Stand: 24.11.2016 21:06 Uhr

Maschmeyer bestreitet Falschaussage

von Christian Salewski & Oliver Schröm
Der Unternehmer Carsten Maschmeyer. © dpa - Bildfunk Foto: Karlheinz Schindler
Musste vor dem Untersuchungsausschuss aussagen: Carsten Maschmeyer.

Es mag ein wenig überraschen. Aber beim Taschengeld gab es auch im Hause Maschmeyer eine Obergrenze - zumindest solange die Söhne noch nicht volljährig waren. Da tickte der Milliardär keinen Deut anders als andere Väter. Sohn Maurice sei "ja noch nicht mal 18" gewesen, erklärte er der Staatsanwältin.

Also habe Maurice bei dem Aktiengeschäft nur die Hälfte von dem anlegen dürfen, was sein bereits volljähriger Bruder Marcel bewilligt bekommen hat: zehn Millionen Euro. Sohn Marcel, damals schon volljährig, durfte sich mit 20 Millionen Euro an dem Aktienmonopoly beteiligen. "Es ist das erste Investment für die Kinder im Ausland", versicherte Maschmeyer.

Maschmeyer über sich selbst: "kein Finanzprofi"

Bei seiner Vernehmung durch die Kölner Staatsanwaltschaft im April 2015 gewährte Maschmeyer nicht nur Einblick in seine etwas spezielle Art der Kindererziehung. Freimütig gestand der umstrittene Finanzjongleur auch: Er sei "kein Finanzprofi". Aber er "war ein sehr guter Verkäufer". Mit dem Verkauf von Schrottanleihen machte Maschmeyer ein Vermögen - und brachte Tausende Kleinanleger um ihre Altersvorsorge.

Im Dezember 2010 wurde Maschmeyer selbst Opfer seiner Gier. Insgesamt 55 Millionen Euro investierte er zusammen mit seinen Söhnen, seiner Exfrau und seiner jetzigen Ehefrau sowie dem Fußballtrainer Mirko Slomka in sogenannte Cum-Ex-Geschäfte bei der Bank Sarasin in der Schweiz. Auf Empfehlung von Maschmeyer investierte auch der Hamburger Prominentenanwalt Matthias Prinz insgesamt sechs Millionen Euro.

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Ein Trick um Steuern zu sparen

Bei Cum-Ex-Geschäften werden rund um den Dividendenstichtag Aktien zwischen verschiedenen Playern trickreich hin- und hergehandelt, so dass letztlich eine einmal gezahlte Kapitalertragssteuer doppelt rückerstattet wird. Innerhalb von Tagen lassen sich auf diese Weise Millionen verdienen. Nach Schätzungen von Gerhard Schick, Finanzexperte von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, ist dem Staat dadurch ein Schaden von mindestens zwölf Milliarden Euro entstanden. Mittlerweile beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestags mit dem vermutlich größten Steuerskandal in der Geschichte der Bundesrepublik.

Maschmeyer sieht sich als Opfer

Vor dem Bundestagsgremium musste nun auch Maschmeyer aussagen. Bereits im Vorfeld ließ er mitteilen, dass ihm nicht bewusst gewesen sei, dass er damals in Cum-Ex-Geschäfte investiert hatte. Maschmeyer sieht sich vielmehr als Opfer. Das Investment ging schief. Er und seine Freunde und Verwandten verloren die gesamten Einlagen. Erst nach langen juristischen Auseinandersetzungen mit der Bank gelang es, ein Teil des Geldes zurückzubekommen. Er hätte niemals "dieses Investment getätigt", sagte er laut dem Vernehmungsprotokoll der Kölner Staatsanwaltschaft, das Panorama vorliegt, wenn er gewusst hätte, dass es sich "um eine heiße Kiste handelt".

Nie mit Gerhard Schröder gesprochen? 

Gerhard Schroeder und Carsten Maschmeyer bei einem Bundesliga-Spiel von Hannover 96 gegen Borussia Moenchengladbach 2007. © AP Foto: Fabian Bimmer
Unzertrennlich: Gerhard Schröder und Carsten Maschmeyer.

Im Untersuchungsausschuss ging es auch darum, ob Ex-Kanzler Gerhard Schröder auf Empfehlung von Maschmeyer in die umstrittene Cum-Ex-Geschäfte investierte. Maschmeyer verneinte dies. Er habe nie mit Gerhard Schröder oder anderen Politikern, die er kenne, über Geldanlagen gesprochen.

Schröder und Maschmeyer sind seit Jahren eng befreundet. Nach seiner Kanzlerschaft hat Schröder zwei Millionen Euro von dem Finanzjongleur bekommen. Laut Vertrag, der Panorama vorliegt, ging es damals um die Rechte an der Autobiographie des früheren Bundeskanzlers. Dies war bereits während der Kanzlerschaft von Schröder vereinbart worden - und letztlich ein Minusgeschäft für Maschmeyer. Beim Weiterverkauf bekam er nur eine Million für die Buchrechte, für die er einst zwei Millionen in Schröder investiert hatte. Aber der Verlust von einer Million hat die Freundschaft zwischen Maschmeyer und Schröder nicht getrübt. Der Finanzjongleur kümmerte sich weiter um den Ex-Kanzler, nahm ihn gelegentlich auch im Privatflieger mit.

 "Die kennen sich nicht"

Der Grünen-Abgeordnete Schick fragte zum Schluss der fast zweistündigen Vernehmung den Multimillionär, ob sich Gerhard Schröder und Eric Sarasin kennen. Maschmeyer verneinte. Schick hakte nochmals nach, wollte wissen, ob Maschmeyer den Ex-Kanzler und den Bankier zusammengebracht habe. Die Antwort von Maschmeyer: Nein, das sei viel zu kompliziert, einen Ex-Kanzler mit jemandem zusammenzubringen, allein schon wegen der ganzen Personenschützer. "Die kennen sich nicht", sagte Maschmeyer. "Die haben sich nie getroffen."

Hat Maschmeyer gelogen?

Panorama liegt ein Brief von Eric Sarasin an Maschmeyer vor - dessen Inhalt legt nahe, dass der Multimillionär im Untersuchungsausschuss die Unwahrheit gesagt hat. Der Brief von Sarasin an Maschmeyer beginnt mit den Worten: "Seit Ihrem Besuch mit Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder in Basel ist wieder ein Monat vergangenen", schrieb Sarasin an Maschmeyer.

Aufgrund der Veröffentlichung von Panorama musste Maschmeyer gegen Abend erneut vor dem Untersuchungsausschuss aussagen. Dabei bestritt Maschmeyer die Unwahrheit gesagt zu haben. Er räumte ein, dass er mit Schröder "vermutlich 2006 in Basel" war, "bei der Veranstaltung eines Freundes". Maschmeyer: "Vielleicht hat Eric Sarasin mich und Herrn Schröder dort gesehen.“ Aus seiner Sicht kennen sich Schröder und Sarasin nicht.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Carsten Maschmeyer stand im Untersuchungsausschuss unter Eid. Richtig ist, er stand unter Wahrheitspflicht.

 

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 03.11.2016 | 21:15 Uhr

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