Hermann Blumenthal: Florentiner Mann (1937)
Blumenthal schuf in Italien den Florentiner Mann. Von der Figur existieren drei Bronzegüsse: Einen Abguss erwarb der NWDR 1954.
Der Bildhauer Hermann Blumenthal (1905–1942) schuf Figuren, Porträtköpfe und Reliefs. Seine Menschenbilder strahlen Ruhe und Strenge aus. Die Posen der lebensgroßen Gestalten sind ungewöhnlich, da die Komposition stets aus der eigenen Vorstellung erwächst und nicht am Modell entwickelt wird. Schon während der Ausbildung erhielt der junge Kunststudent zahlreiche Preise und Stipendien. Doch der frühe Erfolg brach mit dem Beginn der Hitler-Diktatur ab. Zwar verhielten sich die Nationalsozialisten ihm gegenüber ambivalent, aber die künstlerische Moderne geriet unter dem Regime ins Abseits, so dass auch Blumenthal die Entfaltungsmöglichkeiten fehlten. Er starb 36jährig als Soldat der Wehrmacht. In den Nachkriegsjahren erhielt der Künstler posthum für kurze Zeit öffentliche Aufmerksamkeit.
Berlin und Italien - die Arbeitsorte
Hermann Blumenthal stammte aus Essen, weitere Lebensstationen waren Berlin, Rom und Florenz. In Berlin arbeitete er in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße, wo er aus Geldnot auch zeitweise lebte. Das Italien-Stipendium der Preußischen Akademie ermöglichte Blumenthal in den Jahren 1930/31 und 1936/37 für Monate finanzielle Unabhängigkeit und schöpferischen Freiraum. Während des zweiten Italienaufenthaltes entstanden seine letzten beiden großen Figuren: der Römische Mann und der Florentiner Mann. Die Plastiken zählen heute zum reifen Hauptwerk des frühverstorbenen Künstlers.
Posthume Wertschätzung zum 50. Geburtstag 1955
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr Blumenthals Werk nach der Auswahl des Florentiner Mannes für die „Dankspende des Deutschen Volkes“, einer Iniviative des Bundespräsidenten Theodor Heuss: Für die humanitäre Hilfe in den ersten Nachkriegsjahren dankte die Bundesregierung dem Ausland mit Kunstwerken. Höhepunkt und zugleich Abschluss der "Dankspende" war 1955 die Übergabe des Florentiner Mannes in Washington an den amerikanischen Präsidenten. Vor der Verschiffung in die USA stellte die Hamburger Kunsthalle den Florentiner Mann für mehrere Wochen prominent in der Eingangshalle auf. Zeitgleich fand eine Gesamtschau von Blumenthals Werk in der Hamburger Galerie Rudolf Hoffmann statt, die im Verlauf des Jahres in fünf weiteren deutschen Städten gezeigt wurde. Darüber hinaus war Blumenthal auf der internationalen Kunstschau 1955, der Dokumenta 1 in Kassel, mit zwei Figuren aus dem Frühwerk vertreten.
Der international anerkannte Spezialist für Skulptur des 20. und 21. Jahrhunderts, Dr. Arie Hartog, ordnet das Werk und die Biografie Hermann Blumenthals ein. Im Gespräch mit Branka de Veer erörtert der Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses den künstlerischen Kontext der 1930er Jahre. Der Kunsthistoriker spannt den Bogen vom Œuvre Blumenthals zum Werk von Gerhard Marcks und Ludwig Kasper in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße in Berlin. Abschließend weist er auf Parallelen zwischen dem Florentiner Mann und der Ätherwelle Friedrich Wields hin.
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