Teilnehmende beim Hamburg-Marathon laufen vor der Elbphilharmonie. © WITTERS Foto: FrankPeters

Tausende Jedermänner und ein starkes Elitefeld beim Hamburg-Marathon

Stand: 23.04.2023 09:09 Uhr

Tausende Hobbyläufer und ein hochkarätig besetztes Elitefeld: Der 37. Hamburg-Marathon heute wird ein Spektakel der Superlative. Europameister Richard Ringer und Haftom Welday wollen die Olympia-Norm knacken. Der NDR überträgt noch bis 12.15 Uhr live.

Unvergessen, wie Ringer im August vergangenen Jahres in der Münchner Hitze zu einem spektakulären Schlussspurt ansetzte und bei den European Championships in 2:10:21 Stunden zum EM-Titel rannte. Ein Moment für die Ewigkeit und für Ringer noch immer "eine tolle Motivation, sich die letzten drei Minuten anzuschauen". Dennoch hat der 34-Jährige vom LC Rehlingen den Fokus nach vorne gerichtet. Sein Ziel: die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Jahr.

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In Hamburg will Deutschlands einziger Marathon-Europameister, der in zwei Wochen kirchlich heiratet, frühzeitig die Voraussetzungen für die Teilnahme schaffen - und seine Bestzeit angreifen, die seit April 2021 bei 2:08:49 Stunden steht. Die Olympia-Norm liegt bei 2:08:10 Stunden.

"Unter 2:08 Stunden will ich auf jeden Fall laufen. Ich muss strategisch denken und mit meinen Kräften haushalten", sagte Ringer am Freitag. Bedeutet: Er läuft nicht ganz vorne mit. "Die zweite Gruppe ist für mich perfekt vorbereitet." 64 Minuten sind für die erste Streckenhälfte angepeilt - "danach schaue ich, wie viele Athleten von vorne ich noch bekomme." Seine Ehefrau Nada Ina Pauer wird ihn an der Strecke nach vorne peitschen. 

Schreibt Haftom Welday sein Lauf-Märchen fort?

Auch Haftom Welday, der 2014 aus der äthiopischen Krisenregion Tigray geflohen war und mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, hat Paris im Blick. Sollte nun ausgerechnet in der Hansestadt der Olympia-Traum des Wahl-Hamburgers wahr werden, der sich im vergangenen Oktober in Berlin mit seiner Bestzeit von 2:09:06 Stunden für die WM im August in Budapest qualifiziert hat, wäre seine schon jetzt besondere Karriere um ein Kapitel reicher.

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Marathon-Läufer Haftom Welday © IMAGO/Eibner-Pressefoto Foto: Tino Henschel

Haftom Welday will in Hamburg Olympia-Ticket lösen

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"Ich laufe ganz vorne in der internationalen Gruppe. Ich weiß selber nicht genau, was ich laufen kann, ich bin selber gespannt", sagte er am Freitag. Auf die Frage, ob die angepeilte Halbmarathon-Pace von 62:45 Stunden nicht vielleicht zu schnell sei, antwortete Welday selbstbewusst: "Ich mache das einfach."

Endet die Siegesserie afrikanischer Läufer?

Zu den Favoriten bei den Männern zählen der Kenianer Bernard Koech (2:04:09), der wegen des Flughafen-Streiks in Hamburg 26 Stunden für seine Anreise brauchte, Tsegaye Kebede aus Äthiopien (2:04:38) und der Brasilianer Daniel do Nascimento (2:04:51) mit Hausrekorden jeweils unter 2:05 Stunden. "Ich freue mich sehr in Hamburg laufen zu dürfen und auf die flache Strecke. Da kann man gut Tempo gehen", sagte do Nascimento: "Ich werde hier intelligenter laufen als in New York und das Rennen zu Ende bringen."

Beim Marathon durch die US-Metropole vor fünfeinhalb Monaten war er dem Feld früh enteilt und lag sogar auf Weltrekordkurs, musste dann aber nach 32 Kilometern entkräftet aufgeben. Gewinnt der WM-Achte, würde er die seit 2007 währende Siegesserie afrikanischer Läufer beim Hamburger Marathon beenden.

Äthiopierin Tiruye Mesfin peilt Streckenrekord an

Die Meldeliste bei den Frauen führt die Äthiopierin Tiruye Mesfin an, die im vergangenen Jahr in Valencia 2:18:47 Stunden gelaufen war. Damit ist sie die schnellste Marathonläuferin, die je in Hamburg startet - und will den Streckenrekord angreifen. Den hatte ihre Landsfrau Yalemzerf Yehualaw im vergangenen Jahr fulminant auf 2:17:23 Stunden verbessert. Auch bei den Männern hatte es 2022 eine Bestmarke gegeben, als der Kenianer Cybrian Kotut in 2:04:47 Stunden siegte.

Cheforganisator Frank Thaleiser zeigte sich hinsichtlich neuer Bestmarken bei Männern und Frauen jedoch skeptisch. "2022 war außergewöhnlich", betonte er und verwies zudem auf die Wetterprognosen: "Es sind starke Böen angesagt. Das wird schwierig werden." Um die maximale Prämie von je 20.000 Euro einzustreichen, reichen allerdings Siegzeiten von unter 2:07:30 bei den Männern und unter 2:22:00 Stunden bei den Frauen.

Knapp 12.000 Meldungen für den Marathon

Lokalmatadorin Tabea Themann, die sich im vergangenen Jahr in Valencia auf 2:33:51 Stunden gesteigert hat, will vor heimischer Kulisse ihren Titel erfolgreich verteidigen und wieder Hamburger Meisterin werden. "Ich habe zwei Bestzeiten im Gepäck, im Halbmarathon und über zehn Kilometer. Das Training lief sehr gut. Ich war im Januar zum ersten Mal in Kenia und es war überwältigend, danach lief es einfach super", berichtete sie am Freitag.

Insgesamt haben rund 11.800 Läuferinnen und Läufer für den Marathon gemeldet, zwölf Prozent mehr Teilnehmer als im Vorjahr, aber zwölf Prozent weniger als noch 2019. Halbmarathon und Staffelrennen sind mit 4.570 beziehungsweise 6.280 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausverkauft. Beim Kinder- und Jugendlauf am Sonnabend, dem "Zehntel" über 4,2195 Kilometer, waren mehr als 10.000 Kinder am Start.

Warnstreiks erschweren Anreise

Ärger machen Veranstalter Thaleiser nur die Warnstreiks am Flughafen und bei der Deutschen Bahn, die die Anreise für Teilnehmer von außerhalb Hamburgs und Deutschlands erschweren: "Es ist ein Problem, für das wir nichts können. Aber ob die Menschen nochmal Lust auf Hamburg haben, das sei dahingestellt."

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 23.04.2023 | 09:00 Uhr

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