Bjarne Mädel: Der Mann für skurrile Typen ist 55
Kaum jemand spielt unauffällige Typen so auffällig gut wie er: Bjarne Mädel kann sich vor Angeboten kaum noch retten. Trottelig, nervig, kauzig - so sind sie oft, die Figuren, die er verkörpert. Am Sonntag feierte der Schauspieler seinen 55. Geburtstag.
Genau dafür lieben ihn Zuschauer und Kritiker. Auf die vergangenen Lebensjahre dürfte der aus "Stromberg", dem "Tatortreiniger" und "Mord mit Aussicht" bekannte Schauspieler stolz zurückblicken. 2020 übernimmt Mädel in "Sörensen hat Angst" erstmals selbst die Regie eines Films. Beim Publikum kommt er gut an, er ist äußerst erfolgreich und die Rollen kann er sich schon lange aussuchen. Für Mädel könnte es nicht besser laufen.
Traum vom Profi-Fußball geplatzt
Sein trockener Humor, der immer wieder in seinen Rollen sichtbar wird, zeugt von seiner norddeutschen Herkunft. Mädel kommt am 12. März 1968 in Hamburg zur Welt. Den Großteil seiner Kindheit und Jugend verbringt er in Reinbek - vor allem auf dem Fußballplatz bei der TSV Reinbek, wo er einst von einem Dasein als Profi-Fußballer träumt. "Dafür hat es nicht gereicht", erzählt er NDR Moderatorin Bettina Tietjen in einem Interview. Aber seit er mit sechs Jahren das erste Mal bei einem HSV-Spiel im Volksparkstadion gewesen sei, schlage sein Herz für die Raute - "auch in schweren Zeiten".
Bjarne Mädel als Bürodepp in "Stromberg"
Für den Schauspieler selbst sind längst rosige Zeiten angebrochen. Die Rolle als Bürodepp Berthold "Ernie" Heisterkamp in der ProSieben-Comedyserie "Stromberg" bringt ihm schon vor einigen Jahren den Durchbruch im Fernsehen. Für den Versicherungsangestellten mit fragwürdigen Krawatten und Schweißrändern kam es regelmäßig ganz dick. Der klassische Verlierertyp eben. Einen gewissen Trottelfaktor hat auch der treudoofe Dorfpolizist Schäffer, den Bjarne Mädel in der ARD-Serie "Mord mit Aussicht" bis zu seinem Ausstieg verkörpert. Chronisch überfordert vom Tempo seiner Chefin lautet sein Standardsatz: "Mann, Mann, Mann, ist hier vielleicht wieder was los." Der gemütliche Durchschnittstyp eben. Richtig ernst wird's allerdings 2016, als Mädel im Abtreibungsdrama "24 Wochen" einen Vater spielt, der mit seiner Familie in einem unerträglichen Gewissenskonflikt steckt. Fürwahr harter Stoff, der sich deutlich von dem abhebt, was Mädel bis dahin gemacht hat.
"Schotty" schrubbt weiter
Die Rolle des gründlich schrubbenden Tatortreinigers Heiko "Schotty" Schotte beschert Mädel in den Jahren 2012 und 2013 den Grimme-Preis. Für seine schauspielerische Gesamtleistung wird er zudem 2012 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Auch in den Jahren danach putzt "Schotty" weiter mit einer gehörigen Portion Pragmatismus und trockenem Humor überall die Reste weg, wo gerade gestorben worden ist. Ein schräger Typ eben. An den Leichenfundorten trifft er auf Angehörige und Menschen in emotionalen Ausnahmezuständen - Stoff für jede Menge skurrile Situationen und Paraderolle für Mädel. 2017 wurde die Serie mit dem Deutschen Comedy Preis ausgezeichnet. Der Erfolg des "Tatortreinigers" freue ihn natürlich, sagt der Darsteller. Er hoffe künftig auf mehr Experimente im deutschen Fernsehen. "Die Sender sollen nicht immer auf Nummer sicher gehen und mehr auf Kreativität setzen."
Mädel jobbt als Haustürverkäufer für Putzmittel
Mädel blickt schon auf einige Stationen in seinem Leben zurück. Als Teenager lebt er eine Zeit lang in Afrika, sein Vater arbeitet als Bauingenieur in Nigeria. Eine spannende Zeit für einen Jungen - dort habe er früh begriffen, "wie gut es uns in Deutschland eigentlich geht", erzählt er Bettina Tietjen. Auch in den USA lebt er zeitweise, wo er unter anderem als Haustürverkäufer für Putzmittel jobbt.
Rollen in Theater, Film und Fernsehen
Seinen Hauptberuf lernt der Mann mit dem Faible für ungewöhnliche Rollen ganz klassisch: Er besucht die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam, dann kommen Engagements beispielsweise am Volkstheater in Rostock und dem Schauspielhaus in Hamburg. Es folgen zahlreiche Rollen in Fernseh- und auch Kinoproduktionen. Heute lebt der Schauspieler in Berlin. Wen er gerne mal spielen würde? Nach all den skurrilen Typen, die ihm bisher unterkamen? Jemand, der von Grund auf böse sei, sagt er, das würde ihn reizen.
Mädel führt bei "Sörensen hat Angst" erstmals Regie
Nach seinen Schauspiel-Erfolgen setzt Bjarne Mädel 2020 noch einen drauf. Er spielt die Hauptrolle und führt Regie in "Sörensen hat Angst". In dem Nordsee-Krimi mimt er einen schrulligen Kommissar, den es in den Küstenort Katenbüll verschlägt - und der dort den Tod des Bürgermeisters aufklären muss. Er sei glücklich, weil er so zufrieden mit dem Film sei. "Ich bin wahnsinnig froh mit dem Ergebnis", schwärmt Mädel bei der Premiere seines Regiedebüts auf dem Filmfest Hamburg. Der Film kommt gut an - beim Publikum und bei Kritikern: 2022 erhält Mädel für die Regieführung und seine Darstellung des Kommissar Sörensen den renommierten Grimme-Preis. Dass der Schauspieler erneut hinter der Kamera Platz nimmt, ist nicht ausgeschlossen. Schließlich gibt es schon ein zweites Buch über den Kommissar mit der Angsterkrankungen.