Entzündungshemmende Ernährung bei Multipler Sklerose
Stand: 01.07.2023 16:29 Uhr
Eine entzündungshemmende Ernährung kann helfen, den Verlauf von Multipler Sklerose zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten. Welche Lebensmittel sollten MS-Betroffene essen, welche vermeiden?
MS, eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, ist bislang nicht heilbar. Aber sie ist behandelbar. Für Betroffene geht es darum, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten. Mit gezielter Ernährung können MS-Betroffene versuchen, ihr Immunsystem zu stärken und die Entzündungsaktivität zu hemmen:
Die Ernährung sollte vor allem aus Gemüse, Pilzen, Nüssen und Samen bestehen. Wer täglich verschiedene Gemüsesorten und Kräuter isst, konsumiert viele entzündungshemmende sekundäre Pflanzenstoffe und reichlich gesunde Ballaststoffe.
Unbedingt einzuschränken ist der Fleischkonsum, denn insbesondere rotes Fleisch und Wurst enthalten viele entzündungsfördernde Stoffe. Darunter ist die Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure, die man vor allem in Schweinefleisch und Wurst findet.
Positiv wirken sich dagegen die entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren aus. Omega-3-Fettsäuren finden sich in Leinöl oder sogenanntem Algenöl, außerdem in fettreichem Fisch wie Lachs, Hering und Makrele. Raps- und Walnussöl enthalten ebenfalls kleine Mengen Omega-Fettsäuren.
Zu hoher Zuckerkonsum fördert Entzündungen. Daher ist es sinnvoll, den Verzehr von Kohlenhydraten (etwa Weißbrot, Nudeln) und vor allem von Zucker- und Knabberkram zu begrenzen. Das betrifft auch zum Beispiel Eis oder gesüßte Joghurts und Müslis. Also wenig Snacks essen - wenn, dann am ehesten einen grünen Smoothie (mit reichlich Gemüse), Nüsse, zuckerarmes Obst, dunkle Schokolade.
Bei MS die Darmgesundheit fördern
Ein weiterer Ansatz ist, für mehr gute Darmbakterien zu sorgen: und zwar mit Pro- und Präbiotika. Denn aus ballaststoffreichen Lebensmitteln stellen Darmbakterien wertvolle kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat und Propionat her. Sie werden zur Reparatur der Nervenzellen gebraucht. Propionsäure kann offenbar das Immunsystem stärken: In einer internationalen Studie reduzierte die Gabe zusätzlich zu MS-Medikamenten langfristig die Schubrate. Propionsalz gibt es als Nahrungsergänzungsmittel.
Gluten und Milch weglassen?
Forschende haben Hinweise darauf, dass Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) häufiger zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen wie etwa MS auftritt. Der Zusammenhang ist jedoch nicht klar und noch nicht ausreichend erforscht. Einzelnen Betroffenen kann ein Glutenverzicht Linderung verschaffen, dasselbe gilt für einen Verzicht auf Milchprodukte: Forschende haben gezeigt, dass Casein (Kuhmilcheiweiß) in Mäusen eine Autoimmunreaktion triggern kann, die die Nervenzellen schädigt. Möglicherweise wirkt sich bei einigen MS-Betroffenen Kuhmilcheiweiß ähnlich aus.
Bei der Umstellung auf eine entzündungshemmende Ernährung und insbesondere beim Weglassen/Wiedereinführen von Gluten und Casein sollten MS-Betroffene am besten Ernährungs- und Symptomtagebuch führen. Denn der dauerhafte Verzicht auf glutenhaltiges Getreide und/oder Milchprodukte ist mit größeren Einschränkungen verbunden und nach heutigem Stand nicht allgemein angeraten.
Was essen bei MS: Lebensmittel und Rezepte
Im Folgenden listen wir geeignete Lebensmittel sowie gesunde Rezepte bei Multipler Sklerose (unten auch zum Download).
Empfehlenswert (in Maßen, Glutenhaltiges nach individueller Verträglichkeit): Vollkornbrot; Vollkorngetreideprodukte; Haferflocken, Müsli ohne Zucker; Produkte aus Scheingetreide (Buchweizen, Amarant, Quinoa, alle glutenfrei); Vollkornnudeln, Vollkornreis, Pellkartoffeln
Nicht empfehlenswert: Weißbrot, Toastbrot, Croissant, Knäckebrot, Zwieback, Weizen- und Milchbrötchen, Laugengebäck; Hartweizennudeln, geschälter Reis, Pommes, Kroketten, Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Kartoffelpuffer; Fertiggerichte, Fast Food
1-2 Portionen/Tag - eine große Handvoll reicht aus
Empfehlenswert: alle zuckerarmen Obstsorten; nur in Maßen zuckerreiche Sorten:Ananas, Banane, Birne, Honigmelone, Kaki (Sharon), Mango, Weintrauben, Süßkirsche
Nicht empfehlenswert: gezuckerte Obstkonserven und Obstmus, kandierte Früchte
Empfehlenswert: Leinöl (Herstellung unter Ausschluss von Sauerstoff, Hitze und Licht), Chia-Öl, Hanföl, Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl; zum Braten bei hoher Temperatur: Kokosöl
Nicht empfehlenswert: Schweine- und Gänseschmalz, Palmfett, Mayonnaise, Sonnenblumenöl, Distelöl
max. 2 Portionen/Woche, bis insg. 250 g Rohgewicht
Empfehlenswert: Magerer Aufschnitt wie Corned Beef, Putenbrustaufschnitt; Hühnerfleisch, Putenfleisch, Rinderfilet
Nicht empfehlenswert: Paniertes Fleisch; alle übrigen Wurstwaren und generell Schweinefleisch (wegen des hohen Gehalts an Arachidonsäure) - Aufschnitt, Koch-, Grill-, Brat- oder Bockwurst, Leberwurst, Mettwurst usw.
Eingeschränkt empfehlenswert (nach individueller Verträglichkeit): Buttermilch, Speisequark bis 20 % Fett, Naturjoghurt bis 3,5 % Fett; Milch bis 3,5 % Fett; Käse bis 45 % Fett i. Tr. wie Schnittkäse, Weichkäse, Fetakäse, Mozzarella
Nicht empfehlenswert: Sahne, Crème fraîche; gesüßte Fertigprodukte wie Pudding, Milchreis, Fruchtjoghurt, Fruchtquark, Kakaozubereitungen, Fruchtbuttermilch
Daniela B. hat Multiple Sklerose. Fast alle Medikamente gegen die unheilbare Nervenentzündung hat sie schon ausprobiert. Doc Riedl wählt den Ansatz über die Darm-Hirn-Achse.
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