Live vom Ozeandampfer: Das "Hamburger Hafenkonzert"
Doch den richtigen Mix zu finden und die Zuhörerschaft am Sonntagmorgen gezielt anzusprechen, war mitunter schwierig. Das "Hafenkonzert" geriet Anfang der 60er-Jahre in die Krise. Das Radio insgesamt veränderte sich, die Wünsche der Hörerinnen und Hörer wandelten sich. 1964 ging Kurt Esmarch mit 70 Jahren in Pension, schweren Herzens und ein wenig verbittert. Die für das Programm Verantwortlichen mussten jedoch auf Veränderungen drängen. Das bewährte Format musste modernisiert, die Musikauswahl an den Publikumsgeschmack angepasst sowie Ansprache und Gespräche lockerer werden.
Von Hamburg bis Shanghai
Die Leitung des "Hafenkonzertes" übernahm Hermann Rockmann, der Chef der NDR Reportage-Abteilung. Der erfahrene Journalist verstärkte die redaktionelle Mannschaft und sorgte dafür, dass immer neue, interessante Themen aufgegriffen wurden. Auf Rockmann folgte 1982 Kurt Grobecker, der damalige Pressesprecher des Hamburger Hafens. Für knapp 20 Jahre übernahm er das Ruder und sorgte für eine weitere Internationalisierung. So hieß es im Oktober 1986 beispielsweise "Hallo Hamburg - hallo Shanghai!"
Auch Udo Lindenberg sang schon im "Hafenkonzert"
Wenn die "Hafenkonzert"-Mannschaft heute die Sendung mit der Navy-Hymne "Anchors Aweigh" eröffnet, heißt es regelmäßig: "Willkommen zum Hamburger Hafenkonzert. Angeschlossen sind für das Sendegebiet des Norddeutschen Rundfunks die Mittelwellensender von NDR Info spezial, für Europa der Satellit Astra 1 B mit Astra Digital Radio, in Afrika die Namibian Broadcasting Corporation in Windhoek sowie in Australien die Deutsche Stimme der E.B.I. in Adelaide."
Ganz entscheidend schließlich war und ist bis heute die Bandbreite der Musik, die im "Hafenkonzert" gespielt wird. Mit Schlagern knüpfte man erfolgreich an den jeweiligen Mainstream an. Außergewöhnliche Einladungen wie etwa an Udo Lindenberg sorgten für Highlights. Mit Gastorchestern und -kapellen, die "jazzigere" Töne produzierten, öffnete sich in den 70er- und 80er-Jahren schrittweise das Sound-Spektrum. Heute werden maritime Evergreens und Shantys von Swing- und Blues-Nummern, von Pop- und Musical-Melodien ergänzt.
Das "Hafenkonzert" ist Kult geworden. Jung und alt feiern regelmäßig Jubiläumssendungen als Event, so auch im Frühjahr 2010 in einer Ausstellung zur Radiosendung im "Internationalen Maritimen Museum" in Hamburg. Ihr Titel: "Heimat - Hafen - Konzert".
- Teil 1: Radio-Werbung für Hamburg
- Teil 2: "Eine Sendung, die nach Tang und Teer riecht"
- Teil 3: Das "Hafenkonzert" im "Dritten Reich"
- Teil 4: So alt und doch jedes Mal neu