"Stahlnetz: Dieser Fall ist wahr!"
"Der Polizeibericht meldet" und "Stahlnetz" - die Schwarz-Weiß-Krimis dieser beiden Serien genießen heute Kult-Staturs. Zwischen 1953 und 1968 vom Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) beziehungsweise vom NDR ausgestrahlt, fanden sie schnell ein großes Publikum und begründeten den Ruf des deutschen Fernsehkrimis.
Markenzeichen von Regisseur Jürgen Roland und Drehbuchautor Wolfgang Menge war das Versprechen, "echte" Kriminalfälle zu erzählen. Dazu arbeiteten die Hamburger Fernsehmacher eng mit der Kriminalpolizei zusammen und nutzten deren Ermittlungsakten für ihre Arbeit.
"Echte Kriminalfälle" fürs Fernsehen
Kaum hatte das Fernsehen Ende 1952 seinen regelmäßigen Programmbetrieb aufgenommen, erkannten die Macher die herausragende Bedeutung des neuen Mediums auch für die Polizeiarbeit. Vom 27. bis 29. April 1953 lud der NWDR daher Polizeibeamte aus der ganzen Bundesrepublik zu einem internen Arbeitstreffen nach Hamburg ein. Ziel der Tagung war es, Möglichkeiten einer "Zusammenarbeit zwischen Polizei und Rundfunk" auszuloten. Dabei war auch Carl Breuer, damals Chef der Hamburger Kriminalpolizei, der schon bald eine besondere Rolle spielen sollte. Als eine Idee kristallisierte sich auf dem Treffen eine Fernseh-Reihe heraus, ihr Titel: "Der Polizeibericht meldet". Unter der kreativen Leitung von Jürgen Roland nahm sie bald Gestalt an.
Der Vielseitige - Jürgen Roland
Der 1925 in Hamburg geborene Jürgen Roland war ein Rundfunkmann der ersten Stunde. Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann er bei "Radio Hamburg", dem Vorläufer des NWDR.
Der junge Kriegsheimkehrer war vielseitig talentiert. Er machte sich einen Namen als Reporter, der den Alltag der Trümmerjahre in seiner Heimatstadt dokumentierte. 1948 zog es ihn zum Film. Er assistierte bei berühmten Filmemachern und lieferte 1950 seinen Debütfilm "Zwischen Ebbe und Flut" ab.
Für kurze Zeit ging Roland nach London und besuchte dort die Fernsehschule der British Broadcasting Corporation (BBC). Zurück in Hamburg, begann er sofort für das NWDR-Fernsehen zu arbeiten, das 1950 mit einem Fernsehversuchsbetrieb auf dem Heiligengeistfeld experimentierte. Er interviewte Sport-Prominente und drehte dokumentarische Berichte. Am ersten Weihnachtstag 1952 startete der regelmäßige Fernsehprogrammbetrieb. Roland steuerte die Serien "Der Hauptfilm hat noch nicht begonnen" (1952) und "Das Künstlerportrait" (1953) zum Programm bei. Engagiert griff er auch das "Polizeibericht"-Projekt auf.
Vom Zeitungsmann zum Fernsehautor - Wolfgang Menge
Auch Wolfgang Menge stieg früh in das Polizeiprojekt ein. Der 1924 in Berlin geborene und in Hamburg aufgewachsene Menge hatte in den Nachkriegsjahren für das "Hamburger Abendblatt" und "Die Welt" geschrieben. Doch Menge war nicht nur Auslandskorrespondent und politischer Berichterstatter. Mit den "Adrian und Alexander"-Dialogen stellte er beim Hörfunk auch sein satirisches Talent erstmalig unter Beweis. Als sich ihm die Gelegenheit bot, für den „Polizeibericht“ - und damit auch für das Fernsehen - zu schreiben, ergriff er diese Chance. Sie erwies sich als Sprungbrett für seine Karriere als erfolgreicher Fernsehautor.
- Teil 1: "Echte Kriminalfälle" fürs Fernsehen
- Teil 2: "Die scharfe Waffe Fernsehen"
- Teil 3: Hoch-Zeit für Krimifans