Schwerer Unfall: Motorradfahrer stirbt bei Ironman-EM in Hamburg
Der Ironman in Hamburg ist von einem schweren Unfall überschattet worden. Ein Motorrad kollidierte auf der Radstrecke mit einem Amateurtriathleten. Der 70 Jahre alte Motorradfahrer erlag nach Polizeiangaben seinen Verletzungen noch an der Unglücksstelle. Das Rennen wurde fortgesetzt. EM-Gold ging an Denis Chevrot, Jan Frodeno wurde Vierter.
Angesichts des Todes des Motorradfahrers war das sportliche Ergebnis am Sonntag allerdings zweitrangig. Der an dem tragischen Zwischenfall beteiligte 27 Jahre alte Sportler erlitt schwere, aber keine lebensgefährlichen Verletzungen. Ein 50 Jahre alter Kameramann auf dem Begleit-Motorrad wurde leicht verletzt und erlitt einen Schock. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht.
"Bei sowas ist alles andere zweit-, dritt- oder fünftrangig. Mein ganz herzliches Beileid an die Verbliebenen." Jan Frodeno
Das Unglück geschah am Spadenländer Hauptdeich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. Zur Unfallursache lägen noch keine weiteren Erkenntnisse vor, teilte die Polizei mit. Die ARD hatte nach dem Unfall entschieden, die Übertragung der Ironman-EM abzubrechen.
"Ich war direkt daneben und habe das Fahrrad in gefühlt tausend Teile zerspringen sehen", sagte ein sichtlich angefasster Frodeno im ARD-Interview. Er hatte erst im Ziel vom Tod des Motorradfahrers erfahren und sprach den Hinterbliebenen des Motorradfahrers sein Beileid aus.
Frodeno: "Sicherheit muss vorgehen"
Der 41-Jährige hatte bereits auf dem Weg raus aus der Stadt ein ungutes Gefühl gehabt. "Ich habe dem Kampfrichter schon 15 Kilometer vorher gesagt, dass das nicht gut endet", so der Olympiasieger von 2008. "Ich weiß, dass das immer medial begleitet werden muss, aber die Athleten-Sicherheit muss vorgehen."
Nach NDR Informationen wurde beim Veranstalter über einen Abbruch diskutiert, doch diese Entscheidung müsse in den USA gefällt werden, hieß es von den Organisatoren vor Ort in Hamburg. In Tampa (Florida) sitzt die World Triathlon Corporation, der die Marke "Ironman" gehört und die sie weltweit vermarktet.
Die Organisatoren äußerten sich erst Stunden nach der Tragödie öffentlich: "Mit großem Bedauern müssen wir den Tod des Motorradfahrers aufgrund eines schwerwiegenden medizinischen Ereignisses bestätigen", hieß es in dem Statement der World Triathlon Corporation. "Unsere Gedanken und Sorge sind bei der Familie, die wir in dieser schwierigen Zeit so gut wie möglich unterstützen werden."
Sportstaatsrat Holstein: Hätten nicht abbrechen können
Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein sagte dem NDR, es habe sich "ein Schatten über das Sportwochenende" gelegt und fügte hinzu: "Wir stehen alle noch ein Stück weit unter Schock." Holstein hatte das Rennen am Morgen selbst gestartet. Beenden können hätten Stadt oder Polizei das Rennen nach seinen Worten aber nicht: "Die Polizei kann Veranstaltungen abbrechen, wenn eine konkrete Gefahr für Leib und Leben besteht. Nur dann haben die Polizei und die Stadt die Möglichkeit, wir greifen hier jetzt ein."
Es gelte nun einige Fragen zu beantworten. Zu den Einzelheiten wollte er sich allerdings nicht äußern. Man müsse Geduld haben und die Ermittlungsergebnisse der Polizei abwarten. Er wies allerdings auch darauf hin, dass diese Strecke bereits jahrelang gefahren werde: "Es hat lange funktioniert. Wir hatten heute das erste Mal die Situation, dass es ein Unglück gegeben hat - und dann gleich ein sehr schlimmes."
Keine Siegerehrung für Europameister Chevrot
Trotz des Todesfalls wurde der Wettkampf nicht abgebrochen. Frodeno belegte bei seinem letzten Rennen auf deutschem Boden in 7:31:39 Stunden den vierten Platz. Der Sieg ging an Titelverteidiger Chevrot (7:26:21) aus Frankreich vor dem Belgier Pieter Heemeryck (7:31:01) und Kristian Högenhaus (7:31:12) aus Dänemark. Die offizielle Siegerehrung fiel aber aus, die für den Abend geplante EM-Party wurde abgesagt.
Frontaler Zusammenstoß
Der Unfall ereignete sich gegen 8.45 Uhr auf einer geraden Strecke, auf der die Straße in beide Richtungen befahren, das Feld also eng aneinander vorbeigeführt wird. Kurz hinter dem Wendepunkt der Radstrecke stieß das Begleitmotorrad, auf dem hinter dem Fahrer noch ein Kameramann saß, frontal mit dem Radfahrer zusammen. Zahlreiche Rettungskräfte und ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz.
Als das Feld die Unfallstelle auf der zweiten Runde wieder erreichte, mussten alle Triathleten absteigen und die Unglücksstelle zu Fuß auf dem Deich passieren, weil die Strecke noch gesperrt war.
"Viel zu viele Motorräder unterwegs"
In der ARD-Liveübertragung hatte der frühere Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle als Co-Kommentator gesagt: "Es sind viel zu viele Motorräder unterwegs." Bedenken hatte es schon vor dem Rennen wegen der an einigen Stellen engen Radstrecke gegeben. Und auch Frodeno unterstrich: "Das war eine völlige Farce. Es war so unfassbar eng, da dürfen keine Motorräder sein."