Stand: 06.11.2014 10:00 Uhr

Fluchthelfer: Gestern Helden, heute Kriminelle

von Stefan Buchen

Das Einreißen von Grenzen ist dieser Tage Gegenstand feierlicher Erinnerung. Dass der Mauerfall sich nun zum 25. Mal jährt, lässt das Glücksgefühl plötzlich gewonnener Freiheit bei den Deutschen und anderen Europäern noch einmal intensiv aufleben. Es ist indes eine Illusion, dass Grenzen damit gänzlich aus unserer Welt verschwunden sind. Sie sind für uns Deutsche nur weniger sichtbar.

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An den Außengrenzen des Kontinents hat Europa, unter kräftigem Antrieb von Deutschland, neue und schwer überwindbare Sperranlagen errichtet. Flüchtlinge sollen daran gehindert werden, europäischen Boden zu erreichen. In Zeiten von Krieg und Chaos im Zweistromland und in Teilen Afrikas gewinnt diese Politik eine akute, oft tödliche Bedeutung. Trotzdem und trotz der eigenen Geschichte stimmen viele dieser Politik zu.

Noch härter gegen Fluchthelfer?

Wie sich unsere Perspektive verschoben hat, kann man an nichts besser ablesen als an unserer Art, mit der Figur des Schleusers umzugehen. Wir haben den Flüchtlingen von heute gesagt: "Visa gibt es nicht. Eure Einreise nach Europa und Deutschland ist illegal, Ihr müsst draußen bleiben!" Dass trotzdem welche kommen, ist auch auf die Existenz von Schleusernetzwerken zurückzuführen. Diese kriminellen Banden "erdreisten sich", die souveräne politische Entscheidung Deutschlands und Europas zu unterlaufen und trotzdem Flüchtlinge bei uns einzuschmuggeln. Deshalb will etwa Bundesinnenminister Thomas de Maizière "diese Kriminellen noch entschlossener bekämpfen", wie er neulich im Bundestag sagte.

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Aber wie war es noch gleich vor dem Fall der Mauer? Damals gab es auch Schleuser, die Menschen in Not halfen, trickreich und heimlich den Eisernen Vorhang zwischen Ost und West zu überwinden. Sie brachen Gesetze und ließen sich von den Flüchtlingen bezahlen, genau wie die Schleuser von heute. Dennoch gelten die "Fluchthelfer" bis heute als die heimlichen Helden der Freiheit. Deutschland verleiht ihnen das Bundesverdienstkreuz, während wir die Schleuser von heute ins Gefängnis sperren.

Panorama hat die "Fluchthelfer" von damals und die "Schleuser" von heute getroffen und festgestellt, dass sie viel gemeinsam haben. Für die Flüchtlinge, die in Sicherheit und in Freiheit wollten, waren und sind sie die einzige Chance. Nur beurteilen wir sie vollkommen unterschiedlich.

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Der Panorama-Beitrag vom 6. November 2014 als PDF-Dokument zum Download. Download (133 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 06.11.2014 | 22:00 Uhr

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