Göttingerin rutscht in Obdachlosigkeit
Im November berichtete Panorama 3 über die Göttingerin Monika Nitzschke. Die Hartz-IV-Empfängerin war damals verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Die Kosten für ihre alte Wohnung hat das zuständige Jobcenter nach einer Mieterhöhung nicht mehr übernommen. Nach der Erhöhung lag die Miete nämlich über der Angemessenheitsgrenze des Landkreises.
Wer definiert "angemessene" Kosten?
Bei Hartz-IV-Empfängern übernimmt der Staat die Wohnkosten. Allerdings werden nur "angemessene" Kosten übernommen - so steht es im Sozialgesetzbuch. Was die Landkreise und Jobcenter als "angemessene" Wohnkosten für Hartz-IV-Empfänger betrachten, deckt sich häufig nicht mit den tatsächlichen Preisen auf dem Mietmarkt. Im Landkreis Göttingen etwa waren die Berechnungen des Landkreises von Gerichten mehrfach für rechtswidrig befunden worden.
Der Landkreis Göttingen verteidigte gegenüber Panorama 3 seine als angemessen angesetzten Mietübernahmen. Das Problem sei eher, dass der Bundesgesetzgeber nicht klar geregelt habe, wie die Kosten für die Unterkunft zu berechnen seien.
"Das raubt einem die Kraft"
Die Wohnungssuche von Monika Nitzschke gestaltete sich schwierig. Sie fand einfach keine Wohnung mit einem angemessenen Mietpreis. Im November äußerte sie im Panorama 3-Beitrag die Befürchtung, obdachlos zu werden. Diese Befürchtung ist nun eingetreten. Aufgrund von Mietschulden und einer Räumungsklage musste sie ihre alte Wohnung verlassen. Seit Ende 2018 lebt die 56-Jährige auf der Straße. "Mir geht es sehr schlecht", sagt Nitzschke am Telefon. Sie fahre abends mit dem Fahrrad umher und setze sich dann an den Bahnhof, wo sie oft acht oder neun Stunden ausharre. "Ich habe seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen", erzählt Nitzschke. "Das raubt einem die Kraft."
Nach der Panorama 3-Berichterstattung hatten mehrere Zuschauer Spenden angeboten. Die wären allerdings von Monika Nitzschkes Hartz IV-Satz abgezogen worden, erklärt ihr Anwalt Sven Adam. "Was Frau Nitzschke immer noch braucht, ist eine geeignete Wohnung in Göttingen", sagt Adam. Auf Wohnungsangebote außerhalb Göttingens wollte Monika Nitzschke nicht eingehen. "Ich habe mein ganzes Leben in Göttingen gewohnt", sagt sie. Auch in einer Notunterkunft für obdachlose Frauen habe sie es nicht ausgehalten. Inzwischen werde sie regelmäßig vom sozialpsychiatrischen Dienst betreut, der wolle auch nach einer Unterkunft suchen. "Das wichtigste ist weiterhin, dass ich eine bezahlbare Wohnung finde", sagt Monika Nitzschke. "Ich will zur Ruhe kommen, raus aus dieser lebensbedrohlichen Situation."