Vendée Globe: Rauschender Empfang für Segel-Popstar Violette Dorange
Violette Dorange hat bei Vendée Globe als 25. das Ziel erreicht und einen Rekord aufgestellt: Mit 23 Jahren ist sie die jüngste Finisherin aller Zeiten bei der Solo-Weltumseglung. Zehntausende Fans bereiteten der jungen Französin einen rauschenden Empfang in Les Sables-d'Olonne.
Violette Dorange schlug fassungslos die Hände vors Gesicht, formte mit ihren Händen ein Herz und brach schließlich kurz vor dem Anlegen mit ihrer Yacht Devenir, mit der sie bei der fordernden Vendée Globe allein um die Welt gesegelt war, in Tränen aus. Die Menge, die den Kanal bei der legendären Jubelfahrt in den Hafen von Les Sables-d'Olonne zur Party-Meile machte, feierte das Segel-Supertalent nur umso mehr und ohnehin wie einen Popstar.
"Ich bin so glücklich, es geschafft zu haben. Die Vendée Globe ist einzigartig, magisch und überragend." Violette Dorange
"Drei Monate lang habe ich kein einziges Gesicht gesehen und nun diese riesige Menschenmenge. Unglaublich! Ich bin immer noch geschockt und überwältigt", sagte Dorange, die am Sonntagmorgen nach 90 Tagen, 22 Stunden und 37 Minuten als 25. von 40 Teilnehmern das Ziel erreichte. "Ich bin so glücklich, es geschafft zu haben. Ich bin meinem Traum gefolgt und es war ein intensives und unvergessliches Abenteuer. Die Vendée Globe ist einzigartig, magisch und überragend."
Staus und Vorfreude auf dem Weg zum Hafen
Schon Stunden vor der Ankunft der Französin, mit 23 Jahren jüngster Finisher aller Zeiten bei der prestigeträchtigen Solo-Weltumseglung, bildeten sich auf den Zufahrten zum Start- und Zielhafen Port Olona lange Staus. Zehntausende waren gekommen, um ihre Heldin in Empfang zu nehmen - darunter auch Kollegen wie Routinier Jean Le Cam, der seine sechste Vendée Globe wenige Tage zuvor als 20. abgeschlossen hatte und Dorange einst unter seine Fittiche genommen hatte. Auf der Devenir war "King" Le Cam vier Jahre zuvor um die Welt gesegelt.
Sieger Dalin fliegt Dorange entgegen
26 Tage nach der Ankunft von Charlie Dalin in Rekordzeit versetzte nun seine Landsmännin Les Sables-d'Olonne erneut in Ausnahmezustand. Der Sieger war der erstaunten Dorange am Vortag kurz vor der Überquerung der Ziellinie in einem Flugzeug der französischen Marine entgegengeflogen und hatte die gefeierte Vendée-Globe-Debütantin vorgewarnt: "Dich erwartet ein Ansturm an Menschenmassen und Medien."
Ein Star in den sozialen Netzwerken
Das auch, weil Dorange ihre Abenteuer und Emotionen sympathisch und authentisch in den sozialen Netzwerken teilte. Hunderttausende waren ihrem Abenteuer virtuell gefolgt, litten und freuten sich mit ihr. 50.000 Fans hatte sie bei Instagram, als sie am 10. November in See stach. Über 550.000 sind es jetzt. Sie kämpfte, sie weinte, ohne zu dramatisieren, sie jubelte und genoss die kleinen Dinge des Lebens.
Sie zeigte Entschlossenheit, Freude und Mut, bewältigte seglerische wie technische Herausforderungen - und ihre Furcht. Gleich zweimal kletterte die bodenständige junge Frau aus La Rochelle in den 29 Meter hohen Mast und hatte Todesangst, doch sie ließ sich nicht unterkriegen. Ein Mensch so weit weg und doch zum Anfassen.
"Angst ist nützlich: Sie hält wachsam", sagt die toughe 23-Jährige, die am 17. April 24 wird. "In schwierigen Zeiten sagte ich mir, dass zu viele Menschen hinter mir stünden, als dass ich aufgeben könnte. Es hat mir enorm geholfen." Warum sie sich überhaupt auf die Herausforderung Vendée Globe eingelassen hat? "Ich wollte zeigen, dass wir auch in jungen Jahren zu Großem fähig sind."
Drei Monate ohne die Lieben
Die französischen Medien überschlugen sich, schwärmten vom "neuen Star" (Ouest-France), dem "Wunderkind im Segelsport" (France 3) und vom "Superstar" (Le Parisien) - einem generationsübergreifenden dazu. Ein Vater unter den Zuschauern erzählte, dass er ein Lied für das abendliche Zähneputzen seiner Tochter erfunden hat: "Violet on the Ocean, Brush Your Teeth". Er lachte und fragte sich, wie es nun weitergehen wird, jetzt, wo das Idol wieder an Land ist.
Auf der Bühne ließ die jüngste Skipperin der Vendée Globe unterdessen zu ihrer Wunschmusik "Kids" von MGMT die Champagnerkorken knallen. Dann fiel sie in die Arme ihre Eltern. "Die Länge des Rennens war schwer zu bewältigen. Drei Monate ohne meine Lieben waren eine lange Zeit", bekannte sie.
"Werde auf jeden Fall wiederkommen"
Zeit will sich der Publikumsliebling nun nehmen und durchatmen, um "alles zu genießen und den Druck abzubauen". Ob das gelingen kann bei all dem Rummel nach dem neuen Höhepunkt einer jungen Karriere, die mit der Fahrt durch den Ärmelkanal und die Straße von Gibraltar in einem winzigen Optimist-Beiboot als 15-Jährige begonnen hat?
So oder so ist für Violette Dorange klar: Das war es noch lange nicht. "Ich denke, ich habe meinen Weg gefunden und werde auf jeden Fall wiederkommen", versprach sie. Ihre Fans werden es kaum erwarten können.
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