Die Antwort von Thomas Berbner.
Der Panorama Beitrag zur systematischen Benachteiligung von Familien in der Rentenversicherung hat hohe Wellen geschlagen und für eine lebhafte Diskussion gesorgt. Auch eine unserer Interviewpartnerinnen, Anja Uhling, ist mit der Darstellung in Panorama nicht einverstanden. Sie hat sich auf Ihrer Webseite ausführlich zu Wort gemeldet. Panorama dokumentiert Ihren Brief, sowie die Antwort des zuständigen Redakteurs Thomas Berbner. Panorama hat Frau Uhlig angeboten, das ungeschnittene Interview auf unserer Webseite zu veröffentlichen.
Liebe Frau Uhling,
danke für die Kritik. Ihre Empörung kann ich aus Ihrer Sicht verstehen. Ich muß sie allerdings aus sachlichen Gründen dennoch zurückweisen. Wir haben Sie nicht "missbraucht", und unsere Auswahl der Zitate von Ihnen war auch kein unseriöser Journalismus. Wir haben die Teile Ihres Interviews verwendet, bei denen Sie zum Thema des Beitrags sprechen: Zum Generationenvertrag und Ihrer Haltung dazu, zu Ihrer Sicht auf Familien, die über hohe finanzielle Lasten klagen und am Ende auch zum Vorschlag, dass Kinderlose einen höheren Beitrag in der Rentenversicherung leisten sollten. Wir haben bewusst die eher sachlichen Passagen Ihrer Antworten genommen, die eher polemischen, zum Beispiel im weiteren Verlauf Ihrer dritten Antwort, weggelassen. Ich habe nichts dagegen, das ganze Interview bei uns online zu stellen, dann kann sich ja jeder Zuschauer selbst ein Bild machen.
Sie weisen in Ihrem Brief darauf hin, daß Sie sich mit vielen Zahlen und Fakten auf das Interview vorbereitet hätten. Das mag so sein, hat aber nicht dazu geführt, dass Sie tatsächlich auf die wichtigsten Sachverhalte eingegangen wären. Sie sind in dem Interview häufig ausgewichen, haben Sachverhalte falsch und teilweise unvollständig wiedergegeben. Spürbar war Ihr Bemühen, dass Sie bei den "Guten" sein wollten, obwohl ich Ihnen schon vor dem Interview erklärt hatte, es ginge hier nicht um gut oder böse. Niemand greift Sie an, weil Sie sich gegen Kinder entschieden haben, wie kämen wir auch dazu? Das ist eine persönliche Entscheidung, die niemanden etwas angeht.
Wir wollten die Debatte über einen gerechten Weg in der Rentenversicherung abbilden, die zur Zeit Menschen mit Kindern über Gebühr belastet, zudem die fragwürdige Rolle der Politik herausarbeiten. Sie sagen ja in Ihrem Brief nichts zu der Faktenbasis des Beitrags, zum Beispiel der Studie von Professor Werding. Er hat die ungleiche Last bei Familien und Kinderlosen ausgerechnet. Blenden Sie so Argumente aus, die Ihrer Sicht der Dinge widersprechen? Oder behaupten Sie, er habe Unrecht?
Mit dem Zitat des Ökonomen aus den 50er Jahren wollten wir belegen, dass die Politik schon bei der Einführung des umlagefinanzierten Rentensystems auf die Schieflage aufmerksam gemacht wurde. Die Wortwahl von Herrn Schreiber ist drastisch, keine Frage, aber die Schärfe der Debatte war zu allen Zeiten hoch, nicht nur heute nach unserem Bericht. Heute bringen ja eher Kinderlose Polemik und Emotionen in die Debatte ein, teilweise auf eine Art, die durch die Grundlagen unseres Beitrags nicht gedeckt sind. Die Gründe sind sicher vielfältig, haben aber wahrscheinlich nur selten etwas mit unserer Berichterstattung zu tun.
Die Debatte in unserem Forum zeigt mir, dass wir mit dem Thema ein heißes Eisen angepackt haben. Wir stehen weiter zu unserer Berichterstattung.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Berbner
Norddeutscher Rundfunk
Innenpolitik/Panorama