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Montag, 30. Oktober 2023, 22:00 bis
22:45 Uhr
Viele Menschen geraten am Ende ihres Lebens in eine Krankenhausmaschinerie, der sie nicht mehr entkommen. Obwohl die meisten Menschen zu Hause sterben möchten, schaffen es doch nur die wenigsten, im Kreise der Familie friedlich einzuschlafen. Mehr als die Hälfte der Menschen sterben auf Intensivstationen, manche in Pflegeheimen, wenige im Hospiz. Woran liegt es, dass das, was die Menschen gerade am Lebensende nicht wollen, doch meistens die Realität ist?
Koma-Fall: Warum wird Patientenverfügung nicht umgesetzt?
Ingrid L. liegt nach einem Herzstillstand seit drei Monaten im Koma und wird beatmet. Ihr Ehemann kämpft verzweifelt darum, dass die Ärzte ihrer Patientenverfügung folgen und sie sterben lassen. "Es ist ein Grauen! So monatelang an den Maschinen zu liegen, das hat sie nie gewollt", sagt er. Die moderne Medizin macht es möglich, Menschen immer länger am Leben zu erhalten. Gerade auf Intensivstationen können Kliniken mit der Behandlung Schwerstkranker aber auch viel Geld verdienen.
Tipps für die rechtliche Vorsorge
Sorgt Fallpauschalensystem für "Überbehandlung" der Patienten?
Intensivmediziner Uwe Janssens hält es für fatal, dass oft wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stünden. "Wir haben ein Überbehandlungsphänomen, das durch den ökonomischen Druck und durch das Fallpauschalensystem zustande kommt."
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) räumt ein, dass Kliniken gerade am Lebensende oft nach ökonomischen Gesichtspunkten entscheiden: "Krankenhäuser sind zum Teil auf diese Behandlungen angewiesen, um Defizite auszugleichen, die wieder dazu führen würden, dass man in anderen Bereichen nicht so gut behandeln kann." Er hofft, mit seiner Krankenhausreform diese wirtschaftlichen Anreize reduzieren zu können.
Auf Janssens Intensivstation im St. Antonius Hospital Eschweiler sterben fast täglich Menschen. Immer mehr hochbetagte kranke Menschen liegen auf unbestimmte Zeit an Beatmungsmaschinen. Regelmäßig setzen sich Ärztinnen und Ärzte, Pflegende und der Seelsorger der Klinik deshalb zur Ethikbesprechung zusammen: Werden Schwerstkranke beim Sterben begleitet oder weiter künstlich am Leben gehalten? Was ist das Therapieziel? Wie ist der Patientenwille? Was ist medizinisch machbar, was sinnvoll? Auch für Ärzte sind die Entscheidungen am Lebensende eines Patienten nie einfach.
Wie geht leidensfreies Sterben zu Hause?
Palliativmediziner Matthias Thöns möchte mehr Menschen vor der Krankenhausmaschinerie bewahren. Er stellt auch als Gutachter Überbehandlungen fest. "Das natürliche Sterben ist aus unserer Gesellschaft in die Kliniken verbannt worden. Viele Menschen sterben erst nach einer Entscheidung zur Beendigung der intensivmedizinischen Behandlung", sagt der Anästhesist. Er begleitet Menschen beim Sterben zu Hause, unterstützt die Angehörigen und möchte den Sterbenden einen leidensfreien Übergang zum Tod ermöglichen.
Wiederbelebung kann neurologische Schäden zur Folge haben
Einen solchen Übergang wünscht sich auch die ehemalige Intensivpflegerin Helma T. Sie ist 89 Jahre alt und hat bei sich zu Hause alle Vorkehrungen getroffen, um eine Wiederbelebung auszuschließen. Auf keinen Fall möchte sie, wenn sie bewusstlos ist, dass Rettungssanitäter sie ins Krankenhaus bringen, wo sie auf unbestimmte Zeit beatmet wird, ohne Aussicht, wieder zu genesen. "So möchte ich nicht sterben. Ich möchte nicht wiederbelebt werden!"
Tatsächlich treten nach Wiederbelebung oft unumkehrbare neurologische Schäden auf, besonders bei hochbetagten Menschen, die längere Zeit bewusstlos waren. Nicht alle machen sich so wie Helma T. Gedanken darüber, wie viel medizinische Versorgung sie am Lebensende wünschen und dass das medizinisch Machbare nicht immer das menschlich Sinnvolle ist.
- Redaktionsleiter/in
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