Walter van Rossum antwortet Panorama
Thomas Berbner: "Umfassendes Bild Ihrer Theorie"
Lieber Walter van Rossum,
Ihren Ärger kann ich nicht nachvollziehen: ich habe Ihre Thesen über den Journalismus gesendet, sogar eine Langfassung ins Netz gestellt. Sie konnten Ihren Gedankengang beim Anschlag auf Charlie Hebdo ausführlich schildern, einschliesslich der Statements, in denen Sie die Notwendigkeit von Verschwörungstheorien begründen. Der Zuschauer bekommt so ein umfassendes Bild Ihrer Theorie von der Einseitigkeit des Journalismus. Ich habe meine Fragen auch mit gesendet, damit der Zuschauer einen Eindruck vom Verlauf unseres Gesprächs bekommt.
Sie sagen, ich hätte Sie trotz der vielen Statements nur verkürzt wiedergegeben. Das glaube ich nicht, aber natürlich kann ich in einem Magazinbeitrag nicht alles unterbringen. Wer mehr wissen möchte, kann sich ja eines Ihrer Bücher oder eines Ihrer Features besorgen. Ich habe Ihnen übrigens während des Interviews auch mehrfach deutlich gemacht, dass ich Ihre Theorie, dass es ganz generell eine unheilige Verbindung von Journalisten und Regierungen gibt, für komplett unbewiesen halte.
Ich hatte bei der Veranstaltung in Köln den deutlichen Eindruck, dass Sie gegenüber den Zuschauern ein Zerrbild des Journalismus verbreiten. Auch das habe ich Ihnen schon vor Ort gesagt. Ihre These von der Lenkung oder Selbst-Gleichschaltung halte ich - verzeihen Sie mir die deutlichen Worte - für ausgemachten Blödsinn. Auch Ihre küchenpsychologischen Ausführungen über die Mechanismen in Journalistenköpfen haben mich nicht überzeugt. Etwas weniger Nazijargon ("Gleichschaltung", "Führerbefehl") wäre übrigens auch nicht schlecht.
Sie haben ja schon in unserem Interview behauptet, dass im Vorfeld des Irakkrieges in Tagesschau und Tagesthemen nicht darauf hingewiesen worden wäre, dass dieser Krieg völkerrechtswidrig sei. Ich erinnere mich da deutlich anders, das war ja damals fester Bestandteil der aktuellen Debatte. Ich wette aber nicht um solche Dinge, glaube auch gar nicht, dass Sie das ernst meinen. Ich schaue aber gerne mal in unsere Archive und kann dann auch an dieser Stelle über das Ergebnis berichten.
- Teil 1: Walter van Rossum: "Fällt Ihnen denn gar nix mehr ein?"
- Teil 2: Thomas Berbner: "Umfassendes Bild Ihrer Theorie"