"Neptun, schone mich" - Herrmann nach Foil-Reparatur wieder auf Kurs
Weltumsegler Boris Herrmann kann nach erfolgreichen Reparaturarbeiten an seinem gebrochenen Backbordfoil die Vendée Globe fortsetzen. An eine Aufholjagd ist aber nicht mehr zu denken. Der Hamburger will die Malizia nur noch "im Rennen nach Hause bringen".
Die Rennyacht des 43-Jährigen war am Donnerstagmorgen um 3:31 Uhr bei einer Geschwindigkeit von 13,7 Knoten vor der Nordostküste Brasiliens mit einem "unidentifizierten Objekt" kollidiert. Herrmann blieb unverletzt, das Foil war jedoch gebrochen und damit unbrauchbar. Immerhin gelang es dem handwerklich begabten Skipper durch verschiedene Reparaturarbeiten die Weiterfahrt zu ermöglichen.
"Prost auf Neptun! Schone mich jetzt bitte. Und an die Malizia: Sei stark." Boris Herrmann beim Feierabendbier
Von den Hoffnungen auf eine Aufholjagd hat er sich aber verabschiedet: "Der Deal ist jetzt nur noch, die Malizia im Rennen nach Hause zu bringen", kündigte Herrmann an, der weiter den zehnten Platz belegt und fügte hinzu: "Ohne externe Hilfe bis zur Ziellinie. Sicher und gesund."
"Scheint zu funktionieren" - waghalsiger Reparatur-Einsatz
In einem Video von Bord ist Herrmanns waghalsige Reparatur zu sehen. Mit einem Winkelschleifer hatte er das Foil zunächst so bearbeitet, dass er es überhaupt wieder einziehen konnte. "Es ließ sich nicht vollständig einfahren, aber immerhin zu 80 Prozent, wodurch ich die Bewegung des geschwächten und gebrochenen Foils mit einer vorne und hinten befestigten Leine stabilisieren konnte."
Aber: Die Seile lösten sich immer wieder. "Also bin ich auf das Foil geklettert, um Löcher in das Foil zu bohren und es festzubinden. Jetzt scheint es zu funktionieren." Drei Seile stabilisieren die Tragfläche in drei unterschiedliche Richtungen.
Herrmann: 12 bis 13 Knoten sollten machbar sein
Die Malizia ist seitdem wieder auf Nord-Nordwest-Kurs: "Ich segle so nah am Wind wie möglich", sagte der 43-Jährige, der das Foil so weit wir möglich einziehen musste, um den Wasserwiderstand durch das beschädigte Teil so gering wir möglich zu halten. Herrmann ist zumindest zuversichtlich, dass er das Ziel "ohne größere Schwierigkeiten" erreichen kann. "Wir können zwar nicht besonders schnell segeln, da macht das Foil dann Probleme, aber ich denke, eine maximale Geschwindigkeit von 12 bis 13 Knoten sollte machbar sein."
Aktuell ist er mit gut 10 Knoten unterwegs. "Wir müssen aber sehen, wie wir diese langsameren Geschwindigkeiten hinbekommen, wenn wir auf starken Wind treffen", gab der gebürtige Oldenburger zu bedenken. "Es ist keine ideale Situation, aber wir geben unser Bestes. Wenn es das Foil zulässt, werde ich so schnell wie möglich segeln."
Herrmann rechnet mit späterer Zielankunft
Noch gut 2.600 Seemeilen trennen Herrmann und seine Malizia vom Ziel vor Les Sables-d'Olonne. Als geschätzte Ankunftszeit gaben die Veranstalter am Freitagvormittag den 23. oder 24. Januar an. Der Skipper rechnet nach den neusten Problemen aber eher mit dem 26. Januar: "Aber lasst uns sehen, wie die nächsten Tage laufen."
"Der Bruch eines solchen Foils ist neben dem Mast- und Ruderbruch das Schlimmste, was einem bei so einem Boot passieren kann." NDR Segelexperte Tim Kröger
Auf weitere Reparaturarbeiten kann Herrmann dabei nur zu gut verzichten. Vor dem Foilschaden hatte er schon Probleme mit seinem wichtigsten Vorsegel, musste die Takelage reparieren und hatte nach einem Blitzeinschlag Probleme mit einigen elektronischen Geräten an Bord.
Erinnerungen an die Kollision vor vier Jahren
Und nun dürften auch Erinnerungen an seine erste Einhand-Weltumsegelung hochgekommen sein. Vor vier Jahren hatte der Malizia-Skipper eine noch deutlich schwerere Kollision gehabt.
Damals war er kurz vor dem Ziel in der Biskaya mit einem spanischen Fischerboot zusammengestoßen und hatte so das Podest verpasst. Kein Wunder, dass es Herrmann jetzt vor allem darum geht, das Ziel zu erreichen: "Sicher und gesund."