Alexander Zverev startet heute voller Zuversicht in die US Open
Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev will bei den US Open endlich den ersehnten Grand-Slam-Titel gewinnen. Mut machen dem Hamburger nach seiner schweren Verletzung 2022 das gute Abschneiden zuletzt in Cincinnati und der Triumph zuhause am Rothenbaum.
Das Programm als Tourist in Manhattan an der Seite von Freundin Sophia Thomalla hinterließ bei Zverev vor dem Start der US Open ein paar Fragezeichen. Nur ein einzelner Strich auf einem Fernseher war im Museum of Modern Art zu sehen, dazu noch ein großer Strohballen als Ausstellungsstück. "Gut, in New York ist es halt Kunst, weil du da kein Stroh in der Stadt siehst", scherzte der 26-Jährige achselzuckend.
Zverev vor US Open in "super Stimmung"
Neben dem Besuch des weltberühmten Museums für zeitgenössische Kunst und des Empire State Buildings genoss der 26-Jährige an seinem freien Tag beim Spaziergang im Central Park noch etwas Ruhe. Der ganz große sportliche Trubel in Flushing Meadows startet für den Hamburger erst am Dienstag - und damit auch der nächste Anlauf für den ersehnten ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier.
Er sei in "super Stimmung" und fühle sich "generell gut", schwärmte Zverev während einer kleinen Medienrunde. Statt in einem der großen Pressekonferenzsäle wie Titelverteidiger Carlos Alcaraz & Co. nahm er in einem Séparée an einem runden Hochtisch im Bauch des Arthur Ashe Stadiums Platz. International steht Zverev noch nicht wieder im ganz großen Fokus.
Voller Zuversicht ins letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres
Dennoch geht der Hamburger dank der vielversprechenden Generalprobe in Cincinnati mit einem Sieg über Daniil Medwedew aus Russland, einer starken Leistung beim Halbfinal-Aus gegen den Serben Novak Djokovic sowie dem erstmaligen Triumph beim Heimturnier am Rothenbaum voller Zuversicht in das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. "Um solche großen Turniere zu gewinnen, brauchst du einfach die guten Matches gegen solche Spieler", sagte Zverev, der mit Djokovic in New York auch eine Trainingseinheit bestritt. "Hoffentlich kann ich hier noch ein paar Schritte weitergehen."
Zverev baut sein Team um
Dafür baute er vor dem Turnier auf eigenen Wunsch sein Betreuerteam auf zwei zentralen Positionen um. Statt des früheren deutschen Tennisprofis Tobias Kamke ist der Russe Michail Ledowskich nach überstandenen Visumproblemen wieder als Trainingspartner dabei. Zudem übernimmt Christoph Seiler die Aufgaben des langjährigen Physiotherapeuten Hugo Gravil.
"Ich brauchte einfach was anderes nach sieben Jahren", begründete Zverev diesen Schritt vor seinem Auftaktmatch beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres. "Die Physioarbeit ist die persönlichste Arbeit. Jemand ist stundenlang bei dir, berührt deinen Körper, er ist dir so nah wie kein anderer. Nach sieben Jahren brauchte ich einen Wechsel und er vielleicht auch." Der Franzose Gravil betreut bei den US Open bereits Félix Auger-Aliassime aus Kanada. Seiler stammt aus dem Rehazentrum, wo Zverev seine Reha nach der schweren Sprunggelenksverletzung bei den French Open 2022 absolviert hatte.
Bandage am Handgelenk: "Nichts passiert, gar nichts"
Die Sorge vor einer weiteren Verletzung wischte er am Wochenende schnell beiseite. "Nichts passiert, gar nichts", sagte der Olympiasieger, nachdem er den Trainingsplatz mit einem bandagierten Handgelenk betreten hatte. Es habe "keine komische Bewegung" gegeben, er habe "keinen Schmerz im Training gehabt" Also alles bestens. "Das geht wahrscheinlich weg in ein, zwei Tagen", war sich Zverev sicher.
"Grundsätzlich traue ich ihm einen Grand-Slam-Sieg bei den US Open zu." Boris Becker über Alexander Zverev
Vor drei Jahren hatte der Hamburger in New York schon kurz vor seinem ersten Major-Triumph gestanden, sich nach 2:0-Satzführung im Endspiel jedoch dem Österreicher Dominic Thiem geschlagen geben müssen. Nach der Verletzung im Sommer 2022 befindet sich der Weltranglistenzwölfte nun wieder auf dem Weg zur alten Topform.
"Er hat das Talent und die Klasse, und grundsätzlich traue ich ihm einen Grand-Slam-Sieg bei den US Open zu", analysierte die Tennis-Legende Boris Becker zuletzt. "Zverev spielt momentan das beste Tennis seit seinem Comeback nach der langen Verletzungspause."
"Im Tennis brauchst du Selbstbewusstsein"
Noch ist Zverevs Zeit aus Sicht von Becker "nicht rum", auch wenn der sechs Jahre jüngere Alcaraz in Wimbledon zuletzt bereits seinen zweiten Grand-Slam-Titel feierte. Im Viertelfinale könnte Zverev nun auf den Jungstar aus Spanien treffen. Was ihn derzeit von Alcaraz und Djokovic, die sich vor knapp zwei Wochen ein episches Finale in Cincinnati lieferten, unterscheidet? "Die spielen ohne Verletzungen die ganze Zeit durch. Tennis ist eine Sportart, wo du Selbstbewusstsein brauchst", sagte Zverev. "Das haben sie - und ich bin immer noch im Aufbau."
Auftaktmatch am Dienstag gegen Vukic
Auf dem Weg zum Duell mit Alcaraz, der gegen den Badener Dominik Koepfer beginnt, ist für Zverev ein Achtelfinale gegen den formstarken Italiener Jannik Sinner möglich. Zunächst muss er aber am Dienstag (17 Uhr) auf Platz 17 im Erstrundenduell mit dem Australier Aleksandar Vukic bestehen. Für den früheren Weltranglistenzweiten weitgehend ein Unbekannter. "Er hat auf Hartplatz ganz gut gespielt", sagte er über die Nummer 51 der Welt. "Ich gehe davon aus, dass er in guter Form ist." Das will auch Zverev beweisen.