Stand: 29.07.2015 13:39 Uhr

Plattform für Holocaust-Leugner?

von Robert Bongen

"Der Holocaust ist die größte und nachhaltigste Lüge der Geschichte", sagt Ursula Haverbeck. Für sie hat die Massenvernichtung der Juden nicht stattgefunden. Die rüstige 86-Jährige gilt unter Rechtsextremisten als die Ikone des Geschichtsrevisionismus. Regelmäßig tritt sie auf Veranstaltungen auf, um ihre kruden Thesen zu verbreiten. Und damit geht sie mittlerweile ganz offen um - auch im Panorama-Interview. In Auschwitz habe es keine Gaskammern gegeben, die Leichenberge gefälscht, die sechs Millionen Toten eine Lüge. Die verqueren Gedanken Haverbecks sind kaum zu ertragen.

Doch Haverbeck hat viele Anhänger. Die "Holocaust-Lüge" existiert seit dem Ende des Holocausts, und die Zahl der Anhänger wird nicht geringer. Die bisherige Ausblendung dieses Phänomens in den seriösen Medien hat ihnen nicht geschadet, im Gegenteil: Man konnte sich als wehrloses Opfer eines übermächtigen Zensursystems gerieren. Holocaust-Leugner setzen also geradezu auf den Viktimisierungseffekt: Sie wären danach die eigentlichen Opfer. Ihre "Wahrheiten" seien halt nicht zu widerlegen. Dabei sind die Lügen der Holocaust-Leugner zwar endlos, aber meist recht plump und leicht zu widerlegen. Wenn man ihre Lügen also nicht thematisiert, dann kann man sie auch nicht bekämpfen. Wir dokumentieren deshalb hier das Interview mit Ursula Haverbeck - auch um zu zeigen, dass wir in unserem Beitrag nicht manipuliert haben.

VIDEO: Volksverhetzerin Haverbeck: "Den Holocaust gab es nicht" (49 Min)

Haverbeck war sich bewusst, dass sie sich mit einigen ihrer Aussagen strafbar macht. Mehrfach wurde sie bereits wegen Volksverhetzung verurteilt. 2003 verkündete sie auf der Wartburg in Eisenach auf einem Plakat "Den Holocaust gab es nicht". Schon 1963 hatte Haverbeck gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Werner, einem ehemaligen Mitglied der NSDAP-Reichsleitung, das Schulungszentrum "Collegium Humanum" im westfälischen Vlotho gegründet. Regelmäßig traten dort Rechtsextremisten auf. 2008 wurde der lange Zeit sogar als gemeinnützig anerkannte Verein vom Bundesinnenministerium verboten, da er sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik Deutschland richte und durch fortgesetzte Leugnung des Holocaust gegen geltendes Recht verstoße.

Trotzdem gibt es weiterhin Menschen in diesem Lande, die die Gräueltaten des Nazi-Regimes in Frage stellen. Umso wichtiger ist, dass diese Leugner nicht im Verborgenen agieren, sondern dass dies in der Öffentlichkeit thematisiert wird - auch wenn man sie freilich nicht überzeugen kann. "Wie soll man Leute überzeugen, die keine Fakten akzeptieren wollen?", sagt dazu die Auschwitz-Überlebende Eva Mozes Kor im Panorama-Interview. Und die Antwort gibt ausgerechnet einer der Täter, der frühere SS-Mann Oskar Gröning: Die, die den Holocaust leugnen, seien "unrettbar verloren".

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Dieses Thema im Programm:

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