Nein. Wenn "fluorfrei" draufsteht, sollten keine PFAS im Skiwachs enthalten sein. Ein Großteil der namhaften Skiwachshersteller bietet mittlerweile ausschließlich fluorfreie Skiwachse an. Das bestätigen auch der Verband DSV aktiv, der die Amateurinnen und Amateure im Skisport vertritt, sowie der Verband Deutscher Fachhandel auf Anfrage. Trotzdem kann man Skiwachs mit PFAS weiterhin kaufen. Im Profisport sind solche Wachse seit der Saison 2023/2024 verboten, im Amateursport ist es dagegen weiterhin erlaubt.
Weil die großen Skiwachs-Hersteller mittlerweile umgestiegen sind, ist PFAS-Skiwachs nicht mehr so weit verbreitet. Es ist zudem sehr viel teurer als PFAS-freies Wachs. Auch deshalb benutze der Skiservice in der Regel PFAS-freie Produkte, erklärt der DSV aktiv. Weil es aber weiterhin erhältlich ist, komme es, wenn auch vereinzelt, weiterhin zum Einsatz. Hier sei weitere Aufklärung nötig, schreibt auch der Verband Deutscher Fachhandel.
Indem sie beim Kauf auf die genaue Etikettierung des Wachses achten: Skiwachse mit PFAS tragen fast immer das Wort "Fluor" im Namen, z.B. "Fluor Speed Wachs" oder ganz einfach "Fluorwachs". Die meisten Onlineshops und Skihändler haben aber auch fluorfreie Produkte im Angebot.
Wenn man PFAS-haltiges Wachs verwenden will, sollte laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf eine ausreichende Belüftung geachtet werden. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät zudem, unbedingt die vom Hersteller angegebenen Sicherheits- und Gebrauchshinweise zu befolgen.
Swix, einer der großen Skiwachs-Hersteller, verkauft wegen der Gesundheitsrisiken kein Skiwachs mit PFAS mehr. Die Firma empfiehlt beim Entfernen alter, noch PFAS-haltiger Wachsreste, eine Atemschutzmaske mit Filter zu tragen. Laut BAG dürften diese Wachsreste nicht in den Hausmüll, sondern sollen bei Sammelstellen oder Entsorgungshöfen abgegeben werden. Das Amt rät grundsätzlich von unnötiger PFAS-Exposition durch Ski-Wachs ab.
Das hängt von der Menge und der Dauer der Exposition ab. Laut BfR werden PFAS überwiegend beim Auftragen des Wachses aufgenommen. Eine Studie aus Norwegen bestätigt das. Sie hat den Zusammenhang zwischen hohen PFAS-Konzentrationen in der Luft während des Wachsens und erhöhten PFAS-Werten bei den Skiwachsern im Blut untersucht.
Auch eine aktuelle Studie aus den USA hat das Blut von Menschen getestet, die regelmäßig PFAS-haltiges Skiwachs aufgetragen haben oder sich oft in Räumen aufgehalten hatten, in denen es verwendet wurde. Die Forschenden kommen zu dem Schluss: Je öfter und länger die Teilnehmenden PFAS-haltigem Skiwachs ausgesetzt waren, desto höher waren die PFAS-Konzentrationen in ihrem Blut.
Bei manchen PFAS hat die WHO nachgewiesen, dass sie Krebs erregen beziehungsweise wahrscheinlich Krebs erregen und das Immunsystem schädigen können. Eine dieser Substanzen - der Stoff PFOA - wurde 2020 in der EU verboten, war bis dahin aber oft in Skiwachs enthalten.
Die PFAS, die in heutigen Skiwachsen verwendet werden, sind nicht so umfassend erforscht wie PFOA. Doch aufgrund des sehr ähnlichen Aufbaus vieler PFAS gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass auch weitere Chemikalien aus der Stoffgruppe problematisch sein können.
Laut BfR sei eine Aufnahme beim reinen Fahren mit PFAS-gewachsten Skiern "vernachlässigbar". Allerdings kämen PFAS etwa über den Abrieb der Skier auch in die Umwelt. Dort verbleiben sie sehr lange und können über Nahrung und Trinkwasser wiederum vom Menschen aufgenommen werden, erklärt das BfR.
In einer Studie von 2023 fand die Forscherin Viktoria Müller von der Universität Graz PFAS-Rückstände im Schnee, Schmelzwasser und im Boden von Skigebieten in Österreich - und zwar signifikant höhere Mengen als in Nicht-Skigebieten. Das BfR hält den Eintrag von PFAS durch Skiwachs in die Umwelt verglichen mit den Gesamtemissionen aller PFAS-Verwendungen für eher gering, aber für vermeidbar.