Ein Studio im Herzen Flensburgs
Das Jahrzehnt begann und endete mit Themen, die das Land erregten. Am Anfang war es die Kreisreform. Im Norden entstand mit Nordfriesland der einzige neue Kreis, der aus drei alten gebildet wurde. Flensburg-Land und Schleswig fanden erst drei Jahre verspätet zusammen. Das Studio Flensburg wurde sogar selbst zum Thema: Der NDR hatte 1974 mehr als 40 Millionen Mark Schulden. Auf einer "Horrorliste" mit Sparvorschlägen stand auch das Studio Flensburg. Darauf fuhr Oberbürgermeister Heinz Adler nach Hamburg. Am 23. Juli 1974 entwarnte "Flensborg Avis": Intendant Martin Neuffer habe dem OB versichert, der NDR bleibe in Flensburg.
Neue Kollegen kamen. Das Studio berichtete verstärkt aus der Region, etwa über die Sturmflut 1976, den Bau der A7 bis Flensburg oder die Brokdorf-Prozesse. Und dann kam zum Jahreswechsel 1978/79 der "Große Schnee". Jetzt schlug die Stunde für das Studio Flensburg. Der Norden war besonders stark betroffen. Angeln, die Region östlich von Flensburg, war über Tage abgeschnitten, ohne Strom und nur über Transistorradio noch in Kontakt zur Außenwelt. Annegret Ströh und Thietmar Hambach hielten die Stellung im Studio und waren in allen ARD-Programmen zu hören.
Drei Länder, ein Sender, fünf Studios
Vor allem die Berichte über den Streit um das Kernkraftwerk Brokdorf lösten die bisher schwerste Krise des NDR aus. Am 9. Juni 1978 kündigte Ministerpräsident Stoltenberg (CDU) den NDR Staatsvertrag. Sein Vorwurf: zu links, zu viel Hamburg, zu wenig Region. Es ging um die Frage, ob der NDR eine Dreiländeranstalt bleiben konnte. Er konnte. Aber der neue Vertrag der Nordländer legte fest, dass neben der Hamburger Zentrale "Landesfunkhäuser" in Hannover, Hamburg und Kiel aufgebaut werden sollten, die je ein eigenes Hörfunkprogramm und ein Regionalmagazin im Fernsehen senden sollten.
Als April im 1981 in Schleswig-Holstein die "Welle Nord" startete, stand vor allem die Nähe zu den Menschen im Mittelpunkt des Konzepts. So behielt der Landesteil Schleswig "sein" Studio Flensburg. In Lübeck, Heide und Norderstedt entstanden 1982 weitere Studios. Kiel mitgerechnet, ist Flensburg seitdem nur einer von fünf Standorten. Doch im Zuge des Aufbaus eines Radio-Vollprogramms wuchsen dessen Aufgaben, nicht zuletzt weil seit Juli 1985 auch private Mitbewerber Radio machten. In dieser spannenden Phase endete im Juli 1988 eine Ära: Nach 38 Jahren in Flensburg und 23 Jahren als Studioleiter ging Rolf-Heinrich Wecken in den Ruhestand.
- Teil 1: Warum Flensburg?
- Teil 2: Ein Studio sucht ein Zuhause
- Teil 3: Vom Studio für ganz Schleswig-Holstein zur Außenstelle
- Teil 4: Die 70er- und 80er-Jahre: Bewegte Zeiten
- Teil 5: Moderne Zeiten: das Studio wird "bimedial"