, vom Krieg, vom Elend. "Unsere Arbeit in Syrien war eigentlich sehr gut, wir hatten ein Geschäft, das lief sehr gut. Aber wir wollten nicht in diesem Krieg verbrennen", sagt Ekram.
Sammelpunkt für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge
Die Familie träumt davon, irgendwann in Deutschland anzukommen. Für 15.000 Euro haben sie einen Schleuser beauftragt, der sie über das Mittelmeer nach Europa bringen soll. Sie haben ihr Haus und ihr Auto für die Flucht verkauft. Aber es ist nicht nur eine teure, sondern auch eine gefährliche Reise. "Natürlich haben wir Angst. Wir haben gehört, dass schon mehrere Schiffe mit Flüchtlingen gekentert und viele Menschen gestorben sind. Wir haben große Angst, aber wir haben keinen anderen Weg, wir sehen keine Alternative", erzählen sie.
Es ist ein Schicksal, dass sie mit vielen Flüchtlingen in Mersin teilen. Die Stadt im Südosten der Türkei ist in den letzten Monaten zu einem Sammelpunkt für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge geworden. Ganze Stadtteile werden von ihnen bevölkert, fast alle warten auf ihre Schleusung nach Europa.
Geschäft mit den Flüchtlingen - auch die Behörden verdienen
Ahmed ist einer der Schleuser - für 6.000 Dollar pro Person verspricht er den Flüchtlingen die Fahrt auf einem Containerschiff nach Europa. Die Hälfte des Geldes zahlen die Flüchtlinge im Voraus, die andere Hälfte, wenn sie am Ziel angekommen sind. In den letzten zwei Jahren hätten er und seine Komplizen rund 800 Personen über das Mittelmeer geschickt, so Ahmed. Doch in Mersin verdienen offenbar nicht nur viele Schleuser sondern auch die Behörden am Geschäft mit den Flüchtlingen. "Wir arbeiten mit Marine und der Küstenwache zusammen. Ohne sie könnten wir nicht arbeiten", gibt der Schleuser unverhohlen zu.
Mit kleinen Fischerbooten bringen er und die anderen die Flüchtlinge auf hohe See. Dort steigen sie auf große Containerschiffe um. Die Route führt nördlich an Zypern und südlich an Kreta vorbei aufs Mittelmeer. Dann geht es Richtung Italien.
Hoffnung auf ein besseres Leben
Die Flüchtlinge, die diese Route antreten, kennen die Risiken und haben Angst davor, doch die Hoffnung auf ein besseres Leben ist größer. Auch für Ekram und seine Familie: "Uns wurde oft erzählt, dass ein Mensch dort als Mensch behandelt wird, auf die Menschenwürde wird geachtet. Man hat dort keine Angst vor der Zukunft, die Regierung hilft den Menschen. Hier hat man Angst, dass die Kinder verhungern, dort hat man diese Angst nicht. Die Menschen dort sollen sehr nett sein, deswegen wollen wir hin", sagt der Familienvater. Ob sie Deutschland jemals erreichen werden, ist unsicher. Sie beten dafür.