Wohltäter Hitler: Besuch bei Auschwitz-Leugnern
Keine Beweise für die Nichtexistenz des Holocaust
Professor Norbert Frei ist einer von fünf renommierten Historikern, die im Jahr 2000 im Auftrag des Münchner Instituts für Zeitgeschichte das Buch herausgeben haben, auf das sich nun die Holocaust-Leugner berufen. Im Panorama-Interview betont er, dass die Befehle natürlich kein Beweis für die Nichtexistenz des Holocaust seien, im Gegenteil: "Sie enthalten eine Fülle von mehr oder weniger verdeckten, aber leicht zu entschlüsselnden Hinweisen darauf, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Lagerkomplex Auschwitz das Vernichtungslager geworden ist, dass eben in Birkenau auch die Vernichtung stattgefunden hat.“ Die "Standort- und Kommandanturbefehle“ müsse man als eine Art Hausmitteilungen der SS verstehen, die an einen großen Verteiler gegangen seien. "Da wird man natürlich nicht die Einzelheiten des Holocaust niederlegen. Die Massenvernichtung war 'Geheime Reichssache', und das sollte sie auch bleiben. So gibt es unter den Befehlen ein Dokument vom 22. April 1942, in dem explizit größtmögliche Verschwiegenheit, größtmögliche Geheimhaltung gefordert wird, unter Androhung schwerer Strafen. Landesverrat ist dann das Stichwort für alle, die irgendwas von den Vorkommnissen im Konzentrationslager Auschwitz mitteilen würden. Das wurde regelmäßig wiederholt. Also, welche Vorkommnisse sollen das sein, wenn nicht hochkriminelle Verbrechen?“
Anzeige erstattet
Bei der NPD-Versammlung in Naumburg sieht man das natürlich anders. Hier ist man der Meinung, dass nun die Geschichte des Holocaust neu geschrieben werden müsse. Dass im Saal auch zwei Staatsschützer das Geschehen verfolgen, scheint weder Püschel noch Haverbeck sonderlich zu beeindrucken. Allerdings hat ihre Form der Beschäftigung mit dem Holocaust deshalb für sie ein Nachspiel: Sowohl gegen Püschel als auch gegen Haverbeck wurde Anzeige erstattet. Das Ermittlungsverfahren gegen Haverbeck wegen Volksverhetzung ist jedoch laut Staatsanwaltschaft Halle mittlerweile eingestellt, in Hinblick auf ein gleichartiges Verfahren mit schwerwiegenderen Vorwürfen gegen die 86-Jährige bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Es könne aber jederzeit wieder aufgenommen werden.
"Es gibt unsererseits keine Zusammenarbeit und Kooperation mit Frau Haverbeck"
Der NPD-Bundesvorstand hatte im Übrigen offenbar keine Kenntnis von der Veranstaltung der Parteifreunde in Sachsen-Anhalt. Parteichef Frank Franz betonte auf Anfrage von "Spiegel Online": "Es gibt unsererseits keine Zusammenarbeit und Kooperation mit Frau Haverbeck." Es handele sich zunächst um eine "Angelegenheit der Kreistagsfraktion“. Püschel sei zwar Vorsitzender der Kreistagsfraktion, aber kein NPD-Mitglied. Dennoch: Angesichts des laufenden Verbotsverfahrens kommt eine NPD-Veranstaltung, bei der der Holocaust offen in Frage gestellt wird, der Partei reichlich ungelegen.
Im Landtag von Sachsen-Anhalt gab es eine kleine Anfrage zu der Saaleck-Veranstaltung mit Haverbeck und inzwischen auch eine Antwort.
- Teil 1: Ermittlungen gegen Haverbeck
- Teil 2: Keine Beweise für die Nichtexistenz des Holocaust