Solidarität mit Israel: Was heißt das für die Bundesregierung?
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel gebe es für Deutschland nur den Platz an der Seite Israels, sagte Kanzler Scholz. Aber heißt das auch bedingungslose Solidarität mit der Regierung Netanjahu?
Am Morgen des 7. Oktober wacht Israel in einem Albtraum auf. An diesem Tag feuert die Hamas Tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel. Schwerbewaffnete palästinensische Terroristen dringen zur gleichen Zeit in Israel ein und ziehen mordend durch Städte und Dörfer.
In diesem Moment gebe es für Deutschland nur einen Platz: den an der Seite Israels, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz. Das ist gemeint, wenn von der Sicherheit Israels als "deutscher Staatsräson" die Rede ist. Doch heißt das auch bedingungslose Solidarität mit Israels aktueller Regierung unter Benjamin Netanjahu?
Historiker mahnt zu kritischer Solidarität
Der israelische Historiker Moshe Zimmermann bezeichnet die Ereignisse vom 7. Oktober als das größte Versagen in der Geschichte Israels. Viele in Israel fordern Netanjahus sofortigen Rücktritt. Zimmermann befürchtet: Deshalb fallen dessen Drohgebärden nun besonders heftig aus.
Wie konnte es so weit kommen? Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sieht die Zeit für diese Frage noch nicht gekommen. Sie werde gestellt werden, "auf militärischer Ebene, politischer Ebene", und man werde auch Schlussfolgerungen ziehen. Doch jetzt sei die Priorität, die Hamas zu beseitigen.
Zimmermann dagegen mahnt auch jetzt zur kritischen Solidarität: "Wenn man auf der Seite Israels stehen will, steht man nicht unbedingt auf der Seite der israelischen Regierung von heute. Diese Regierung ist für Israels Sicherheit gefährlich." Für die Bundesregierung eine schwierige Gratwanderung.